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Die Evotec-Aktie kämpft an einer kritischen Schwelle ums Überleben.
Während Bayer einen gemeinsam entwickelten Wirkstoff in die nächste klinische Phase bringt und damit eine Meilensteinzahlung für Anfang 2026 auslöst, verkauft ausgerechnet der Forschungsvorstand massiv Aktien. Die 5-Euro-Marke wurde bereits viermal getestet und hält bisher. Doch wie lange noch? Charttechniker warnen vor einem drohenden Einbruch Richtung 3 oder sogar 2 Euro, sollte diese letzte Verteidigungslinie fallen. Die operative Krise mit Umsatzrückgang und negativem EBITDA verschärft die Lage zusätzlich. Nur ein Übernahmeangebot könnte das Blatt wohl noch wenden. Die Frage ist wann der Boden nachgibt.
Der Vorstand flüchtet - das fatale Signal
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Dr. Cord Dohrmann, Forschungsvorstand und oberster Wissenschaftler bei Evotec, hat Aktien im Wert von über 264.000 Euro verkauft. Ausgerechnet jetzt, wo das Unternehmen in einer seiner schwersten Krisen steckt. Wenn der Mann, der die wissenschaftliche Zukunft des Konzerns verantwortet, aussteigt, dann muss man sich als Anleger ernsthafte Sorgen machen. Was weiß er, was der Markt nicht weiß? Director's Dealings gelten in der Finanzwelt als zuverlässiger Gradmesser für das interne Vertrauen. Und dieses Signal könnte kaum deutlicher sein. Die Zahlen des dritten Quartals zeigen das ganze Ausmaß der Misere. Die Umsätze brechen ein, das bereinigte EBITDA rutscht tief ins Minus. Besonders das Kerngeschäft mit frühen Forschungsdienstleistungen schwächelt dramatisch. Selbst strategische Partnerschaften wie die mit Bristol Myers Squibb können die operative Delle nicht stoppen. Das Management reagiert verzweifelt und verdoppelt die Kostensenkungsziele auf über 60 Millionen Euro.

Charttechnik
Die Charttechnik offenbart ein Bild des Grauens. Bei knapp über 5 Euro hat sich seit Monaten eine trendentscheidende Unterstützungszone etabliert. Viermal ist der Kurs bereits an dieser Marke nach oben abgeprallt. Doch mit jedem Test wird die Zone schwächer. Der Abstand zum 52-Wochen-Hoch von 10,50 Euro ist erschreckend. Eine Verdopplung notwendig. Seit Jahresanfang hat die Aktie erneut deutlich verloren. Die technischen Indikatoren senden schwache Signale. Der RSI ist zwar überverkauft, jedoch ist dies trendbestätigend. Das ist kein gutes Zeichen. Die entscheidenden Widerstände liegen bei 5,60 Euro, dann bei 5,90 bis 6,20 Euro und schließlich bei 6,50 Euro. Sollte die Aktie diese Hürden in schneller Folge nehmen können, wäre eine Erholung denkbar. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt mit jedem Tag. Viel wahrscheinlicher erscheint derzeit das Horrorszenario: Ein stabiler Rutsch unter die 5-Euro-Marke wäre ein massives charttechnisches Verkaufssignal. Dann könnte es schnell Richtung 3 oder sogar 2 Euro gehen. Das Damoklesschwert hängt schwer über der Aktie.
Letzte Hoffnung Übernahme oder der freie Fall?
Die positive Nachricht vom Bayer-Deal wirkt in dieser Situation wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Bayer startet eine Phase-2a-Studie mit dem monoklonalen Antikörper BAY 3401016 gegen das Alport-Syndrom, eine seltene Nierenerkrankung. Die erste Patientendosierung Anfang 2026 löst eine Meilensteinzahlung aus. Der genaue Betrag bleibt geheim, aber für das finanzschwache Evotec ist jeder Zufluss wichtig. Die seit 2016 bestehende Kooperation mit Bayer hat bereits mehrere Wirkstoffkandidaten hervorgebracht. Das zeigt, dass die Forschungsplattform grundsätzlich funktioniert. Doch reicht das? Die einzige realistische Rettung wäre ein Übernahmeangebot. Mehrere Großinvestoren haben in der Vergangenheit Interesse gezeigt, doch konkret wurde nichts. Solange dieses Szenario nicht eintritt, bleibt die Aktie hochriskant.
Was tun?
Die Gesamtsituation bei Evotec ist besorgniserregend. Die Kombination aus massiven Insider-Verkäufen durch den Forschungsvorstand, operativen Problemen mit Umsatzrückgang und negativem EBITDA sowie einer charttechnisch extrem fragilen Lage spricht eine klare Sprache. Die 5-Euro-Marke wurde bereits viermal getestet und könnte beim nächsten Anlauf brechen. Ein Sturz Richtung 3 Euro oder tiefer ist dann wohl kaum aufzuhalten. Die Meilensteinzahlung von Bayer Anfang 2026 und die Pipeline-Fortschritte sind zwar positiv, können aber die fundamentalen Probleme nicht lösen. Selbst der Sandoz-Deal ändert an der prekären Lage wenig. Nur wer auf ein Übernahmeangebot spekulieren möchte, kann mit kleinstem Einsatz dabeibleiben. Für alle anderen gilt: Vorsicht bei dieser Aktie. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die letzte Verteidigungslinie hält oder ob Evotec in den freien Fall übergeht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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