
© Foto: Volkswagen AG
Die Volkswagen-Aktie überrascht zum Jahresende mit einer beeindruckenden Rally.
Seit Anfang November haben die Vorzüge um über 15 Prozent zugelegt und damit den jahrelangen Abwärtstrend durchbrochen. Die starke Wochenkerze signalisiert neues Kaufinteresse, doch der überhitzte RSI könnte kurzfristig für eine Verschnaufpause sorgen. Experten sehen mittelfristig Potenzial bis 120 Euro, wenn der Konzern die angekündigten Sparmaßnahmen erfolgreich umsetzt. In China läuft das Geschäft trotz harter Konkurrenz weiter stabil, während in Europa die E-Auto-Verkäufe 2026 deutlich anziehen sollen. CEO Oliver Blume setzt mit einem 160-Milliarden-Investitionsplan bis 2030 klare Prioritäten auf den Heimatmarkt. Die Frage ist nun: Kann VW die Erwartungen erfüllen und den Turnaround schaffen?
Überraschende Kehrtwende
Nach viereinhalb Jahren Talfahrt mit Schwankungen zeigt die Volkswagen-Aktie plötzlich Lebenszeichen. Von 143,20 Euro im Februar 2022 ging es runter bis auf knapp unter 80 Euro im November 2024. Ein herber Kursverlust, der selbst hartgesottenen Anlegern zusetzte. Zwölf Monate dümpelte der Kurs grob gesagt zwischen 90 und 100 Euro vor sich hin. Dann kam Anfang November die Wende. Bessere Absatzzahlen aus Europa, wachsende Akzeptanz der E-Modelle von VW und Skoda sowie politische Diskussionen über ein mögliches Verbrenner-Comeback in der EU gaben Rückenwind. Die Folge: Ein Kurssprung um über 15 Prozent binnen fünf Wochen. Die Zahlen aus China liefern weiteren Grund für vorsichtigen Optimismus.
Sparprogramm und strategische Neuausrichtung
Oliver Blume lässt Taten folgen. Der VW-Chef hat die Investitionen bis 2030 auf 160 Milliarden Euro begrenzt. Ursprünglich waren allein für die fünf Jahre bis 2029 noch 165 Milliarden eingeplant gewesen. Eine Kürzung um fünf Milliarden Euro, die deutlich macht: Der Konzern meint es ernst mit dem Sparkurs. Der Fokus liegt klar auf Europa, während China und die USA an strategischer Bedeutung verlieren. In China machen heimische E-Auto-Hersteller das Leben schwer, in den USA drohen Importzölle. Selbst die Ertragsperle Porsche kämpft mit Absatzschwäche in beiden Regionen. Die Sparmaßnahmen werden konkret spürbar. Am 16. Dezember endet in der prestigeträchtigen Gläsernen Manufaktur in Dresden die Fahrzeugproduktion. Ein symbolträchtiger Schritt, der zeigt: Bei VW wird nicht nur geredet, sondern gehandelt. Problematisch bleibt die Situation in Osnabrück. Dort protestieren Hunderte Mitarbeiter, weil die Produktion des T-Roc Cabrio Mitte 2027 ausläuft und kein Nachfolgemodell in Sicht ist. 2.300 Arbeitsplätze hängen in der Schwebe.

Charttechnik
Aus technischer Sicht hat die VW-Vorzugsaktie in den vergangenen Wochen wichtige Hürden genommen. Der Ausbruch aus dem monatelangen Seitwärtstrend gelang mit hohem Volumen. Die starke Wochenkerze der letzten Handelstage unterstreicht das neue Kaufinteresse. Der Kurs notiert aktuell bei knapp unter 107 Euro und hat damit den Abwärtstrendkanal klar nach oben durchbrochen. Das nächste Etappenziel ist das Jahreshoch bei knapp 114 Euro aus dem April 2025. Von dort sind es nur noch wenige Prozent nach oben. Allerdings zeigt der RSI-Indikator bereits überkaufte Werte. Das könnte kurzfristig eine Konsolidierung auslösen. Eine Verschnaufpause im Bereich von 100 bis 105 Euro wäre gesund und würde die Basis für den nächsten Anstieg schaffen. Wird das Jahreshoch überwunden, öffnet sich charttechnisch der Weg bis 120 Euro. Mittelfristig halten Experten sogar 120 - 130 Euro für realistisch, sofern die operativen Verbesserungen wie geplant eintreten. Das überaus günstige KGV rückt dabei wieder stärker in den Fokus der Anleger.
Was tun?
Die charttechnische Erholung ist beeindruckend, der RSI mahnt aber zur kurzfristigen Vorsicht. Fundamental bleibt die Lage angespannt. Das dritte Quartal schloss mit Verlust ab. Doch genau hier liegt die Chance: Viele schlechte Nachrichten scheinen bereits eingepreist. Der strikte Sparkurs, die Konzentration auf Europa und die stabilen Absatzzahlen in China deuten darauf hin, dass VW die Wende schaffen könnte. Wer auf eine operative Verbesserung ab 2026 findet hier eine Aktie mit Turnaround-Potenzial. Das Kursziel von 120 Euro und mehr erscheint bei erfolgreicher Umsetzung der Strategie erreichbar. Ein schrittweiser Einstieg mit Blick auf mögliche Konsolidierungen im Bereich um 100 Euro bietet sich somit möglicherweise an.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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