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Die Puma-Aktie lebt seit Wochen von Übernahmefantasien. Doch was passiert, wenn kein Käufer kommt?
Die Realität sieht düster aus. Das Unternehmen steckt in der tiefsten Krise seiner Geschichte, die Zahlen sind miserabel und Analysten sehen den fairen Wert teilweise bei nur 15 Euro. Ohne einen Retter könnte der Kurs dramatisch einbrechen. Vielleicht wartet ein schlauer Käufer auch einfach ab, bis Puma noch billiger wird. Bei 10 Euro könnte sich eine Übernahme dann sicherlich noch mehr lohnen. Die Frage ist wann die Luft raus ist aus dem spekulativen Höhenflug. Anleger, die jetzt noch auf das große Übernahme-Geschenk hoffen, könnten ein böses Erwachen erleben.
Die gefährliche Wette auf einen Käufer
Ende November schossen die Puma-Aktien plötzlich nach oben. Von knapp 16 Euro ging es binnen Tagen auf 21 Euro. Der Grund war simpel: Übernahmegerüchte machten die Runde. Angeblich soll der chinesische Konzern Anta Sports Interesse an dem angeschlagenen Sportartikelhersteller haben. Die Börse drehte durch. Anleger kauften wie wild in der Hoffnung auf eine satte Übernahmeprämie. Doch seither ist nichts passiert. Gar nichts. Die Aktie dümpelt jetzt wieder bei 20 Euro herum. Manche Tage geht es runter, manche hoch. Aber ein konkretes Angebot? Fehlanzeige. Stattdessen melden sich die Analysten zu Wort und die haben wenig Gutes zu sagen. Die DZ Bank sieht den fairen Wert bei gerade mal 19,80 Euro. Die kanadische Bank RBC ist noch skeptischer und senkte ihr Kursziel sogar auf 17 Euro. Am härtesten urteilt J.P. Morgan mit einem Ziel von nur 15 Euro. Das liegt deutlich unter dem aktuellen Kurs. Die Rechnung ist einfach. Wenn kein Käufer kommt, muss die Aktie wieder auf ihre fundamentale Bewertung zurück. Und die liegt meist unter 20 Euro. Die Familie Pinault, die knapp 30 Prozent der Anteile hält, will angeblich 40 Euro pro Aktie sehen. Das ist realitätsfern. Selbst optimistische Analysten schätzen einen fairen Übernahmepreis auf höchstens 25 bis 30 Euro. Aber wer will schon einen Krisenkonzern für das Doppelte seines aktuellen Werts kaufen?
Das operative Desaster geht weiter
Abseits der Spekulationen sieht es bei Puma richtig übel aus. Das Unternehmen durchlebt eines der schlechtesten Jahre seiner Geschichte. Im dritten Quartal fuhr Puma einen Nettoverlust von über 62 Millionen Euro ein. Der Umsatz bröckelt, die Marktanteile schwinden. Das Management hat einen radikalen Sparkurs angekündigt. 1.400 Stellen sollen gestrichen werden. Die Produktpalette wird zusammengestrichen. Das sind Massnahmen aus der Verzweiflung heraus. Analysten erwarten erst für 2027 eine echte operative Wende. Bis dahin wird durchgelitten. Der neue Chef Arthur Hoeld versucht zwar, mit Flagship-Stores und Marketing-Offensiven gegenzusteuern. Aber das kostet Geld, das Puma eigentlich nicht hat. Die Lage ist so ernst, dass selbst Hedgefonds wie Bridgewater Associates auf fallende Kurse wetten. Sie haben Leerverkaufspositionen aufgebaut. Das bedeutet: Die grossen Player rechnen mit deutlich tieferen Kursen. Wer will einen derart angeschlagenen Sportartikelhersteller überhaupt kaufen? Anta Sports hätte zwar das Geld dafür. Aber warum sollten die Chinesen jetzt zuschlagen, wenn sie in ein paar Monaten vielleicht deutlich günstiger einsteigen können? Sollte der Kurs auf 15 oder gar 10 Euro fallen, wäre eine Übernahme viel attraktiver. Die Pinault-Familie müsste dann ihre Preisvorstellungen massiv senken oder zusehen, wie ihr Investment weiter schmilzt.

Charttechnik
Aus technischer Sicht steht Puma an einem kritischen Punkt. Der Kurs liegt knapp über den beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) bei etwa 21 Euro. Das ist die letzte wichtige Unterstützung. Fällt die Aktie darunter, gibt es bis 17 Euro kaum noch Halt. Der Relative-Strength-Index liegt bei 53. Das bedeutet: Viele Anleger haben schon gekauft, die Käuferseite ist ausgedünnt. Neue Impulse fehlen. Die nächste charttechnische Unterstützung liegt bei 17 Euro. Darunter wird es gruselig. Das könnte einen Rutsch bis 15 Euro bedeuten. Ohne neue Nachrichten zu einer Übernahme dürfte die Aktie Stück für Stück nachgeben. Die Spekulanten werden ungeduldig und verkaufen. Die Fundamentalinvestoren sehen keinen Grund zum Kauf. Das ist eine toxische Mischung. Die technischen Indikatoren liefern ebenfalls dann Verkaufssignale. Wer jetzt noch drin ist, sollte sich das gut überlegen.
Was tun?
Die Puma-Aktie ist derzeit ein reines Spekulationsobjekt ohne grundsolide Basis. Die letzten Unternehmenszahlen waren katastrophal, die operative Entwicklung bleibt schwach und eine Besserung ist frühestens 2027 zu erwarten. Charttechnisch steht die Aktie vor einem möglichen Absturz, wenn die 21-Euro-Marke nicht hält. Fundamental rechtfertigen die aktuellen Geschäftszahlen bestenfalls einen Kurs von 15 bis 17 Euro. Die Übernahmefantasien könnten sich schnell in Luft auflösen, wenn kein konkretes Angebot kommt. Sollte Anta Sports oder ein anderer Käufer wirklich ernsthaftes Interesse haben, wäre es klüger, noch ein paar Monate zu warten, bis der Kurs weiter gefallen ist. Bei z. B. 10 Euro würde sich eine Übernahme richtig rechnen. Anleger sollten sich nicht nur auf eine Wette verlassen, die auf vagen Gerüchten basiert.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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