
© Foto: Infineon Technologies AG
Der Münchner Chipkonzern steht an einer entscheidenden Wegmarke. Während die Partnerschaft mit Lenovo neue Perspektiven im Autogeschäft eröffnet, kämpft das Unternehmen mit schwachen Zahlen aus Österreich und einer verhaltenen Nachfrage.
Die Aktie bewegt sich seitwärts und wartet auf den nächsten großen Impuls. Für Anleger wird jetzt eine charttechnische Schlüsselzone zum Zünglein an der Waage. Steigt der Kurs über 40,50 Euro, winkt ein Kursziel von 55 Euro. Scheitert der Ausbruch, droht ein Rückfall unter 30 Euro. Die nächsten Wochen dürften zeigen, wohin die Reise geht. Das Spannungsfeld zwischen Automobil-Schwäche und KI-Hoffnung macht die Aktie zu einem interessanten Fall für mutige Investoren. Doch Vorsicht ist geboten, denn es ist und bleibt bei Infineon kompliziert.
Lenovo-Kooperation
Infineon verstärkt die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Technologiekonzern Lenovo. Gemeinsam wollen beide Unternehmen softwaredefinierte Fahrzeuge mit Künstlicher Intelligenz voranbringen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Hochleistungsrechnern für autonomes Fahren. Lenovos Domänencontroller werden dabei mit Infineons AURIX-Mikrocontrollern kombiniert. Die Lösung soll Autonomiestufen von Level 2 bis Level 4 abdecken. Thomas Böhm, der bei Infineon für Automobil-Mikrocontroller verantwortlich ist, sieht darin einen wichtigen Schritt für sichere Datenverarbeitung im Auto der Zukunft. Das Autogeschäft bleibt für Infineon existenziell. Rund die Hälfte der Gesamtumsätze stammte aus diesem Segment. Mit einem Marktanteil von etwas mehr als 10 Prozent ist der Konzern weltweit führend bei Automobil-Halbleitern. Die Übernahme des Automotive-Ethernet-Geschäfts von Marvell im August 2025 unterstrich diese Strategie.
Verluste in Österreich
Während die strategischen Weichenstellungen stimmen, hapert es an anderen Stellen. In Österreich fuhr Infineon im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 48 Millionen Euro ein. Im Vorjahr hatte man noch 151 Millionen Euro Gewinn gemacht. Der Umsatz stieg zwar leicht auf 4,76 Milliarden Euro, doch das kann die Ertragsschwäche nicht kaschieren. Schuld daran ist vor allem die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie und dem Konsumentenbereich. Die Fertigung leidet unter der anhaltenden Krise. Das Management hofft auf Besserung durch das KI-Geschäft. Stromversorgungslösungen für Rechenzentren sollen 2026 etwa 1,5 Milliarden Euro Umsatz beisteuern. Um die Profitabilität zu verbessern, setzt Infineon auf einen Sparkurs. In Österreich wurden bereits 190 Stellen abgebaut. Per Ende September beschäftigte der Konzern dort noch 5.790 Mitarbeiter.

Charttechnik
Aktuell notiert die Aktie bei rund 35,90 Euro und damit etwa sieben Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 38,52 Euro. Seit Jahresanfang hat das Papier rund 15 Prozent zugelegt. Damit blieb es deutlich hinter dem DAX zurück, der im gleichen Zeitraum über 20 Prozent gewann. Beide wichtigen SMAs (50er und 200er) liegen unterhalb des Kurses. Damit ist klar, dass der Aufwärtstrend intakt ist. Jetzt wird es spannend. Gelingt der Sprung über 40,50 Euro, öffnet sich der Weg nach oben. Das Kursziel läge dann eventuell sogar bei 55 Euro. Diese Marke ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Hoch bei 40 Euro und dem Tief bei 25 Euro. Diese 15 Euro Spanne nach oben angelegt führt zu 55 Euro. Scheitert der Ausbruch jedoch, droht Gefahr. Dann könnte die Aktie wieder unter 30 Euro rutschen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Käufer genug Kraft haben. Am 4. Februar 2026 stehen die Zahlen zum ersten Quartal an. Sie dürften klären, ob sich die strategischen Maßnahmen bereits in den Margen niederschlagen.
Was tun?
Das Unternehmen hat die richtigen Partnerschaften geschlossen und besetzt Zukunftsmärkte wie KI und autonomes Fahren. Die Marktführerschaft bei Automobil-Chips ist beeindruckend. Doch die operative Entwicklung enttäuscht. Verluste in Österreich und eine schwache Dynamik im Kerngeschäft werfen Fragen auf. Der Sparkurs mag langfristig helfen, kurzfristig bleibt die Unsicherheit. Analysten trauen der Aktie im Konsens einen Anstieg auf über 43 Euro zu. Das klingt solide, ist aber ein ganzes Stück entfernt von den ambitionierten 55 Euro, die bei einem charttechnischen Ausbruch möglich wären. Die Bewertung erscheint moderat, das Risiko aber auch. Wer auf die Aktie setzt, sollte Geduld mitbringen und die Marke von 40,50 Euro im Blick behalten. Konservative Anleger warten besser die Quartalszahlen Anfang Februar ab. Dann wird vielleicht klarer, ob Infineon den Turnaround schafft oder weiter im Seitwärtstrend verharrt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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