19.12.2025 -
Die Dimensionen des KI-Trends sind immer schwerer zu greifen. Zu gigantisch sind die Summen, die Amazon, Meta, Oracle & Co. zuletzt in immer neue Datencenter-Projekte gesteckt haben. Klar ist nur, dass es im kommenden Jahr noch mehr wird. Ich versuche es ihnen einmal so zu veranschaulichen: Insgesamt wird bis 2030 mit Investitionen in Datenzentren sowie der dazugehörenden KI-Infrastruktur von fünf bis sieben Billionen US-Dollar gerechnet. Das ist - wenn auch über fünf Jahre verteilt - rund ein Fünftel des gesamten US-BIPs. Man darf also mit Fug und Recht von einem enormen Wagnis sprechen, das - wenn schon nicht aus Sicht jedes einzelnen beteiligten Unternehmens - dann doch bitte zumindest aus Sicht der US-Wirtschaft insgesamt dringend aufgehen sollte.
Das Problem bei der Sache ist: Ob die Rechnung aufgeht, werden wir sehr wahrscheinlich frühestens in ein paar Jahren wissen. Und mit aufgehen meine ich Produktivitätszuwächse in vielen Bereichen der Volkswirtschaften weltweit bei gleichzeitig ausreichend hoher Zahlungsbereit der Kundschaft für das "Produkt" künstliche Intelligenz.
Mit dieser Unsicherheit umzugehen, ist die Aufgabe für uns Anleger. Diskussionen über eine vermeintliche Blase führen aus meiner Sicht so lange in die Irre, bis nicht wirklich klar ist, wie groß der Kuchen sein wird, den die Unternehmen später unter sich aufteilen werden. Daraus lässt sich ableiten: Besteht bis auf weiteres die Bereitschaft der Hyperscaler massiv in den Ausbau von Datenzentren zu investieren und sind diese gleichzeitig nach wie vor in der Lage ihre Gewinne zu steigern, besteht aus meiner Sicht keine ernsthafte Gefahr, dass der KI-Hype abebbt. Ganz im Gegenteil.
Neben dem KI-Trend wird das Jahr 2026 ganz klar im Zeichen der steigenden Staatsausgaben stehen, was den Märkten ebenfalls schmecken dürfte. Die Fiskalpolitik übernimmt dabei im kommenden Jahr den Staffelstab von der Geldpolitik, die zuletzt durch Zinssenkungen die Wirtschaft angeschoben hat (und in den USA vielleicht sogar auch noch zu Beginn des Jahres 2026 tun wird). In Deutschland wurde ein Paket geschnürt, das vom Volumen her jenem nach der Wiedervereinigung gleicht. Auch in UK und Japan soll das Geld des Staates wieder mit volleren Händen ausgegeben werden. Den Vogel abschießen - wie soll es anders sein - werden natürlich wieder einmal die USA. Dank des "One Big Beautiful Bills" bleibt das Staatsdefizit unverändert hoch und damit nicht nur die Frage, ob Trump sich den Sieg in den Midterms kaufen kann, sondern auch, wie ernsthaft die Diskussion über die Schuldentragfähigkeit in den USA wieder aufs Tapet gehoben wird.