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Die Rheinmetall-Aktie galt lange als Liebling der Börse. Doch die goldenen Zeiten scheinen vorerst vorbei zu sein.
Während Friedensgespräche zur Ukraine die Anleger verunsichern, zeichnet sich im Chart ein äußerst bedrohliches Bild ab. Experten entdecken eine gefährliche Schulter-Kopf-Schulter-Formation, die noch durch eine hängende Schulter verschärft wird. Die Warnsignale häufen sich. Falls die Aktie eine bestimmte kritische Marke unterschreitet, drohen Kurse von 1.000 Euro und darunter. Was Anleger jetzt unbedingt wissen müssen und warum selbst optimistische Fundamentaldaten die technische Schwäche nicht ausgleichen können.#
Politische Winde drehen sich gegen Rüstungswerte
Die Stimmung an den Märkten hat sich gedreht. Noch vor wenigen Monaten schien die Aktie des Düsseldorfer Rüstungskonzerns unaufhaltsam. Das Papier legte binnen zwölf Monaten phänomenal zu. Doch seit dem Rekordhoch im Mai bricht die Dynamik zunehmend weg. Die diplomatischen Bemühungen rund um die Ukraine setzen dem Kurs massiv zu. Anleger befürchten, dass ein möglicher Waffenstillstand die Nachfrage nach Rüstungsgütern deutlich dämpfen wird. Diese Sorge erscheint nicht unbegründet. Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine, den USA und europäischen Partnern nehmen konkretere Formen an. Die Märkte reagieren nervös auf jede Nachricht aus den Verhandlungsräumen. Zwar betont das Management, dass selbst nach einem Frieden in der Ukraine der Bedarf an militärischem Gerät hoch bleiben werde. Die europäischen NATO-Länder würden weiter aufrüsten. Auch der Auftragsbestand von 63 Milliarden Euro und das geplante Sondervermögen des Bundes sprechen für eine solide Auftragslage. Doch die Börse honoriert diese Argumente derzeit nicht. Der Kurs verlor allein in der vergangenen Woche weiter. Die psychologische Komponente wiegt schwerer als nüchternes Zahlenwerk. Sobald das Wort Frieden fällt, verkaufen die Investoren. Das Bundeskartellamt gab zwar grünes Licht für ein Gemeinschaftsprojekt mit KNDS zur Entwicklung eines neuen Kampfpanzers. Die positive Nachricht verpuffte aber wirkungslos. Der Kurs sackte trotzdem ab.
Umbau zum reinen Verteidigungskonzern belastet
Rheinmetall vollzieht gerade einen radikalen strategischen Wandel. Das Unternehmen trennt sich von seinem zivilen Geschäft. Die Sparte Power Systems soll bis zum ersten Quartal 2026 verkauft werden. Verhandlungen mit zwei Interessenten laufen bereits. Dieser Schritt führt zu einer einmaligen Abschreibung von rund 350 Millionen Euro. Die Summe belastet die Bilanz erheblich. Allerdings verspricht die Fokussierung auf das Rüstungsgeschäft langfristig deutlich höhere Margen. Die operative Marge soll 2025 auf bis zu 19 Prozent steigen. Die Planung sieht eine Aufteilung in fünf Segmente vor. Kampffahrzeuge sollen 13 bis 15 Milliarden Euro Umsatz bringen. Die Munitionssparte wird mit 14 bis 16 Milliarden Euro kalkuliert. Air Defence soll drei bis vier Milliarden beisteuern. Der Digitalbereich inklusive Satelliten wird mit acht bis zehn Milliarden Euro veranschlagt. Die Marine-Sparte fügt weitere fünf Milliarden hinzu. Die militärische Sparte der Lürssen-Werft soll bis 2026 übernommen werden. Es fehlt nur noch die staatliche Genehmigung. Kooperationen mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo und Lockheed bei Raketenprojekten sind ebenfalls geplant. Auf dem Papier klingt das alles beeindruckend. Die Börse quittiert diese Zukunftsmusik jedoch mit Gleichgültigkeit. Die kurzfristige Belastung durch die Abschreibung wiegt schwerer als die langfristigen Gewinnaussichten.

Charttechnik
Die charttechnische Analyse liefert ein geradezu erschreckendes Bild. Im Chart hat sich eine klassische Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet. Diese gilt unter Chartexperten als eines der zuverlässigsten Umkehrsignale. Noch bedrohlicher wird die Situation durch die hängende rechte Schulter. Diese Variante verstärkt das negative Signal erheblich. Die Nackenlinie dieser Formation verläuft bei etwa 1.450 Euro. Sollte der Kurs unter diese kritische Marke fallen, wäre das ein massives Verkaufssignal. Die mathematische Projektion dieser Formation deutet auf ein Kursziel von 1.000 Euro und darunter hin. Das wäre ein Rückschlag von rund 35 Prozent vom aktuellen Niveau. Aktuell notiert die Aktie knapp unter dem 200er und dem 50er SMA bei 1.666 Euro. Diese wichtige Durchschnittslinien drohen sich zu schneiden. Das ist ebenfalls ein deutliches Warnsignal! Der Schwung des vorherigen Aufwärtstrends ist deutlich gebrochen. Die Aktie befindet sich aktuell bestenfalls in einer Konsolidierungsphase, eher aber einer Abwärtsphase, die sich noch beschleunigen könnte. Charttechnische Unterstützungen finden sich zwischen 1.480 und 1.500 Euro. Diese Marken werden getestet. Bei einem Bruch dieser Zone wären die nächsten Haltelinien erst zwischen 1400 und 1415 Euro zu finden. Danach folgt ein fast luftleerer Raum bis 1300 Euro. Diese Spanne nach unten zeigt die massive Unsicherheit. Die Gefahr eines Abrutschens überwiegt deutlich.
Was tun?
Fundamental betrachtet ist das Unternehmen solide aufgestellt. Die strategische Neuausrichtung als reiner Verteidigungskonzern verspricht höhere Margen. Der Bundestag hat kürzlich über 50 Milliarden Euro für Rüstungsprojekte freigegeben. Die europäische Aufrüstung läuft auf Hochtouren. Analysten wie die Deutsche Bank und Jefferies halten an ihren Kaufempfehlungen fest. Sie sehen Kursziele deutlich über dem aktuellen Niveau. Dennoch überwiegen die negativen Faktoren derzeit, denn die Charttechnik sendet massive Warnsignale. Die gefährliche Schulter-Kopf-Schulter-Formation mit hängender Schulter ist ein eindeutiges Verkaufssignal. Die politischen Risiken durch mögliche Friedensgespräche zur Ukraine belasten schwer. Die Börse reagiert äußerst sensibel auf jede Nachricht aus den Verhandlungen. Die kurzfristige Belastung durch die 350 Millionen Euro Abschreibung beim Verkauf der zivilen Sparte drückt zusätzlich. Die kritische Marke von 1.450 Euro rückt bedrohlich nah. Ein Unterschreiten würde den Weg frei machen für Kurse um 1.000 Euro. Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich deutlich verschlechtert.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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