
© Foto: fn Symbolbild
Der Hamburger Biotech-Konzern Evotec taumelt. Die Aktie notiert noch knapp über der 5-Euro-Marke, aber nur wenige Cent vom Jahrestief entfernt. Gleichzeitig verkauft der Forschungsvorstand Aktien. Wenn das oberste Wissenschaftsgremium aussteigt, muss man sich als Anleger ernsthafte Fragen stellen. Der Großaktionär Novo Holdings hat sich bereits zurückgezogen, die Umsätze brechen ein, das EBITDA ist tief im Minus. Die 5-Euro-Marke wurde bereits mehrmals getestet. Wie lange hält diese letzte Verteidigungslinie noch? Charttechniker warnen vor einem drohenden Crash einige Euro-Etagen tiefer. Kommt noch ein Übernahmeangebot, dass das Ruder noch herumreißen kann?
Verkauf des Forschungsvorstands lässt Kurse purzeln
Der Verkauf durch Dr. Cord Dohrmann, den obersten Wissenschaftler bei Evotec, war denkbar schlecht von der Zeit her geplant. Über 264.000 Euro hat er aus seinen Aktien gezogen. Das Signal könnte kaum schlechter sein. Wenn der Mann, der die Pipeline und die Zukunftsprojekte des Konzerns verantwortet, sein Vertrauen verliert, dann läuten bei jedem Anleger die Alarmglocken. Director's Dealings gelten in der Finanzwelt als verlässlicher Gradmesser. Und dieser Gradmesser zeigt nach unten. Die Zahlen des dritten Quartals liefern keine Entwarnung. Die Umsätze sind rückläufig, das bereinigte EBITDA rutscht ins Negative. Besonders das Kerngeschäft mit Forschungsdienstleistungen schwächelt massiv. Selbst wichtige Partnerschaften wie die mit Bristol Myers Squibb können die operative Delle nicht kompensieren. Das Management reagiert verzweifelt und verdoppelt die Sparziele auf über 60 Millionen Euro.
Charttechnik
Zuletzt hat sich bei knapp über 5 Euro eine trendentscheidende Unterstützung etabliert. Der Kurs ist bereits mehrfach an dieser Marke abgeprallt. Doch mit jedem Test wird die Zone schwächer. Die Aktie notiert aktuell bei 5,37 Euro. Das 52-Wochen-Tief ist nicht weit entfernt. Die technischen Indikatoren senden düstere Signale. Der RSI notiert bei 41 und würde schon wieder Platz nach unten lassen. Der Kurs notiert unter beiden wichtigen SMAs (50er und 200er). Das bedeutet. Mittel- und langfristig ist der Trend gen Süden gerichtet. Recht wahrscheinlicher erscheint von Tag zu Tag mehr ein Horrorszenario. Ein stabiler Rutsch unter die 5-Euro-Marke wäre ein massives Verkaufssignal. Dann könnte es schnell einige Etagen tiefer gehen. Fällt die 5, kann auch schon bald die 0 auf dem Kurszettel stehen.

Was tun?
Guter Rat ist bekanntlich teuer. Aber was hier teuer werden könnte, wäre ein Festhalten an der Aktie. Die Gemengelage aus den Vorstands-Verkäufen, dem Umsatzschwund, negativen Ergebnissen und einem Chart, der schon beim Anblick für Investoren furchteinflössend wirkt, ist für seriöse Anleger brutal. Die Aktie erscheint immer weniger investierbar zu sein. Der Rückzug von Novo Holdings verstärkt die Unsicherheit zusätzlich. Die 5-Euro-Marke wurde bereits mehrfach getestet. Ein weiterer Test könnte sie brechen. Ein Sturz Richtung 0 oder ein paar Cent darüber ist nicht auszuschließen. Die Meilensteinzahlung von Bayer Anfang 2026 ist zwar positiv, löst aber nicht alle Probleme. Auch der Verkauf des Standorts Toulouse an Sandoz bringt zwar Geld, aber dennoch löst auch das nicht alle Probleme. Das bereinigte EBITDA soll bei 30 bis 50 Millionen Euro landen. Das sind keine starken Zahlen. Langfristig will das Management bis 2028 wieder zu zweistelligen Wachstumsraten und einer EBITDA-Marge von über 20 Prozent zurückkehren. Ob das gelingt, ist höchst fraglich. Auch aus mehreren Großinvestoren, die in der Vergangenheit Interesse an Evotec gezeigt haben, ist nichts geworden. Kein Deal kam zustande. Wer vielleicht doch noch auf das Glückslos und auf ein Übernahmeangebot spekulieren möchte, kann mit kleinstem Einsatz an Evotec festhalten. Alle anderen sollten überlegen, was zu tun ist, denn wenn einmal die 0 vorm Kurs steht, dürfte es zu spät sein. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die 5 Euro-Marke hält. Jedenfalls ist das Risiko eines Totalverlustes nicht auszuschließen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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