
© Foto: FN Symbolbild für den Börsencrash im April 2025
Lohnt sich jetzt der Einstieg - oder kracht die Aktie weiter in den Keller? Während Chefvolkswirt El-Erian mit düsteren Prognosen durch die Medien zieht und ein 50-prozentiges US-Rezessionsrisiko in den Raum stellt, rauscht die Allianz-Aktie deutlich nach unten. Vom Allzeithoch aus verlor sie bereits deutlich prozentual mehr als zweistellig und notierte zwischenzeitlich bei nur noch 290,10 Euro. Gleichzeitig wittern mutige Investoren bereits ein Schnäppchen und trieben den Kurs am Montag kurzzeitig von 290,10 wieder auf über 320 Euro hoch. Die große Frage lautet nun: Haben die Crash-Propheten recht, oder liegen die Dividenden-Fans und Allianz-Bullen richtig?
Börsen-Crash - Warum die Allianz plötzlich wie ein Risikokonzern wirkt
Am Montag verlor die Allianz-Aktie innerhalb kürzester Zeit einige Prozentpunkte ihres Wertes und riss damit sogar den gesamten DAX teilweise mit in die Tiefe. Der Hintergrund ist eine explosive Mischung aus den von Trump angedrohten Strafzöllen, sich verschärfenden Rezessionsängsten und internen Turbulenzen im Unternehmen. In Sachsen räumen langjährige Vertreter ihre Büros, teils notgedrungen mit Anfang 60, während Analysten nervös auf die 200-Tage-Linie blicken, die aktuell bei etwa 300 Euro liegt. Die Botschaft ist klar: Selbst Versicherungen gelten aktuell nicht mehr als sichere Häfen. Doch wer nur auf die Kursschwankungen schaut, übersieht das große Ganze. Denn trotz des Abverkaufs bleibt die Allianz ein echtes Cash-Monster. Der Umsatz im Jahr 2024 lag bei stolzen 152,7 Milliarden Euro, und der Gewinn belief sich auf beeindruckende 11,5 Milliarden Euro. Das reicht locker, um die höchste, bzw. eine der höchsten Dividendenrenditen im DAX auszuschütten - derzeit etwa 5,03 Prozent. Zudem liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei günstigen 12, unter dem von Siemens oder BASF. Unterm Strich schwimmt der Konzern im Geld - doch an der Börse zählt momentan eher das Motto: "Sell first, ask later."
Nicht selektiv ausgewählte Aktien fallen, sondern wenn dann alles.
Charttechnik:
Ein Blick auf den Chart zeigt, wie entscheidend die aktuelle Phase ist. Die Zone rund um 300 Euro gilt als wichtige Unterstützung, denn dort verläuft auch in etwa aktuell die 200-Tage-Linie, die ein oft beachteter Indikator für langfristige Trends ist. Am Montag zeigte sich diese Marke zunächst als regelrechter Betonwall. Aber auch diese wurde zumindest kurzfristig durchbrochen, später aber wieder zurückerobert und von da an zum weiteren Anstieg genutzt. Wer auf eine längerfristige Bodenbildung hofft, sieht hier eine gute Einstiegschance. Umgekehrt liegt der nächste markante Widerstand bei 330 und darüber bei 335 und 340 Euro. Sollte die Aktie diesen Bereich überwinden, wäre das für charttechnisch orientierte Anleger ein starkes Kaufsignal - der Weg nach oben wäre frei. Im schlimmsten Fall allerdings, sollte der Kurs unter 290 Euro rutschen, droht ein weiterer Absturz in Richtung des 52-Wochen-Tiefs bei knapp unter 240 Euro. Die Allianz Aktie ist derzeit, aufgrund der Schwankungen, nichts für absolut Sicherheitsorientierte. Man könnte z. B. jetzt stückweise einsteigen, oder wartet ab, ob die US-Notenbank (Fed) durch Zinssignale für Beruhigung sorgt. Der RSI jedenfalls lässt mit einem Wert unter 50 Platz für beide Richtungen.
Was tun?
Die Faktenlage spricht eine klare Sprache. Auf der Habenseite stehen eine fette Dividende, eine grundsolide Bilanz und eine geografisch breit gestreute Geschäftstätigkeit. Die Allianz ist schließlich nicht ausschließlich vom US-Markt abhängig. Auf der Risikoseite stehen jedoch gewichtige Themen: El-Erians düstere Konjunkturprognosen, mögliche wirtschaftspolitische Schocks durch Trump und Umstrukturierungen im Inland.
ABER: Ein oft übersehener Pluspunkt: Allianz gilt als systemrelevant. Wenn große Versicherer ins Straucheln geraten, droht ein gesamtwirtschaftlicher Kollaps - und spätestens dann dürfte die Europäische Zentralbank eingreifen. Der Konzern ist gewissermaßen "too big to fail".
Mutige könnten die aktuelle Kursschwäche als Chance sehen. Ein Einstieg bei rund 300-310 Euro, also in unmittelbarer Nähe der 200-Tage-Linie, ist durchaus eine spekulative Überlegung wert. Ein Stop-Loss knapp unterhalb von 290 Euro begrenzt das Risiko, während ein Kursziel von 350 - 380 Euro als durchaus realistisch erscheint, wenn sich die Lage entspannt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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