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Ein Millionen-Deal, ein rätselhafter Kurssturz und der Verdacht auf Insider-Spielchen. Die Mutares-Aktie steckt mitten drin, statt nur dabei. Die Beteiligungsgesellschaft verkaufte kürzlich Anteile an Steyr Motors und kassierte satte 74 Millionen Euro. Doch die Talfahrt hält an. Steyr rauschte von 384 auf 50 Euro ab, Anwälte ermitteln. Gleichzeitig glänzt Mutares mit einem neuen Alcura-Verkauf. Ist das Chaos jetzt die Chance oder ein Fall für die BaFin? Wir versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Steyr-Affäre - Ein Deal mit Nachgeschmack
Mitte März ging es rund. Die Steyr-Aktie, erst seit Oktober 2024 an der Börse, schoss wie eine Rakete auf 384 Euro hoch - nur um Tage später auf 50 Euro, mittlerweile sogar noch weniger, abzustürzen. Auslöser war eine Adhoc-Mitteilung von Mutares. Die Münchener Beteiligungsgesellschaft hatte angekündigt, ihren Streubesitz an Steyr zu reduzieren und nutzte den Hype, um Anteile zu verkaufen. Für Mutares war das ein lukrativer Zug. Rund 74 Millionen Euro flossen wohl in die Kasse. Doch der Deal hat einen faden Beigeschmack. Mehrere Anwaltskanzleien prüfen nun, ob Insider vorab informiert waren. Es richt nach Pump and Dump. Über 100 Anleger haben sich wohl schon bei einigen Kanzleien gemeldet, die auf Schadensersatz hoffen. Die BaFin schaut routinemäßig hin, doch Beweise für Insiderhandel sind oftmals schwer zu finden.
Für Mutares-Chef Johannes Laumann ist das kein Thema. Wir sind weiterhin von Steyr überzeugt, betont er. Immerhin hält Mutares noch 40 Prozent der Anteile. Doch das Vertrauen der Anleger liegt nach dem Crash erstmal in Scherben.
Alcura-Verkauf und Wachstumsziele
Trotz der Steyr-Turbulenzen gibt es gute Nachrichten. Mutares verkaufte den Geschäftsbereich Alcura France an die Santé Cie Group. Das war ein weiterer Coup im Portfolio. Zudem glänzen die Zahlen. Für 2024 erwartet Mutares Group einen Umsatz von 5,7 - 6,3 Mrd. Euro. Für die Mutares Holding ist ein Jahresüberschuss von 108 - 132 Mio. Euro erwartet. In 2028 sollen es bereits 200 Mio. Euro sein.
Der aktuelle Kurs von rund 33 Euro mit Stand vom 16. April wirkt vor diesem Hintergrund günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 7 ist im Branchenvergleich eher ein Schnäppchen, vorausgesetzt, das Wachstum klappt wie erhofft und angenommen. Doch die Risiken bleiben. Steyr trägt mit einem Auftragsbestand von 200 Millionen Euro bis 2027 zwar zur Stabilität bei. Doch der Imageschaden durch die Affäre lastet schwer.
Charttechnik
Der Chart der Mutares-Aktie gleicht einem spitz nach oben verlaufenden Dreieck, das wieder unten angekommen ist. Nach dem Steyr-Verkauf sackte der Kurs und im Rahmen der späteren weltweiten Turbulenzen auf unter 25 Euro ab. Im Tief bei 24,10 Euro, erholte sich aber auf fast 35 Euro wieder. Die Volatilität ist hoch, hier geht es fast Prozentweise hoch und runter.
Eine wichtige Unterstützung liegt aktuell bei 30 Euro. Ein Bruch dieser Marke könnte Panikverkäufe auslösen, wobei das Kursziel dann bei 25 bis 28 Euro liegen würde.
Ein relevanter Widerstand zeigt sich nach oben hin bei 35 Euro. Ein Durchbruch darüber würde frische Kaufsignale senden, mit einem möglichen Ziel bei 40 Euro.
Der RSI liegt bei 55 - 60 . Das bedeutet, dass die Aktie weder überhitzt noch unterverkauft ist und Spielraum nach beiden Seiten besteht.
Kurzfristig hängt alles am weiteren Verlauf der BaFin-Ermittlungen und neuen Deals. Langfristig könnte die Strategie aufgehen - wenn Mutares die Skepsis überwindet.
Tradingidee(n)
Mutares ist kein risikoloses Investment und auch nichts für schwache Nerven. Die Steyr-Affäre belastet und die Volatilität bleibt noch hoch. Doch wer eine Zockermentalität mitbringt, könnte profitieren.
Im ersten Szenario könnte ein Kauf per Stopp-Buy bei 35,05 Euro erfolgen. Dies würde voraussetzen, dass die Aktie die 35-Euro-Marke mit hohem Volumen überwindet. In diesem Fall könnte das Vertrauen zurückkehren und neue Deals den Kurs stabilisieren. Das Ziel läge dann bei 40 bis 45 Euro bis zum Jahresende. Fundamentale Stützen wären die Wachstumsziele sowie das günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis.
Im zweiten Szenario könnte ein Kauf im Bereich 26 - 26,50 Euro sinnvoll sein. Dies würde eintreten, wenn die BaFin-Ermittlungen eskalieren oder es zu Steyr-Abschreibungen kommt. In diesem Fall bestünde das Risiko eines Absturzes auf 25. Ein konsequenter Stopp-Loss sollte unter 24,50 Euro gesetzt werden. Eine Erholung wäre dann bis eventuell 30-33 Euro möglich.
Die Skandale bieten kurzfristig Zündstoff - doch die fundamentalen Daten und die Deal-Maschinerie stimmen optimistisch. Wer das Risiko managt, etwa durch einen klaren Stopp-Loss, könnte hier langfristig punkten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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