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RWE lag seit Langem auf der "Ausfallliste" der DAX-Topwerte. Kaum Schwung, kaum Kursbewegung, bis vor ein paar Wochen. Mittendrin hat der Hedgefonds Elliott fünf Prozent Anteil gekauft und den Versorger ordentlich in Bewegung gebracht. Gleichzeitig strafft das Management Investitionen und setzt klare Renditeziele. Kann so aus dem Anlagenriese ein Wachstumsstar werden oder bleibt doch alles beim so wie es ist? Ein genauer Blick auf die Strategie, Zahlen und Charttechnik zeigt, warum Anleger jetzt genauer hinsehen sollten.
RWE zieht die Zügel an
RWE hat in den vergangenen Jahren mit massiven Investitionen in Wind und Sonne die Energiewende vorangetrieben. 2024 floss ein zweistelliger Milliardenbetrag in neue Projekte. Doch mit sinkenden Strompreisen geriet die Kapitaldecke unter Druck und die Renditen blieben hinter den Erwartungen zurück. Das Management reagierte und kündigte im Herbst an, Offshore-Vorhaben in den USA zurückzufahren oder auf Eis zu legen. Mit der am 20.3. veröffentlichten Jahresbilanz gibt RWE klare Zahlen vor: Ab sofort sollen bis 2030 zehn Milliarden Euro weniger in den Ausbau fließen. Das ist ein deutliches Signal für mehr Investitionsdisziplin und den Fokus auf Projekte mit mindestens 8,5 Prozent Rendite. Wer diese Hürde nicht schafft, wird keine Mittel mehr bekommen.
Parallel dazu läuft bereits ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis Q2/2026. Damit reduziert RWE automatisch die Anzahl seiner ausstehenden Aktien und könnte das Ergebnis je Papier somit aufwerten. Als nächster Schritt wird in Fachkreisen über ein weiteres Rückkaufpaket spekuliert. RWE-Chef Markus Krebber verspricht, so die Kapitalallokation noch stärker am Wertzuwachs für die Aktionäre auszurichten. Die Botschaft ist klar. Es soll mehr Wertsteigerung für die Aktionäre entstehen.
Fundamentale Daten
Die Erlöse aus erneuerbaren Erzeugungsanlagen erreichten erstmals über die Hälfte des Konzerngewinns. Die Dividende für 2025 soll sogar weiter um 0,10 Euro von 1,10 ausgehend auf 1,20 Euro steigen. Somit ergibt sich eine Dividendenrendite von über 3 Prozent, was für Anleger weiterhin ein Anker in turbulenten Märkten ist.
Aktuelle Studien von JP Morgan und RBC Capital Markets zeigen, wie hoch das Potenzial von RWE eingeschätzt wird. Während JP Morgan ein Kursziel von 47,50 Euro nennt und auf fast 50 Prozent Kurspotenzial verweist, bestätigt RBC seine Outperform-Einschätzung mit 45,50 Euro. Beide Analysten betonen den defensiven Charakter von RWE, warnen aber vor den Risiken einer möglichen Rezession. Politische Unsicherheiten, insbesondere über US-Zölle auf erneuerbare Technologien, gehen auch an RWE nicht einfach vorbei.
Charttechnik
Im Chart zeigt sich RWE in einer kurzfristigen Aufwärtsbewegung. Seit Mitte Februar geht die Aktie ausgehend von knapp 28 Euro bis zuletzt auf 34,66 Euro im Verlaufshoch. Aktuell pendelt sie um die 34-Euro-Marke, ohne sich deutlich in eine bestimmte Richtung abzusetzen. Die 50-Tage-Linie bietet aktuell Halt nach unten, während die 200-Tage-Linie bei rund 36 Euro als starke Hürde fungiert. Zumal auch der RSI oben an der 70er Marke angelangt ist, dürfte ein Überschreiten nicht ganz einfach werden. Ein deutlicher Ausbruch jedoch darüber wäre das Signal für neue Nachfrage und könnte die Aktie in Richtung 40 Euro und darüber den Kurs antreiben. Fällt der Kurs hingegen unter die Unterstützung bei 30,50 Euro, wäre eine neue Abwärtswelle in Richtung 28 Euro denkbar. Die Volatilität liegt seit einigen Wochen jedoch auf einem niedrigen Niveau und deutet darauf hin, dass viele Anleger auf den nächsten Impuls warten.
Was tun?
Fundamentale Stärken wie stabile Umsätze und ein klarer Dividendenfokus treffen auf ungelöste Unsicherheiten rund um politische Rahmenbedingungen in den USA und auch Deutschland. Charttechnisch fehlt der Aktie aktuell der nächste Impuls über 36 Euro, um nach oben hin auf- und auszubrechen.
Wer will, wartet auf den Bruch der 36-Euro-Marke. Dann wäre das nächste Kursziel um 40 Euro und darüber hinaus bei 45 Euro in Sicht. Langfristig scheint RWE ein solides Versorgerunternehmen mit klarer Strategie zu bleiben.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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