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Nach längerer Konsolidierung macht Thyssenkrupp wieder von sich reden. Mit einem Kursumfeld um 9,40 Euro nähert sich der Titel erneut der psychologisch wichtigen Marke von 10 Euro. Gleichzeitig sorgt die Marine-Tochter TKMS mit einem großen U-Boot-Deal und einer Allianz mit Fincantieri für Schlagzeilen. Die Kombination aus Rüstungsauftrag, Kostendisziplin und erneuter Chartstärke weckt Phantasien bei Investoren. Doch ist das nur ein kurzes Aufflackern oder der Startschuss für eine echte Trendwende?
TKMS als Zugpferd
Thyssenkrupp profitiert derzeit vor allem von der Phantasie seiner Tochter Thyssenkrupp Marine Systems. TKMS sicherte sich jüngst einen prestigeträchtigen Auftrag für die Philippinen und bildet zusammen mit dem italienischen Schiffsbauer Fincantieri eine strategische Allianz zur Lieferung moderner U212-UBoote. Diese Partnerschaft hat nicht nur militärisch großen Wert angesichts regionaler Spannungen im Südchinesischen Meer, sondern zeigt auch das Potenzial einer eigenständigen Marinetochter. Beobachter erwarten, dass TKMS noch in diesem Jahr an die Börse gebracht wird, wobei Thyssenkrupp noch die Hälfte der Anteile behalten könnte. Ein solcher Börsengang könnte stille Reserven heben und frische Mittel freisetzen, die dem Mutterkonzern zugutekommen. Die Perspektiven für TKMS laufen insofern parallel zur gesamten Aktie. Gute Nachrichten aus der Rüstungssparte befeuern die Stimmung.
Fundamentale Entwicklung
Auf Konzernebene präsentiert sich das Zahlenwerk von Thyssenkrupp solide, aber nicht spektakulär. Der Umsatz verharrt in einem relativ stabilen Bereich. Gleichzeitig hat das Management um Vorstandschef Andreas Michaelis das Ziel ausgegeben, die Kapitalrendite zu steigern und unrentable Bereiche weiter zu straffen. Kostensenkungsprogramme und der Fokus auf margenstarke Geschäftsfelder sollen dabei helfen, wieder einen gangbaren Weg zu profitablerem Wachstum zu finden. Neuestes Beispiel ist die klare Priorisierung von Investitionen in die Marinetechnologie und in grüne Stahlproduktion, während traditionelle Sparten auf Effizienz gebracht werden. Bisherige Analystenstimmen z. B. von JP Morgan (Dominic O´Kane) nahm zwar das Kursziel von 4,10 Euro auf 6,50 Euro nach oben, bestätigte aber seine "neutrale" Einschätzung. Die Aktie liegt ja aktuell schon deutlich über dem Kursziel von 6,50 Euro.
Charttechnik - Wichtige Marken im Blick
Auf Sicht der letzten Monate hat die Thyssenkrupp-Aktie eine solide Aufwärtsbewegung gestartet. Nach einem Tief Anfang Januar diesen Jahres im Bereich von knapp unter 4 Euro kletterte der Kurs bis auf - im Verlauf im Februar - knapp über 11 Euro und steht aktuell immer noch mitten in einer kurzfristigen Erholungswelle. Die 50-Tage-Linie agiert aktuell als Unterstützung und trägt den Kurs. Gelingt der Ausbruch über die magische Marke bei 10 Euro, könnte die Aktie rasch in Richtung 11 oder sogar 12 Euro oder sogar in Richtung 14-15 Euro laufen. Ein Bruch unter 8 Euro würde hingegen das bisherige Bild wieder eintrüben und das Abwärtstrendsignal erneut aktivieren. Die Volatilität bleibt aktuell eher moderat, doch jeder Impuls aus der TKMS-Sparte oder aus dem Kerngeschäft kann hier schnell für Bewegung sorgen.
Was tun?
Thyssenkrupp bleibt ein klassischer, spekulativer Turnaround-Kandidat. Zwar ist er schon um die ersten mehr als 100 Prozent gestiegen, doch längerfristig kommt die Aktie noch von deutlich höheren Kursen. So stand die Aktie in 2008 noch über 45 Euro. Die Fundamentaldaten sind recht stabil, die TKMS-Geschichten sorgen für Aufmerksamkeit und Phantasie. Charttechnisch hat die Aktie erste Ansätze einer Trendwende bereits gezeigt, bedarf aber klarer Bestätigung mit einem Anstieg über die 10 Euro Marke nach oben. Kurzfristig könnten Anleger bei Kursen unter 9 Euro nachkaufen, um von einem möglichen Ausbruch zu profitieren. Wer hingegen Sicherheit sucht, wartet auf den Sprung über 10 Euro und setzt einen engen Stopp-Loss unter 8,50 oder 8 Euro. Insgesamt bietet Thyssenkrupp Chancen, bleibt aber abhängig von der Umsetzung der Strategie und weiteren Impulsen aus der Marine- und Stahlsparte. Eine neutrale Haltung mit flexibel anpassbarem Risiko-Management erscheint daher geboten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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