
© Foto: Symbolbild von Pixabay auf Pexels
Rheinmetall überrascht im ersten Quartal mit einem massiven Umsatz- und Gewinnsprung. Die vorläufigen Zahlen zeigen, wie sehr das Verteidigungsgeschäft den Konzern antreibt und Forderungen aus Deutschland für eine nie dagewesene Auftragswelle sorgen. Doch wie belastbar ist dieser Aufwärtsdrang, wenn Vorzieheffekte wegfallen und der Chart neue Hürden nimmt? Ein Blick hinter die Schlagzeilen lohnt sich.
Sprunghafter Umsatz und explodierender Auftragseingang
Im ersten Quartal legte Rheinmetall im wahrsten Sinne den Turbo ein. Der Konzernumsatz stieg um 46 Prozent auf 2,305 Milliarden Euro. Fast noch deutlicher legte das operative Ergebnis zu, das um 49 Prozent auf 199 Millionen Euro kletterte. Erreicht wurde diese Rally fast ausschließlich durch das Verteidigungsgeschäft, in dem sich der Umsatz im Jahresvergleich um 73 Prozent erhöhte. Das starke Startsignal sorgte dafür, dass die Aktie auf Xetra um über 5 Prozent nach oben schoss und sich nahe ihrem Rekordhoch bewegte.
Zugleich meldete das Unternehmen einen historischen Auftragseingang von 11 Milliarden Euro. Dies ist ein Plus von 181 Prozent und gleichzeitig einen Rückstau (Backlog) von 62,6 Milliarden Euro. Diese Zahlen zeugen von einer einmaligen Dynamik. Europäische Staaten rüsten auf, die Bundeswehr vergibt Großaufträge, und Rheinmetall profitiert davon. Konzernchef Armin Papperger bestätigte, dass die Jahresziele von 25 bis 30 Prozent Umsatzwachstum und einer operativen Marge von rund 15,5 Prozent in Reichweite bleiben.
Starke Basis, aber Vorzieheffekte
Hinter den beeindruckenden Quartalszahlen steckt jedoch eine bestimmte Dynamik. Rheinmetall wies darauf hin, dass Vorzieheffekte vom zweiten in das erste Quartal den zeitlichen Verlauf verschoben. Das heißt, dass ein Teil der sonst erst im April oder Mai gebuchten Aufträge in das erste Quartal gezogen wurden. Das trübt das Bild dann schon ein wenig, denn ohne diese Umverteilung könnte die zweite Jahreshälfte etwas ruhiger verlaufen.
Dennoch bleibt das Fundament solide. Das operative Ergebnis übertrifft die Markterwartungen um fast 20 Prozent. Großaufträge aus Deutschland spielen dabei eine zentrale Rolle, doch Papperger betont, dass Rheinmetall auch in den USA als voll-amerikanischer Anbieter fest verankert ist und von dort einiges an positivem Feedback erhält. Unabhängig von den globalen Zollstreitigkeiten. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand weiterhin eine operative Marge von gut 15 Prozent an und könnte bei weiter steigender Nachfrage die Prognose sogar nach oben anpassen.
Charttechnik: Zwischen Allzeithoch lauert Korrekturgefahr
Der starke Quartalsausklang katapultierte die Aktie zurück in die Nähe des Rekordhochs bei 1.500 Euro. Aus charttechnischer Sicht war das ein klarer Impuls. Doch man sollte sich jetzt schon die Frage stellen, ob der Höhenflug nachhaltig ist, bzw. wann dieser enden könnte? Kurzfristig stößt der Kurs an einen Widerstand im Bereich um 1.480 Euro. Eine dauerhafte Eroberung dieser Marke würde den Weg frei machen in Richtung 1.600 Euro. Auf der Unterseite liegt nun die Unterstützung um 1.300 bis 1.400 Euro. Fällt die Aktie darunter, könnte eine Korrektur bis 1.100 Euro einsetzen. Solange die Papiere über dieser Zone bleiben, gilt der mittelfristige Aufwärtstrend als intakt. Ein nachhaltiger Bruch unter 1.390 Euro wäre allerdings ein Warnsignal für zunehmende Schwankungen. Der RSI jedenfalls ist knapp unter der 100. Mehr überkauft geht quasi gar nicht mehr. Auch von daher ist die Aktie immer wieder anfällig für Korrekturen.
Eher verkaufen?
Rheinmetall liefert beeindruckende Zahlen und profitiert massiv vom geopolitischen Umfeld. Doch die aktuelle Rally fußt teilweise auf Zeitverschiebungen, und charttechnisch stößt der Kurs auch irgendwann an seine Grenzen. Nach oben hin, oberhalb der 1.500 Euro, sind zwar keine Widerstandslinien mehr, aber die Indikatorenlage ist mittlerweile sehr angespannt (siehe RSI). Fundamental bleiben die Auftragsbücher voll, doch die Frage lautet: Ist der Sprung in den kommenden Quartalen noch stärker als im Vorjahr? Für Anleger, die bereits auf hohen Gewinnen sitzen, könnte ein teilweiser Ausstieg sinnvoll sein, um Kursrückschläge abzufedern. Wer das Risiko einer Korrektur nicht tragen will, dürfte jetzt einen Teilgewinn mitnehmen. Vergessen sollte man nicht, dass Rheinmetall auch mit den Gewinnen der nächsten 5 Jahre bewertet ist. Kommt es hierbei zu Korrekturen, z. B. durch das zurückziehen von Aufträgen oder das Verschieben solcher, dann könnte die schnell die Berechnung der erwarteten KGVs nach oben verschieben und damit eine aktuelle Überbewertung sichtbar machen. Vielleicht läuft aktuell sogar die letzte Welle der Aktie in Richtung von ca. 1.800 Euro, aber irgendwann ist auch die Grenze dessen erreicht, was charttechnisch noch erträglich ist.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen.
Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.