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Die Commerzbank überrascht mit dem besten Quartalsergebnis seit 2011 und setzt damit ein kräftiges Signal. Zinsüberschuss und Provisionserlöse klettern, die Kosteneffizienz verbessert sich, und die Aktie erklimmt ein neues Mehrjahreshoch. Doch wie stabil ist dieser Kurs? Können Russlandgeschäft-Risiken und mögliche Übernahmefantasien die Stimmung trüben - oder winkt eine anhaltende Aufwärtsbewegung?
Rekordquartal trotz herausforderndem Umfeld
Die Commerzbank ist stark in das Jahr gestartet. Im ersten Quartal legte das Konzernergebnis um 12 Prozent auf 834 Millionen Euro zu - ein Höchststand seit mehr als einem Jahrzehnt. Auch das operative Ergebnis wuchs um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Selbst im Umfeld sinkender Leitzinsen bleibt der Zinsüberschuss robust bei rund 2,07 Milliarden Euro. Einen spürbaren Zusatzschub lieferte das Wertpapiergeschäft: Der Provisionsüberschuss stieg um über 6 Prozent auf eine Milliarde Euro. Die verbesserte Cost-Income-Ratio von 56 Prozent sendet ein klares Effizienzsignal - das Management bleibt damit unter der Jahreszielmarke von 57 Prozent.
Aktionärsfokus und Unabhängigkeit
Die Commerzbank nutzt die gesunden Kennzahlen, um Kapital an die Anteilseigner zurückzugeben. Für 2024 wurden Aktienrückkäufe in Höhe von rund einer Milliarde Euro abgeschlossen. Hinzu kommt eine geplante Dividende von 0,65 Euro je Aktie und ein weiteres Rückkaufprogramm im dritten Quartal. Insgesamt könnten so rund 1,7 Milliarden Euro an die Aktionäre fließen. Vorstandschefin Bettina Orlopp betont, dass die Bank "auch in schwierigen Zeiten Wachstumspotenzial" besitze - eine klare Ansage in Richtung potenzieller Übernahmekandidaten wie UniCredit. Die Italiener haben zwar die Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Doch nach diesen starken Zahlen dürfte ein feindlicher Vorstoß deutlich teurer werden.
Chartbild und kritischer Blick nach vorn
Die Commerzbank-Aktie notiert aktuell nahe 25,50 Euro und hat ein neues 13-Jahreshoch markiert. Der Kurs bewegt sich über allen wichtigen gleitenden Durchschnitten (20/50/200 Tage). Der RSI bei rund 65 signalisiert Aufwärtsdynamik ohne akute Überhitzung. Unterstützungen finden sich bei 23,50 Euro (EMA 50) und 22 Euro (EMA 200). Sollte der Titel weiter über 26 Euro ausbrechen, wäre Platz bis in den Bereich um 28 Euro frei. Ein Rückfall unter 24 Euro würde die kurzfristige Trendstabilität jedoch infrage stellen.
Was tun?
Mit den besten Q1-Zahlen seit 2011 und einer soliden Kapitalbasis setzt die Commerzbank ein starkes Zeichen. Die Effizienzsteigerung und attraktive Kapitalrückgaben sprechen für einen intakten Turnaround. Charttechnisch ist das Papier in einem klaren Aufwärtstrend, wenngleich die Vortäuschung einer Übernahmefantasie und geopolitische Risiken das Bild eintrüben können. Anleger sollten die Entwicklung im Russlandgeschäft und mögliche Verschiebungen bei der EZB-Zinspolitik im Auge behalten. Ein behutsames Engagement oberhalb von rund 24 Euro bietet Chancen, während ein Stopp knapp unter dieser Marke das Risiko begrenzt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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