
BERLIN (dpa-AFX) - Die wichtigsten Spiele der kommenden drei Handball-Weltmeisterschaften laufen im Free-TV, aber nicht bei ARD und ZDF. Im Poker um die TV-Rechte der Turniere 2027, 2029 und 2031 gingen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender leer aus und mussten überraschend der privaten Konkurrenz den Vortritt lassen: ProSiebenSat.1 sicherte sich die Live-Übertragungen aller WM-Partien der deutschen Handball-Nationalmannschaften für das frei empfangbare Fernsehen.
Der Deutsche Handballbund begrüßte die Entscheidung. "Spitzenhandball werde mit Welt- und Europameisterschaften mindestens bis 2031 verlässlich im Free-TV zu sehen sein, sagte DHB-Vorstandsvorsitzender Mark Schober. "Diese kontinuierliche Präsenz ist eine gute Nachricht für unsere Handball-Familie und alle Sportfans sowie Partner."
Das ZDF bedauerte, "dass der Rechtegeber sich für einen anderen Mitbewerber entschieden hat", hieß es auf Anfrage. "Wir konzentrieren uns nun aber auf die EM 2026, die bei ARD und ZDF zu sehen sein wird."
Handballfans haben weiter keine Zusatzkosten
Das Medien-Unternehmen ProSiebenSat.1 schloss nach eigenen Angaben eine umfangreiche Vereinbarung mit der Rechteagentur Sportfive. Auf welchem Sender die Spiele ausgestrahlt werden, ist noch offen.
Sicher ist aber, dass die Handballfans keine Zusatzkosten haben und neben den deutschen Partien weitere ausgewählte Spiele inklusive der Endspiele gratis sehen können. Zu dem Paket gehören auch drei WM-Turniere der Frauen sowie die Qualifikationsspiele der Frauen und Männer für Olympia 2028.
Dyn sichert sich Pay-TV-Rechte
Die Pay-TV-Rechte an den WM-Turnieren bis 2031 erwarb Dyn, wie der kostenpflichtige Streamingdienst mitteilte. Zum Paket gehören zudem die WM-Turniere der Juniorinnen und Junioren und die Beachhandball-Weltmeisterschaften (2026, 2028, 2030). Ebenso die Qualifikationsspiele zu den Olympischen Spielen in Los Angeles.
ProSiebenSat.1-Manager: Rechteerwerb ein "Ausrufezeichen"
ProSiebenSat.1-Manager Henrik Pabst sieht in dem Rechteerwerb für die Handball-Weltmeisterschaften "ein Ausrufezeichen". Der Rechtekauf unterstreiche die Strategie, das "Sport-Portfolio weiter hochkarätig zu verstärken", sagte der Chief Content Officer. "Es ist großartig, dass wir die deutschen Handball-Nationalmannschaften in den kommenden sechs Jahren als Free-TV-Partner begleiten werden."
Das Unternehmen erwarb zuletzt auch Rechte für Basketball-Welt- und Europameisterschaften sowie die neue Club-WM der Fußballer. Derzeit zeigt ProSieben die deutschen Spiele der Eishockey-WM.
Kein Free-TV-Blackout wie 2015 und 2017
Den Fans bleibt durch den Vertrag ein Free-TV-Blackout wie 2015 und 2017 erspart. "In den vergangenen Jahren haben wir den Handball-Markt entwickelt", sagte Schober. Das zeige sich in diesem umfangreichen Engagement von ProSiebenSat.1 und DYN. "Im laufenden Jahrzehnt des Handballs entstehen damit auch in der Breite Wachstumsmöglichkeiten."
Die WM-Spiele waren 2015 beim Pay-TV-Sender Sky und 2017 beim damaligen DHB-Sponsor Deutschen Kreditbank (DKB) im Internet gezeigt worden. Die DKB verbuchte damals weniger als ein Zehntel der bei ARD und ZDF üblichen Zuschauer. Anschließend waren die WM-Turniere wieder bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen.
Handball bei den großen Turnieren ist hinter Fußball der TV-Sport Nummer zwei. Ein Beispiel: Das WM-Aus der deutschen Mannschaft im Viertelfinale gegen Portugal sahen durchschnittlich 7,083 Millionen Menschen. Daher hatten ARD und ZDF auch für die Rechte der Heim-WM 2027 und die beiden folgenden Turniere mitgeboten. Die Agentur Sportfive vermarktete die Rechte im Auftrag des Handball-Weltverbandes IHF.
Handball-EM bis 2030 bei ARD/ZDF
Immerhin: Die Rechte für die kommenden EM-Turniere haben sich die beiden öffentlich-rechtlichen Sender bereits gesichert. Die Einigung mit der EHF umfasst die EM-Spiele der deutschen Männer- und Frauen-Nationalmannschaften bis 2030./mrs/clu/DP/jha