(neu: Kursverluste verstärkt, mehr Inhalte aus Deutsche-Bank-Studie)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Rüstungswerte bleiben auch am Freitag ein zentrales Thema am deutschen Aktienmarkt. Nach der Rekordrally gingen Anleger zu Wochenschluss dazu über, Gewinne mitzunehmen, was im Tagesverlauf zunahm. Kursbewegende Nachrichten gab es nicht.
Für den Kurs von Rheinmetall, der sich in dieser Woche der 2.000-Euro-Marke genähert hatte, ging es am Nachmittag um 4,5 Prozent auf 1.797 Euro bergab. Auch die beiden MDax -Mitglieder sanken: Renk sackten nach einer Analystenabstufung um 6,3 Prozent ab, während Hensoldt um 6,1 Prozent nachgaben.
Sebastian Growe von Exane BNP überprüfte in seiner aktuellen Neubewertung die Favoritenrollen, nachdem die Branchenwerte zuletzt gemeinsam auf Rekordjagd waren. Der Experte setzt dabei mit "Outperform" weiterhin ganz auf Rheinmetall, da in der Aktie die mannigfaltigen Chancen noch nicht eingepreist seien. Mit einem Kursziel von 2.300 Euro avanciert er für den Dax -Konzern nun zum größten Optimisten. Im dpa-AFX Analyser lag das höchste Kursziel davor bei 2.200 Euro von UBS und Hauck & Aufhäuser.
In der Reihe dahinter nahm Growe einen Wechsel der Prioritäten vor, indem er Hensoldt jetzt ein neutrales Votum gibt und Renk auf "Underperform" abstufte. Mit Blick auf die Geschäftsdynamik und die relative Bewertung hält er den Panzergetriebe-Hersteller inzwischen für weniger attraktiv. Für Renk ist es nicht die erste kritischere Stimme: Vor einem Monat hatte es schon eine Abstufung durch die Privatbank Hauck & Aufhäuser gegeben. Zwischenzeitlich wurde die US-Bank JPMorgan allerdings auch optimistischer für Renk.
Mit einem mehr als vervierfachten Kurs ist dieser 2025 aber auch der unangefochtene Spitzenreiter in der Familie der drei großen Dax-Indizes. Bis Februar hatte der Verkauf von Aktienpaketen durch den Großaktionär Triton die Aktien noch gebremst, seitdem entwickeln sie sich besonders dynamisch. Mittlerweile ist der französisch-deutsche Rüstungskonzern KNDS zum größten Anteilseigner geworden.
Rüstungswerte sind durch den russischen Überfall auf die Ukraine Anfang 2022 bei Anlegern in den Fokus gerückt. Rheinmetall ist seitdem in der Spitze um mehr als 21-fache und Hensoldt um nahezu das Neunfache gestiegen. Renk, die erst Anfang 2024 einen holprigen Börsenstart hinlegten, haben sich vom Ausgabepreis von 15 Euro mehr als verfünffacht.
Dreh- und Angelpunkt der Branchenstory bleibt der Ukraine-Krieg, in dem eine Lösung des Konfliktes trotz zuletzt geführter Gespräche nicht in Sicht ist. Vor einigen Tagen hatte das Land mit einem spektakulären Schlag gegen Russlands Bomberflotte für Aufsehen gesorgt, auf den Moskau mittlerweile antwortet. Das Nachbarland wurde in der Nacht mit einer ungewöhnlich heftigen Welle von Drohnenangriffen und Marschflugkörpern attackiert.
Die Rally lebt seit Anfang 2022 von der Notwendigkeit höherer westlicher Rüstungsausgaben, mit denen das Wachstumspotenzial der Konzerne immer größer wird. Anleger sind gespannt, auf was sich die NATO-Mitglieder Ende des Monats einigen. Die Vorbereitungen für den jährlichen Gipfel laufen. Der NATO-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete das vorgesehene Programm zuletzt als "historisch". US-Präsident Donald Trump hatte von den Partnern die deutliche Steigerung der Ausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert.
Nach dieser Kursrally äußerten sich nun auch die Aktienstrategen der Deutschen Bank etwas vorsichtiger. Europäische Rüstungswerte reflektierten zunehmend die höheren Staatsausgaben, hieß es in einer am Freitag vorliegenden Strategiestudie. Das weitere Potenzial im zweiten Halbjahr für den Sektor wirke begrenzt. Mit Blick auf den NATO-Gipfel falle der Glauben schwer, dass dieser die Erwartungen übertreffe. Weitere Kurstreiber seien damit nicht absehbar./tih/ag/mis/he
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