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Die Allianz zeigt sich derzeit von zwei Seiten: Während das Management durch massive Aktienrückkäufe Vertrauen demonstriert, schlägt die eigene Tochter Allianz Trade Alarm wegen steigender Firmenpleiten in Deutschland. Der Versicherungsriese navigiert zwischen strategischen Investitionen und konjunkturellen Risiken. Gleichzeitig denkt das Unternehmen über eine Expansion im Asset-Management nach und zieht sich aus kostspieligen Glasfaserprojekten zurück. Die Aktie zeigt sich derweil stabil, aber ohne klare Richtung. Anleger fragen sich: Ist das die Ruhe vor dem Sturm oder eine solide Basis für weitere Kursgewinne?
Strategische Neuausrichtung
Die Allianz vollzieht derzeit einen bemerkenswerten Strategiewechsel. Das Glasfaser-Joint-Venture "Unsere Grüne Glasfaser" mit Telefonica stoppt den weiteren Ausbau neuer Gebiete komplett. Das Expansionsteam wurde bereits entlassen. Nach der Übernahme von Infrafibre für einen symbolischen Euro inklusive hoher Schulden zeigt sich nun das wahre Ausmaß der Probleme im Glasfasergeschäft. Branchenkenner kritisieren die überambitionierte Herangehensweise. Prozesse und Skalierung waren offenbar nicht ausreichend vorbereitet. Zusammen mit der Boston Consulting Group arbeitet UGG nun an einer grundlegenden Neuausrichtung. Der Fokus liegt nicht mehr auf neuen Anschlüssen, sondern auf der besseren Vermarktung bereits angeschlossener Haushalte. Parallel dazu verfolgt die Allianz Wachstumspläne im Asset-Management. Gespräche über den Kauf des dänischen Investmenthauses Capital Four laufen bereits. Das Unternehmen verwaltet über 23 Milliarden Euro, davon acht Milliarden in Private-Credit-Anlagen. Diese Akquisition würde perfekt zur strategischen Ausrichtung passen, das profitable Asset-Management-Geschäft weiter auszubauen.
Charttechnik: Aktuell Seitwärtsbewegung mit Potenzial nach oben
Die Allianz-Aktie zeigt sich derzeit in einer klassischen Konsolidierungsphase. Bei 353 Euro bewegt sich der Kurs seitwärts, ohne klare Richtung. Entscheidend ist der Bereich zwischen 355,50 und 358,50 Euro. Ein stabiler Ausbruch darüber könnte die seit Mai anhaltende Seitwärtsbewegung beenden und neue Aufwärtsimpulse auslösen. Das Papier notiert aktuell knapp unter dem Mehr-Monats-Hoch von 379,10 Euro. Berenberg hat das Kursziel von 407 auf 419 Euro angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt. Die Analysten rechnen mit Verbesserungen im europäischen Marktumfeld, sehen die Aktie aber nicht mehr als historisch unterbewertet an. Auf der Unterseite bleibt der Bereich zwischen 333 und 335 Euro kritisch. Ein Bruch dieser Unterstützung könnte ein Verkaufssignal auslösen und den Kurs in Richtung der 200-Tage-Linie bei 315,73 Euro drücken. Der 50er SMA wirkt zur Zeit mit einem Verlauf bei 351,70 Euro kursstützend. Der RSI mit 56 lässt alles zu, nach oben und nach unten.
Aktienrückkauf
Die Allianz präsentiert sich als Unternehmen der Gegensätze. Einerseits kauft der Konzern selbstbewusst eigene Aktien zurück. Das Management signalisiert damit Vertrauen in die eigene Bewertung und Zukunftsfähigkeit. Andererseits warnt die Tochter Allianz Trade vor einer drastischen Verschlechterung der deutschen Konjunktur. Für 2025 wird ein Anstieg der Firmenpleiten um 11 Prozent auf 24.400 Fälle erwartet. 2026 soll es nochmals 3 Prozent mehr werden. Diese Entwicklung könnte das Kreditversicherungsgeschäft belasten und sich auf andere Sparten auswirken. Mit einem KGV von etwas über 12 und einer Dividendenrendite von über 4 Prozent bleibt die Bewertung attraktiv. Die jüngsten Quartalszahlen zeigten ein solides Ergebnis. Der Umsatz stieg deutlich auf 54 Milliarden Euro.
Was tun?
Die Allianz-Aktie bleibt trotz widersprüchlicher Signale eine interessante Wahl für Anleger. Aktienrückkauf, relativ hohe Dividendenrendite machen sie zu einer "Basisinvestittion". Dennoch könnte ein Rutsch unter den 50er SMA und dann unter die Zone bei 332 Euro einen Rutsch in Richtung 300 - 315 Euro auslösen. Das sollte man nicht vergessen und entsprechend eine Position absichern. Bei einem Einstieg könnte durchaus das Kursziel in Richtung 380 Euro liegen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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