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Der Industrieriese ThyssenKrupp steht vor der wohl größten Weichenstellung seiner Geschichte. Während die Stahlsparte unter enormem Druck steht und Tausende Jobs auf dem Spiel stehen, könnte die geplante Abspaltung der Marinesparte TKMS zum Befreiungsschlag werden. Die Rüstungstochter lockt mit vollen Auftragsbüchern und einem spektakulären Börsengang im Herbst. Doch kann dieser Hoffnungsträger den schwer angeschlagenen Stahlkonzern wirklich retten? Trumps neue Zollpolitik verschärft die Lage zusätzlich. Die kommenden Monate entscheiden über das Schicksal des Traditionsunternehmens. Für Anleger wird es spannend, denn zwischen der Krise wittern viele auch eine tolle Chance.
Die Zwei Gesichter des Konzerns
ThyssenKrupp durchlebt eine schwierige Zeit. Das Duisburger Unternehmen kämpft an zwei Fronten gleichzeitig. Einerseits lastet die Stahlsparte wie ein Mühlstein auf dem Konzern. Die Gewerkschaft hat Widerstand gegen die geplanten Stellenkürzungen (11.000 !!!) angekündigt. Die Situation wird durch Donald Trumps aggressive Handelspolitik sogar noch verschärft. Die neuen Stahlzölle von 50 Prozent treffen ThyssenKrupp hart. Das Management fordert nun die EU auf, die Stahlimporte aus Russland komplett zu stoppen. Eine klare Schutzmaßnahme für die heimische Industrie. Auf der anderen Seite steht jedoch ein echter Lichtblick: Die Marinesparte TKMS entwickelt sich zum Goldstück des Konzerns. Mit einem Auftragsvolumen von 18 Milliarden Euro ist die Rüstungstochter bis Anfang der 2040er Jahre ausgelastet. U-Boote der Klasse 212CD sind gefragt wie nie. Zehn Boote sind bereits beauftragt, weitere könnten folgen.
Der große Befreiungsschlag steht bevor
Der geplante Börsengang von TKMS könnte zum Wendepunkt werden. Im Herbst soll die Rüstungssparte als eigenständiges Unternehmen an die Frankfurter Börse. ThyssenKrupp will dabei zwischen 49 und 51 Prozent der Anteile behalten. Die bestehenden Aktionäre sollen direkt profitieren und 49 Prozent der neuen TKMS-Aktien in ihre Depots erhalten. Oliver Burkhard, Chef der Marinesparte, zeigt sich optimistisch. Ein möglicher Einstieg des Bundes sei durchaus eine Option, aber nicht zwingend notwendig. Die Gespräche mit der Bundesregierung laufen bereits. Kanzler Friedrich Merz hatte der Werft schon im Januar Unterstützung zugesagt. Der Börsengang verspricht, stille Reserven zu heben. TKMS gilt als Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote. Insgesamt beschäftigt TKMS bereits 8.500 Mitarbeiter.
Charttechnik - gemischte Signale
Aus technischer Sicht präsentiert sich die ThyssenKrupp-Aktie zweigeteilt. Nach einem beeindruckenden Jahresstart mit zeitweise deutlich über 100 Prozent Plus und einem Hoch bei 11,19 Euro, geriet das Papier zuletzt unter Druck. Binnen eines Monats verlor die Aktie über 15 Prozent und notiert aktuell um die 8,40 Euro. Der langfristige Aufwärtstrend ist jedoch weiterhin intakt. Das frühere Hoch bei 11,19 Euro bleibt das Ziel, bzw. Kurse darüber in Richtung 15 Euro. Die Volatilität spiegelt die Unsicherheit der Anleger wider. Positive Nachrichten zum TKMS-Börsengang sorgen für Kurssprünge, während Meldungen aus der Stahlsparte für Verkaufsdruck sorgen. Beide wichtigen SMAs (50er und 200er) signalisieren aber einen intakten Trend nach oben, solang der Kurs, und das macht er ja schon seit Wochen, darüberliegt. Die kommenden Wochen bis zur Aufsichtsratssitzung Ende Juni werden entscheidend. Hier fallen die Würfel für die Zukunft des Konzerns. Technisch bewegt sich die Aktie in einer wichtigen, entscheidungsfindenden Phase zwischen Hoffnung und Bangen. Der RSI jedenfalls liegt mit entspannten 49 absolut in der Mitte und gibt genau das obig beschriebene Szenario punktgenau wider.
Was tun? Chancenreiche Wette, aber mit Risiken
Die Fundamentaldaten zeigen ein gespaltenes Bild: Während TKMS mit prall gefüllten Auftragsbüchern glänzt, kämpft die Stahlsparte ums Überleben. Die geplante Holdingstruktur könnte beiden Bereichen mehr Flexibilität verschaffen. Die letzten Unternehmenszahlen zeigen die Herausforderungen. Der 11.000 Personen-Stellenabbau dürfte die Bilanz kurzfristig belasten, könnte aber langfristig die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Vor allem der TKMS-Börsengang verspricht frisches Kapital und eine fairere Bewertung der Rüstungssparte. Darauf liegen die gesamten Hoffnungen nunmehr. Charttechnisch befindet sich die Aktie in einer Konsolidierungsphase und könnte bei 8,40 Euro nach oben, als aber auch nach unten tendieren. Der Aufwärtstrend ist ungebrochen, braucht aber neue Impulse. Es gilt aber: Dont fight the trend. Für risikofreudige Anleger bietet die Aktie durchaus Potenzial. Der TKMS-Börsengang könnte zum Kurstreiber werden. Mutige könnten erste Positionen aufbauen mit Kursziel langfristig in Richtung 15 Euro. Stopp bei 10-15 Prozent unter Einstieg.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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