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Die Novo Nordisk-Aktie steckt tatsächlich in einem Dilemma. Während das Unternehmen mit seinen Blockbuster-Medikamenten Ozempic und Wegovy immer noch Milliardenumätze einfährt, verkaufen dennoch große Investoren ihre Positionen. Der dänische Pharmakonzern erwirtschaftete im ersten Quartal 2025 einen Rekordumsatz von 11,87 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig kämpft das Unternehmen gegen illegale Nachahmer und wachsende Konkurrenz. Die Aktie verlor seit Jahresanfang fast 20 Prozent an Wert. Jetzt beantragt Novo Nordisk eine neue, höhere Dosierung von Wegovy bei der europäischen Arzneimittelbehörde. Parallel dazu investiert der Konzern über 2 Milliarden Euro in die Expansion nach Italien. Analysten sehen ein Kurspotenzial von ca. 50 Prozent. Doch reicht das für den Start zum Kursanstieg Richtung 80 oder gar 100 Euro?
Kampf um den Abnehmmarkt wird härter
Der Markt für Abnehm-Medikamente boomt wie nie zuvor. Novo Nordisk steht dabei im Zentrum eines erbitterten Konkurrenzkampfes. Das Unternehmen hat kürzlich seine Partnerschaft mit Hims & Hers Health beendet. Der Grund: Sorgen über "illegale Massenherstellung und irreführende Vermarktung" von Semaglutid-Produkten. Diese Entscheidung zeigt, wie ernst die Lage geworden ist. Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt bereits vor gefälschten Inhaltsstoffen in nachgemachten Versionen. Novo Nordisk reagiert mit einer offensiven Strategie. Eine neue Kooperation mit WeightWatchers soll seit dem 1. Juli den Patientenzugang zum legitimen Adipositas-Medikament für Wegovy erweitern. Zusätzlich hat das Unternehmen einen wichtigen Deal mit CVS Caremark abgeschlossen. Wegovy wird damit zum bevorzugten GLP-1-Präparat für Adipositas-Patienten. Das ärgert Hauptkonkurrent Eli Lilly wohl gewaltig. Die neue 7,2 Milligramm-Dosierung von Wegovy könnte ein Gamechanger werden. 33 Prozent der klinischen Studienteilnehmer haben mindestens ein Viertel ihres Körpergewichts abgenommen. Das ist deutlich mehr als bei der bisherigen Standarddosis von 2,4 Milligramm. Die Sicherheit blieb dabei auf dem gewohnten Niveau. Novo Nordisk hofft auf eine baldige Zulassung in der gesamten EU.
Milliarden-Investition in Europa als Antwort auf US-Probleme
Novo Nordisk setzt verstärkt auf Europa. Das hat gute Gründe. Auf dem wichtigen US-Markt macht Eli Lilly mit seinem Abnehmmedikament Zepbound enormen Druck. Die Dänen reagieren mit einer Milliarden-Offensive auf dem europäischen Kontinent. In Italien entsteht ein neuer Produktionsstandort. Über zwei Milliarden Euro fließen bis 2029 in den Ausbau des Werks in Anagni. Die italienische Regierung unterstützt das Projekt mit allen Mitteln. Hergestellt werden Medikamente zur Gewichtsreduktion und für Diabetes. Diese Expansion ist mehr als nur eine Investition. Sie ist eine strategische Antwort auf die Herausforderungen in den USA. Novo Nordisk diversifiziert seine Produktion und reduziert die Abhängigkeit vom amerikanischen Markt. Die Entscheidung kommt wohl noch zur richtigen Zeit. Europa entwickelt sich zu einem wichtigen Wachstumsmarkt für GLP-1-Medikamente.
Charttechnik
Die Novo Nordisk-Aktie durchlebt turbulente Zeiten. Nach einem kurzen Ausflug über die 70-Euro-Marke, im Juni bei 71,53 Euro im Hoch, rutschte das Papier wieder in den Bereich um 60 Euro ab. Seit Jahresanfang steht aktuell ein Minus von fast 20 Prozent zu Buche. Das ist schmerzhaft für die Anleger, gerade für die, die bei 70 Euro oder noch höher eingestiegen sind. Doch die Tiefs, im April bei 50,51 Euro, könnten gesehen zu sein. Die Aktie zeigt erste Stabilisierungstendenzen. Das Papier pendelt derzeit um die 60-Euro-Marke. Wichtige Unterstützungen halten. Der 50er SMA, der derzeit bei 61,66 Euro verläuft ist in Schlagweite. Ein Anstieg darüber sollte wieder zu noch mehr Stabilität sorgen und eine Kletterpartie der Aktie in Richtung des nächsten Ziels, des 200er SMA, der bei 80,30 Euro verläuft, einzuleiten. Zudem würde ein Durchbruch über die 61-63 Euro Region neue Impulse und neues Momentum liefern. Die nächste Widerstandszone liegt zuvor noch bei 70-72 Euro. Darüber wird es spannend. Dann könnte die Aktie wieder Fahrt aufnehmen. Über 80 Euro vielleicht sogar in Richtung 100 Euro. Das Handelsvolumen ist in den letzten Wochen gestiegen. Das deutet auf zunehmendes Interesse hin. Einige große Investoren nutzen die Schwäche möglicherweise zum Einstieg, nachdem zuvor große Investoren ausgestiegen sind. Die Volatilität bleibt trotzdem hoch. Kurzfristig orientierte Anleger sollten vorsichtig sein. Langfristig denkende Investoren könnten die aktuellen Kurse als Chance sehen. Der RSI lässt mit einem Wert von 41 genügend Platz nach oben zu.
Was tun?
Novo Nordisk steht an einem Wendepunkt - möglicherweise nach oben. Darauf deutet derzeit einiges hin. Die Unternehmenszahlen sprechen eine klare Sprache. Der Rekordumsatz von 11,87 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal zeigt die operative Stärke. Das Wachstum bei Wegovy ist immer noch beeindruckend. Die Pipeline mit vielversprechenden Kandidaten wie der oralen Semaglutid-Version und CagriSema bietet zusätzliche Chancen. Das KGV von knapp 19 ist für ein Wachstumsunternehmen moderat. Die jüngsten Nachrichten stimmen optimistisch. Der CVS-Deal stärkt die Position in den USA. Die EU-Zulassung für die höhere Wegovy-Dosierung könnte neue Umsätze generieren. Die Milliarden-Investition in Italien zeigt den Willen zur Expansion. Analysten sehen ein Kurspotenzial teilweise von 80 - 100 Euro. Risiken bleiben dennoch bestehen. Die Konkurrenz durch Eli Lilly ist real. Auch regulatorische Hürden können das Wachstum bremsen. Die Abhängigkeit von wenigen Blockbuster-Produkten ist ein Schwachpunkt. Dennoch überwiegen die Chancen. Ein möglicher Trade wäre der Kauf zum aktuellen Kurs, eine Absicherung bei 54 Euro und Kursziel 80 - 100 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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