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Die ThyssenKrupp-Aktie hat sich von ihrem Jahrestief spektakulär erholt und durchbricht wichtige Widerstandsmarken nach oben. Nach dem Sanierungsplan für die Stahlsparte und der bevorstehenden Abspaltung der Marinesparte TKMS sehen Experten weiteres Kurspotenzial. Der Industriekonzern hat mit der IG Metall einen harten Sparkurs vereinbart, der bis 2030 gelten soll. Die Aktie notiert bereits auf einem Mehrjahres-Hoch und könnte ihre Rally bis auf 14-15 Euro fortsetzen. Doch welche Risiken bergen die drastischen Einschnitte und wie nachhaltig ist die Erholung wirklich?
Harter Sparkurs als Wendepunkt
Der Ruhrkonzern hat einen radikalen Neuanfang gewagt. Nach zähen Verhandlungen steht der Sanierungsplan für die kriselnde Stahlsparte. Die Einigung mit der IG Metall bringt schmerzhafte Einschnitte für die Belegschaft mit sich. Das Urlaubsgeld wird komplett gestrichen, das Weihnachtsgeld deutlich reduziert. Ab sofort muss nur noch 32,5 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Dafür werden aber Gehaltseinbußen in Kauf genommen. Über 10.000 Stellen fallen weg. Die Belegschaft schrumpft in diesem Zug auf 16.000 Mitarbeiter. Diese drastischen Maßnahmen sind aber notwendig geworden, denn hohe Energiekosten, Billigimporte aus Asien und schwache Nachfrage haben die Margen der Stahlsparte zerstört. CEO Miguel Lopez sieht keine Alternative zu diesem harten Kurs. Der Tarifvertrag läuft bis 2030 und soll die Grundlage für eine Rückkehr in die Gewinnzone schaffen. Parallel dazu laufen Gespräche mit dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky über einen Einstieg bei ThyssenKrupp Steel.
Charttechnik
Die Aktie hat nach dem Durchbruch über 10,95 Euro ein starkes Kaufsignal geliefert. Das Bewegungshoch wurde bei 11,42 Euro markiert, bevor zu Wochenbeginn leichte Gewinnmitnahmen einsetzten. Solange die Unterstützungszone zwischen 9,40 und 10,60 Euro hält, bleibt das Bild konstruktiv. Der RSI notiert mit 71 zwar bereits in überkauften Bereichen, doch ist dies eher als Ausbruchssignal und Trendfortsetzungsbestätigung zu sehen. Dennoch kann es aufgrund der Trumpschen Zollankündigungen zu einer Konsolidierung kommen, die auch den RSI wieder nach unten bringt. Die Aktie befindet sich aber seit Januar im langfristigen Aufwärtstrend und hat in diesem Zeitraum deutlich an Wert gewonnen. Der Abstand zur 200-Tage-Linie ist sehr hoch, denn diese verläuft derzeit bei 6,47 Euro. Auch der 50er SMA, der den mittelfristigen Trend vorgibt, liegt unter dem aktuellen Kurs bei 9,13 Euro. Bei einem erneuten Anstieg über 11,45 Euro würde sich der Weg in Richtung 14-15 Euro öffnen. Die nächste relevante Unterstützung liegt bei knapp unter 10 Euro bei 9,85 Euro.
Abspaltung von TKMS
Während die Stahlsparte saniert wird, treibt ThyssenKrupp die Abspaltung der profitablen Marinesparte TKMS voran. Der geplante Börsengang könnte frisches Geld einbringen und den Konzernwert erhöhen. Dann würde einiges an Wert deutlich sichtbar werden, was derzeit noch unsichtbar ist. Allerdings hat sich die Bundesregierung weitreichende Vetorechte bei einem TKMS-Verkauf bzw. der Abspaltung gesichert. Das dürfte möglichen Investoren nicht so gefallen, wenn der Staat da wieder seine Finger mit im Spiel hat. Dennoch wird die Effizienz durch die Modernisierung der Produktionsanlagen gesteigert.
Was tun?
Die ThyssenKrupp-Aktie steht aktuell im Beginn der Welle 2. Der harte Sanierungsplan für die Stahlsparte schafft die Basis für eine nachhaltige Erholung. Die charttechnische Situation ist bullisch, auch wenn kurzfristig Rücksetzer möglich sind. Die Abspaltung der Marinesparte bietet zusätzliches Wertsteigerungspotenzial, was jetzt sichtbar wird. Anleger sollten jedoch das weiterhin hohe Risiko durch die Stahlbranche im Blick behalten. Bei einem Einstieg könnte z. B. ein schrittweiser Positionsaufbau mit Stopp-Loss bei 8,90 Euro interessant sein. Das Kursziel von 14-15 Euro erscheint bei erfolgreicher Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen durchaus realistisch.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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