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Die RWE-Aktie könnte sich an einem Wendepunkt befinden. Das Management setzt ein deutliches Zeichen, indem es massiv eigene Aktien zurückkauft - und das im großen Stil. Das ist dem Anschein nach mehr als nur Kapitalverwaltung: Es zeigt das Vertrauen der Führung in den wahren Wert des Unternehmens. Könnten damit noch weitere Kurssteigerungen bei der Aktie einhergehen? Wie sieht die Charttechnik, wie die Unternehmensstrategie aus? Wir klären auf.
RWE hält an Wachstumsstrategie fest
Der Konzern verlängerte den Vertrag des CEOs bis 2031 und kündigte eine Erhöhung der Dividende auf 1,20 Euro an. Das unterstreicht den Wunsch nach Stabilität und gibt Investoren Planungssicherheit. Trotz aktueller Herausforderungen wie schwacher Strompreise und volatiler Handelsergebnisse hält RWE konsequent an seiner Wachstumsstrategie fest. Ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Immer mehr Strom wird über langfristige Verträge zu festen Preisen verkauft. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen zwar rückläufige Umsätze und auch rückläufige operative Gewinne. Aber der Konzern treibt die Energiewende mit Nachdruck voran. Die entscheidende Frage für Anleger lautet daher, ob der aktuelle Anstieg der Beginn eines nachhaltigen Aufwärtstrends ist oder nur ein weiterer Versuch, der im Widerstand stecken bleibt?
Energiewende als Wachstumstreiber
RWE positioniert sich klar als Profiteur der Energiewende. Deutschland hat mit rund 107,5 Gigawatt bereits die Hälfte des bis 2030 anvisierten Solarausbaus geschafft, und RWE partizipiert direkt daran. Bis Ende 2025 sollen weitere 2,8 Gigawatt Photovoltaik ans Netz gehen, ergänzt um große Batteriespeicher zur Glättung der Einspeisung. Für die RWE-Aktie ist das zentral, weil solare Kilowattstunden eine deutlich geringere variable Kostenbasis haben als Gas- oder Kohleblöcke. Jeder zusätzliche Gigawatt-Spitzenleistung senkt somit die durchschnittlichen Erzeugungskosten des Konzerns. Allerdings zeigen die jüngsten Quartalszahlen eine gemischte Bilanz. Im 1. Quartal 2025 sank das bereinigte EBITDA auf 1,31 Milliarden Euro von 1,71 Milliarden im Jahr zuvor. Analysten hatten mit 1,32 Milliarden Euro gerechnet. Im Segment Offshore Wind ist bereinigte EBITDA auf 380 Millionen Euro von 548 Millionen im Jahr zuvor gesunken. Im Energiehandel brach das Ergebnis auf 15 Millionen Euro ein, nachdem es noch 251 Millionen im Vorjahr waren. Auch der bereinigte Nettogewinn sank auf 498 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 801 Millionen Euro gewesen. Analysten werten diese Entwicklung jedoch als temporär und erwarten für das zweite Halbjahr eine Normalisierung der Erzeugungsprofile. Das Analysehaus Jefferies bestätigt seine Kaufempfehlung und hält am Kursziel von 40 Euro fest.
Charttechnik
Die charttechnische Situation bei RWE sieht gemischt aus. Die Aktie kämpft derzeit mit dem Sprung über die Widerstandszone bei 36,50 - 37,50 Euro. Danach wird nach oben aber auch schon die Luft dünner. Im Bereich 38-42 Euro liegen mehrere massive Widerstände. Quasi auf jedem Euro nach oben richtig große Hürden, die historisch gebildet sind. Positiv ist hingegen, dass die beiden wichtigen SMAs 50er und 200er unterhalb des aktuellen Kurses liegen und somit der Trend nach oben gerichtet ist, sowohl mittel- als auch längerfristig. Wenn man das Chartgebilde bei RWE längerfristig betrachtet, könnte man eine umgekehrte SKS-Formation mit etwas Wohlwollen erkennen. Diese ist aber noch nicht fertig ausgebildet und dürfte zunächst noch einen Rücksetzer in Richtung 34-35 Euro erfahren, bevor das Kursziel 40-41 Euro angepeilt wird. Der RSI würde dieses Rücksetzer-Szenario unterstützen, denn er liegt im überkauften Bereich bei 77 Punkten.
Was tun?
Die RWE-Aktie befindet sich in einer interessanten, aber keineswegs eindeutigen Ausgangslage. Während die fundamentalen Zahlen kurzfristig schwächer ausfallen, zeigen sich deutliche Signale für eine Trendwende. Die millionenschweren Aktienrückkäufe des Managements, die strategische Positionierung in der Energiewende und die charttechnische Annäherung an eine kritische Ausbruchsmarke sprechen für eine vorsichtig optimistische Bewertung. Allerdings sind auch Zweifel angebracht, ob dies sofort gelingt, oder nicht doch erst ein Rücksetzer erfolgt. Daher würden wir bevorzugt, zur Risikominimierung ein oder mehrere Abstauberlimits im Bereich 34-35 Euro platzieren und auf Ausführung warten. Danach liegt der Kurszielbereich bei 40-41 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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