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UniCredit macht ernst und nähert sich der magischen 30-Prozent-Marke. Während die italienische Bank ihre Beteiligung aggressiv ausbaut, formiert sich politischer Widerstand aus Berlin. Die Analysten sind gespalten. Manche sehen das Ende der Kursrally gekommen, andere halten noch höhere Ziele für möglich. Nach über 70 Prozent Plus in diesem Jahr stellt sich die entscheidende Frage, ob bei der Commerzbank-Aktie noch Luft nach oben ist oder sollten Anleger jetzt die Gewinne mitnehmen? Die kommenden Quartalszahlen am 6. August könnten zusätzliche Klarheit bringen. Doch eines ist jetzt schon sicher: Langweilig wird es bei der Commerzbank definitiv nicht. Charttechnisch könnte es aber gefährlich werden.
Der Übernahmekampf geht in die Entscheidung über
UniCredit spielt mit offenen Karten. Die italienische Großbank hat ihre Strategie deutlich verschärft und wandelte die Hälfte ihrer Derivateposition in echte Aktien um. Sie ist mit 20 Prozent direkt gehaltenen Aktien der größte Einzelaktionär der Commerzbank. Zusätzlich kontrolliert die Bank über weitere Finanzinstrumente rund 9 Prozent. Dies ergibt zusammen fast 29 Prozent. Diese Zahl ist nicht zufällig gewählt. Wenn die 30 Prozent überschritten werden, dann müsste die UniCredit ein Pflichtangebot an alle Aktionäre unterbreiten. Die Bundesregierung sieht das Vorgehen aber als "unfreundlich und unkoordiniert". Ein Machtkampf zwischen dem größten Aktionär und dem deutschen Staat ist somit fast schon vorprogrammiert. Während Berlin noch mit 12 Prozent an der Commerzbank beteiligt ist und den Widerstand organisiert, bleibt die entscheidende Frage offen, ob die Italiener ihre Pläne gegen den politischen Willen durchsetzen können. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob UniCredit den Mut hat, die kritische 30-Prozent-Marke zu überschreiten.
Charttechnik und Analystenmeinungen
Die DZ Bank hat ihre Einstufung von "Kaufen" auf "Halten" herabgestuft. Analyst Philipp Häßler bezweifelt, dass die UniCredit ein großzügiges Übernahmeangebot über 30 Euro je Aktie vorlegen wird. Das Kursziel von 28,38 Euro liegt knapp unter dem aktuellen Niveau. Das ist ein deutliches Signal. Auch Warburg Research zeigt sich zwiespältig. Zwar wurde das Kursziel auf 29,20 Euro angehoben, gleichzeitig stufte das Analysehaus die Aktie auf "Hold" zurück. Nach der jüngsten Kursrally sehen die Experten das weitere Potenzial ebenso als begrenzt an. Nur die Deutsche Bank bleibt optimistisch und hebt das Kursziel sogar auf 33 Euro. Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die Commerzbank-Aktie nach wie vor stark. Der Aufwärtstrend seit Jahresbeginn ist intakt, auch wenn die Aktie zuletzt in einer relativ engen Handelsspanne gefangen war. Dennoch: Über 30 Euro wird die Luft sehr dünn. Was soll nach oben noch großartig passieren? Aber das Risiko nach unten wird größer, wenn die Anleger nervös werden und die charttechnisch wichtige Unterstützung bei 27,50 Euro fällt. Kurz darüber verläuft der 50er SMA. Der 200er liegt erst bei 21,10 Euro. Das wäre sogar das Kursziel, sollte die 27,50 Euro-Marke fallen. Sehr viel Risiko somit nach unten, aber kaum Chance nach oben. Klar, dass viele Analysten die Aktie auf "Halten" stufen. Die Experten warnen, wie auch wir, vor einem möglichen Rücksetzer, falls die Übernahmeträume platzen sollten.
Quartalszahlen als Nebenschauplatz
Normalerweise würden die für den 6. August erwarteten Quartalsergebnisse im Mittelpunkt stehen. Die Analysten rechnen mit einem deutlichen Gewinnsprung auf 0,559 Euro je Aktie nach 0,290 Euro im Vorjahr. Die operative Entwicklung der Bank läuft rund, die Belastungen durch die polnische Tochter mBank lassen nach. Doch diese positive Geschäftsentwicklung droht vollständig von der Übernahmeschlacht überschattet zu werden. Die Commerzbank-Chefin signalisiert weiterhin Widerstand gegen die italienischen Pläne und sucht den politischen Rückhalt. Für Anleger bedeutet das in jedem Fall: Es könnte gefährlich werden, wenn die Übernahmeversuche aufgegeben werden oder sich verzögern oder das Angebot eher enttäuschend ausfällt.
Was tun?
Die Commerzbank-Aktie bleibt ein Spiel was riskant ist. Nach einer beeindruckenden Performance von über 70 und fast 80 Prozent in diesem Jahr ist viel Übernahmefantasie bereits eingepreist. Die fundamentale Entwicklung stimmt zwar, aber die weitere Kursentwicklung hängt maßgeblich vom Ausgang des Übernahmekampfes ab. Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie bei der Commerzbank derzeit weniger in die operative Stärke der Bank investieren, sondern vor allem auf ein lukratives Übernahmeangebot spekulieren. Bleibt dies aus, könnte der Kurs schnell ein paar Euro kollabieren. Vorsicht!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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