PHILIPPSBURG (dpa-AFX) - Am Kraftwerksstandort Philippsburg nördlich von Karlsruhe will der Energieversorger EnBW einen der größten Batteriespeicher Deutschlands bauen. Die geplante Kapazität von 800 Megawattstunden entspricht den Angaben zufolge rechnerisch dem täglichen Strombedarf von rund 100.000 Haushalten. Im Zuge der Energiewende sind Batteriespeicher wichtig, um die Stromversorgung und das Netz stabil zu halten.
Hintergrund ist, dass ein System, das vor allem auf Solar- und Windstrom setzt, für eine sichere Versorgung Ausgleichsmechanismen braucht. Steht viel Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung, nehmen Speicher ihn aus dem Netz auf. "Wird der Strom benötigt, wird er wieder eingespeist", teilte EnBW mit.
Wie wichtig sind Batteriespeicher?
Vor ein paar Jahren hatte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE den Bedarf an elektrischen Speichern auf 180 Gigawattstunden (GWh) bis zum Jahr 2045 beziffert. Doch derzeit haben die Speicher eine Kapazität von 21,4 GWh, wie aus den Battery Charts der RWTH Aachen hervorgeht.
"Großbatteriespeicher haben im Energiesystem der Zukunft die Aufgabe, kurzfristig zwei Seiten miteinander in Einklang zu bringen: die wetterabhängige Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien und den tatsächlichen Strombedarf von Haushalten, Gewerbe und Industrie", sagte der EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, Peter Heydecker.
Warum nun Philippsburg?
Mit der Großbatterie würde Philippsburg den Angaben nach zu einem zentralen Knotenpunkt und Speicherort für Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland. Der Standort hat unter anderem den Vorteil, dass es schon einen Netzanschluss und die entsprechende Infrastruktur gibt.
Auf einem Teil des Energieparks, auf dem auch das abgeschaltete Atomkraftwerk steht, hat der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW ein großes Gleichstrom-Umspannwerk gebaut. Dieser sogenannte Konverter ist wichtig, um Windstrom aus Norddeutschland im Südwesten bereitzustellen.
Wie geht es weiter?
Dem Gemeinderat der Stadt hat EnBW das Vorhaben nun vorgestellt. Es braucht aber auch noch die finale Investitionsentscheidung des Karlsruher Konzerns und eine Baugenehmigung. "Bei einem optimalen weiteren Verlauf ist eine Realisierung bis Ende 2027 denkbar", hieß es weiter.
Zu den Kosten äußerte sich ein Sprecher zum jetzigen frühen Zeitpunkt noch nicht. Das Projekt soll den Angaben nach ohne staatliche Förderung umgesetzt werden. "Neben den Erlösen aus der Vermarktung der Strommengen soll sich der Speicher über das Angebot von netzdienlichen Leistungen finanzieren."/kre/DP/zb