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Die Allianz-Aktie steht derzeit im Spannungsfeld widersprüchlicher Signale. Während Analysten mit durchschnittlich 397 Euro ein deutliches Kurspotenzial sehen, sorgen ein schwerer Cyberangriff auf die US-Tochter und ein schwächerer Chartverlauf zuletzt für Verunsicherung. Der Münchener Versicherungsriese muss sich vor den anstehenden Quartalszahlen diese Woche am Donnerstag gleich mehreren Herausforderungen stellen. Besonders brisant ist, dass das FBI bereits wegen des Datendiebstahls bei über einer Million Kunden ermittelt. Gleichzeitig warnen Experten vor möglichen Belastungen durch den AXA-Schock, der den gesamten Versicherungssektor unter Druck gesetzt hat. Kann sich die Allianz-Aktie trotz dieser Widrigkeiten behaupten? Wir klären auf!
Analysten bleiben optimistisch
Die Expertenmeinungen zur Allianz-Aktie zeigen sich erstaunlich robust. Fast 10 Analysten haben sich in den vergangenen Wochen zu Wort gemeldet, wobei 5 eine Kaufempfehlung aussprechen und 4 zum Halten raten. Besonders hervorzuheben ist die Berenberg Bank, die mit einem Kursziel von 431 Euro ein sehr hohes Aufwärtspotenzial sieht. Goldman Sachs positioniert sich mit 360 Euro etwas verhaltener, während die UBS mit 345 Euro sogar in etwa auf dem aktuellen Kursniveau liegt. Das durchschnittliche Kursziel von 397 Euro signalisiert den Analysten zufolge noch immer erheblichen Spielraum nach oben. Diese Einschätzung basiert auf der soliden Geschäftsentwicklung des Versicherungskonzerns und der attraktiven Bewertung mit einem KGV von um die 14. Die Dividendenrendite von über 4 Prozent unterstreicht zusätzlich die Attraktivität für dividendenorientierte Anleger. Dennoch dürften die letzten Ereignisse und die kommenden Zahlen die Risikoeinschätzung der Experten in den kommenden Wochen beeinflussen.
Charttechnik
Aus technischer Sicht präsentiert sich die Allianz-Aktie aktuell in einer Konsolidierungs-Phase. Der seit April laufende Aufwärtsimpuls hat ein paar Schwächezeichen entwickelt. Nach dem gescheiterten Ausbruch über die wichtige Widerstandsmarke von 360 Euro folgte der Anstieg bis auf das Mehrjahreshoch bei 379,10 Euro. Danach folgte eine Korrektur, die den Titel wieder in den übergeordneten Trendkanal zurückführte. Die jüngsten Verluste verstärken die technischen Warnsignale zusätzlich. Besonders beunruhigend wirkt die Entwicklung vor dem Hintergrund der anstehenden Quartalszahlen und der Nachricht von AXA. Bereits im Juni, bzw. zuvor schon Mitte Mai hatte die Aktie Schwäche gezeigt. Die Luft war erstmal raus und die aktuelle Kursbewegung deutet auf eine mögliche zweite Verkaufswelle hin. Die langfristige Performance mit einem Plus von über 100 Prozent über mehrere Jahre bleibt zwar intakt, doch die kurzfristige Dynamik hat sich deutlich verschlechtert. Anleger sollten die Unterstützungszone um 340 Euro genau beobachten, da ein Bruch weitere Abgaben in Richtung 300 Euro auslösen könnte. Hingegen könnte ein Anstieg über die 360 Euro einen Run nach oben auslösen und die Aktie bis auf 400 Euro oder gar darüber führen.
Cyberangriff
Der Zeitpunkt des Cyberangriffs auf die US-Tochter Allianz Life hätte kaum ungünstiger sein können. Über eine Million Kundendaten wurden gestohlen, das FBI ermittelt, und die Aufklärung läuft auf Hochtouren. Auch wenn der Angriff nur das System eines Drittanbieters betraf, werfen die Ereignisse Fragen zur IT-Sicherheit des gesamten Konzerns auf. Die Bafin hatte bereits in der Vergangenheit Mängel bei den IT-Systemen der Allianz kritisiert. Zusätzlichen Druck erzeugt der AXA-Schock vom Freitag, als die französische Konkurrenz mit enttäuschenden Zahlen die Anleger verschreckte und zeitweise deutlich verlor. Diese Entwicklung könnte ein Vorbote für die eigenen Quartalsergebnisse am Donnerstag sein, muss es aber nicht. Experten befürchten, dass sich die Schwäche im Versicherungssektor auch auf die Allianz übertragen könnte. Aber wie gesagt, muss es aber auch nicht. Es ist derzeit alles noch Kaffeesatzleserei. Wichtig sind die obigen Chartmarken.
Was tun?
Die Allianz-Aktie bewegt sich in einem Spannungsfeld aus positiven Fundamentaldaten und aktuellen Belastungsfaktoren. Die solide Geschäftsbasis, die attraktive Dividendenrendite und das Analystenvertrauen sprechen für die langfristige Attraktivität des Titels. Das durchschnittliche Kursziel von knapp 397 Euro bietet noch immer deutlichen Spielraum nach oben. Anleger könnten sich in den Trend über der 360 Euro einstoppen oder im Fall der Fälle, wenn die 340 Euro bricht ein Abstauberlimit bei 300 Euro setzen. Beides ist interessant und bietet eine Chance.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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