(neu: Aussagen aus Telefon-Pressekonferenz, Aktienkurs)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Versicherer Allianz traut sich trotz eines Rekords im ersten Halbjahr noch kein höheres Gewinnziel für 2025 zu. Der operative Gewinn solle weiterhin 15 bis 17 Milliarden Euro erreichen, erklärten Vorstandschef Oliver Bäte und Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre am Donnerstag in München. Die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen in der Welt sowie mögliche Naturkatastrophen stimmen das Management vorsichtig.
Im ersten Halbjahr erzielte die Allianz einen operativen Gewinn von 8,6 Milliarden Euro - ein Rekord, wie Vorstandschef Bäte erklärte. Rechnet man die Zahlen aufs Gesamtjahr hoch, steuert die Allianz mindestens auf das obere Ende ihrer Zielspanne zu.
An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an: Die Allianz-Aktie gewann bis zur Mittagszeit fast fünf Prozent auf 369,60 Euro und gehörte damit zu den Spitzenreitern im Dax . Im Vergleich zum Jahreswechsel hat ihr Kurs um rund ein Viertel zugelegt. Im Mai war sie mit bis zu 378,50 Euro jedoch noch ein Stück teurer gehandelt worden.
In den drei Monaten bis Ende Juni steigerte die Allianz ihr Geschäftsvolumen um gut vier Prozent auf 44,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn stieg um zwölf Prozent auf 4,4 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Gewinn von gut 2,8 Milliarden Euro, ein Anstieg um 13 Prozent. Auch hier hatten Branchenexperten mit weniger gerechnet.
Besser lief es vor allem im Schaden- und Unfallgeschäft: Die Sparte lieferte einen operativen Gewinn von rund 2,3 Milliarden Euro, 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. So baute die Allianz ihr Geschäftsvolumen weiter aus, erhöhte aber auch die Preise im Schnitt um 3,7 Prozent. Schon in vergangenen Jahren hatte der Versicherer bei seinen Kunden an der Preisschraube gedreht. Inzwischen setzt Bäte stärker darauf, die Versicherten zu halten und neue Kunden zu gewinnen.
Unterdessen schlugen Schäden durch Naturkatastrophen bei der Allianz mit 277 Millionen Euro nicht einmal halb so teuer zu Buche wie ein Jahr zuvor. Auch deshalb ging ein geringerer Anteil des Versicherungsumsatzes für Schäden, Verwaltung und Vertrieb drauf: Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 93,5 auf 91,2 Prozent.
In der Lebens- und Krankenversicherung stieg der operative Gewinn nur um knapp zwei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Hier verzeichnete die Allianz allerdings einen deutlicheren Anstieg der Beiträge im Neugeschäft.
Besser lief es auch im Fondsgeschäft der Konzerntochter Pimco. Deren Fonds sammelten unter dem Strich 15 Milliarden Euro an frischem Geld von Kunden ein. Die zweite Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) musste hingegen einen Nettoabfluss von einer Milliarde Euro hinnehmen, was sowohl an Aktienfonds als auch an Anleihefonds lag.
Drei Jahre nach dem Ende eines Milliardenskandals bei AGI kann die Allianz in den USA wieder frei wirtschaften. Die US-Finanzaufsicht hatte die Auflagen für den Münchner Konzern im Juli wieder aufgehoben - rund sieben Jahre früher als ursprünglich gedacht. Die US-Tochter von AGI wurde zwischenzeitlich aufgelöst, aber die Auflagen für Pimco und die US-Lebensversicherungstochter Allianz Life of America seien weg, erklärte Allianz-Chef Bäte.
Damit sind die Nachwirkungen der Affäre überwunden: Große US-Anleger hatten mit Fonds der Allianz-Tochtergesellschaft AGI fünf Milliarden Dollar verloren und 2020 Klage gegen die Allianz eingereicht. Verantwortlich waren drei Fondsmanager, die ihre Kunden nach Beurteilung der US-Finanzaufsicht SEC betrogen hatten. Die Allianz musste ihre Kunden entschädigen, eine hohe Geldstrafe bezahlen und überließ die Verwaltung der AGI-Fonds in den USA einem Partner.
Auch wenn die Beschränkungen jetzt weggefallen sind: Laut Bäte will die Allianz in den USA vorerst nichts grundsätzlich anders machen als in den vergangenen drei Jahren./stw/zb/mne/jha/