FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein schwaches zweites Quartal hat am Donnerstag die Aktie von RWE unter Druck gebracht. Trotz bestätigter Jahresziele gab das Papier des Energieversorgers um 4 Prozent auf 34,07 Euro nach.
Die bislang stützende 90-Tage-Linie bei aktuell 34,56 Euro wurde dabei nach unten hin durchbrochen und die Gewinne seit Mitte Juni sind wieder Geschichte. Im bisherigen Jahresverlauf steht aber immer noch ein Plus von etwas mehr als 18 Prozent zu Buche.
Laut JPMorgan-Analyst Javier Garrido "hat der Konsens die Trends des starken ersten Quartals fortgeschrieben". Doch auch, wenn am Markt selbst mit schwachen Zahlen gerechnet worden sei, seien diese noch unterboten worden.
Sowohl das operative Ergebnis (Ebitda) als auch der Überschuss im ersten Halbjahr hätten 4 bis 5 Prozent unter den Konsensschätzungen gelegen, erklärte Analyst Ahmed Farman von Jefferies die Kursverluste der Aktie. "Schwächere Windverhältnisse und geopolitisch schwierige Bedingungen im Energiehandel scheinen die Hauptgründe für das Verfehlen zu sein." Hilfreich sei indes, dass die Jahresprognosen für das bereinigte Ebitda und das bereinigte Ergebnis je Aktie bestätigt worden seien.
Diese Einschätzung teilen auch Garrido sowie Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. "Das Zahlenwerk ist zwar unbefriedigend, deutet aber nicht auf strukturelle Probleme hin", schrieb Hoymann und verwies obendrein auf die ebenfalls bestätigten mittelfristigen Ziele. Zudem sieht er sein positives Anlageurteil "Buy" für die Aktie gestützt durch ein mögliches neues Aktienrückkaufprogramm.
Ein Drittel des aktuellen Programms sei Ende Mai abgeschlossen worden, die zweite Tranche habe im Juni begonnen und laufe noch. Sobald RWE mehr Klarheit über zukünftige Investitionen in den USA und hierzulande habe, dürfte eine Entscheidung darüber Anfang des nächsten Jahres fallen. Die Reduzierung von Investitionsausgaben in den Jahren bis 2030, wie sie RWE bereits angekündigt hatte, deutet laut Hoymann auf Potenzial diesbezüglich hin.
JPMorgan-Experte Garrido nannte die auf Konzern- und Segmentebene vollständig bestätigten Jahresziele "beruhigend". Kursschwächen hält er für Kaufgelegenheiten, auch wenn sich diese vor den Gesprächen zwischen den USA und Russland über ein Friedensabkommen mit der Ukraine wohl nicht auszahlen dürften, da sie am Markt aufgrund dann potenziell geringerer Gaspreise als negativ für RWE gewertet werden dürften./ck/lew/stk