
© Foto: Bild von Alicja auf Pixabay
Die Commerzbank erlebt gerade ihren größten Höhenflug seit Jahren. Über 37 Euro kostet eine Aktie mittlerweile - fast 200 Prozent Plus in nur zwölf Monaten. Doch während Anleger von einer möglichen Übernahme durch UniCredit träumen, warnen Experten vor einem bösen Erwachen.
Die Bankaktie notiert bereits 10 Euro über den Kurszielen der Analysten. Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen einer gefährlichen Überhitzung. Staatsverschuldung, Übernahmefantasien und starke Quartalszahlen haben einen perfekten Sturm für die Aktie geschaffen. Aber wie lange kann diese Euphorie noch anhalten? Die Antworten könnten manchen Investor überraschen.
Markteuphorie zu hoch?
Die Commerzbank surft derzeit auf einer Welle verschiedener positiver Faktoren. Das deutsche Finanzinstitut profitiert massiv von der historischen Staatsverschuldung von 2,5 Billionen Euro. Als einer der größten Käufer deutscher Staatsanleihen kassiert die Bank kräftig bei den Zinszahlungen ab. Diese lukrative Einnahmequelle sprudelt umso stärker, je mehr sich der Staat verschuldet. Die jüngsten Quartalszahlen untermauern diese Entwicklung eindrucksvoll. Die Bank übertraf die Gewinnerwartungen und hob sogar ihre Jahresprognose für das Zinseinkommen an.
Charttechnische Warnsignale
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die Aktie zuletzt beinahe wie ein Fahnenstangenchart. Einerseits bestätigen alle wichtigen Indikatoren den intakten Aufwärtstrend. Die Aktie notiert weit oberhalb sämtlicher wichtiger gleitender Durchschnitte. Das spricht für gesunde Nachfrage. Andererseits mehren sich bedenkliche Überhitzungssignale. Der RSI-Indikator kletterte auf fast 90, aktuell bei 82 und damit tief in den überkauften Bereich. Solche Werte gab es zuletzt im März - damals folgte eine scharfe Korrektur. Die Distanz zum 200er SMA ist enorm. Dieser liegt aktuell bei 22,62 und auch der 50er SMA liegt bei 30,03 Euro. Das erhöht das Risiko für heftige Gewinnmitnahmen erheblich. Der Widerstand bei 38 Euro ist erheblich. Dieser wichtige Widerstand wurde zuletzt mehrfach getestet. Bricht der steile Aufwärtstrend hier bei 36 Euro, sind deftige Rücksetzer möglich. Erste Unterstützungen liegen bei 33 Euro und 31 Euro. Darunter könnte die psychologisch wichtige 30-Euro-Marke noch Halt bieten.
Übernahmefantasie als zweischneidiges Schwert
Die Spekulationen um eine mögliche Übernahme durch UniCredit treiben die Aktie zusätzlich an. Investoren setzen auf saftige Aufschläge bei einem Übernahmeangebot. Diese Hoffnungen ziehen massives Kapital an und verstärken den bereits steilen Aufwärtstrend. Doch genau hier lauert eine Falle. Je höher die Commerzbank-Aktie steigt, desto teurer wird eine potenzielle Übernahme für UniCredit. Die Italiener müssen mittlerweile über 37 Euro je Aktie auf den Tisch legen - ein stolzer Preis. Das könnte die Übernahme verzögern oder sogar ganz verhindern. Sollten die Übernahmefantasien platzen, droht ein brutaler Realitätsschock. Analysten sehen die Entwicklung bereits kritisch. RBC Capital Markets belässt das Kursziel bei nur 27 Euro - deutlich unter dem aktuellen Kurs. Die Bewertung "Sector Perform" signalisiert bestenfalls durchschnittliches Wachstum.
Was tun?
Trotz der fundamentalen Stärke der Commerzbank spricht vieles für Gewinnmitnahmen. Die Aktie ist charttechnisch überkauft und fundamental überbewertet. Das Szenario einer Übernahme durch UniCredit scheint bereits vollständig eingepreist. Die starken Quartalszahlen und die positiven Aussichten für das Zinsgeschäft rechtfertigen zwar höhere Kurse, aber nicht diese extremen Bewertungen. Besonders riskant wird es für Neueinsteiger. Wer jetzt kauft, spekuliert hauptsächlich auf weitere Übernahmefantasien. Das ist ein gefährliches Spiel. Sollte UniCredit einen Rückzieher machen oder die Markteuphorie kippen, drohen schmerzhafte Verluste.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.