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Ein Doppelschlag aus schlechten Branchennachrichten und Analystenkritik bringt RWE ins Straucheln. Während die Aktie um wichtige Kursmarken kämpft, zeigen sich einige Experten trotz allem noch etwas optimistisch. Der Energiekonzern steht vor entscheidenden Wochen. Was bedeutet das für Anleger?
Schlechte Nachrichten
Schlechte Nachrichten verbreiten sich bekanntlich schnell. Das musste RWE Anfang der Woche schmerzhaft erfahren. Mit einem Minus landete der Essener Energiekonzern am Ende des DAX und kämpfte und kämpft immer noch verzweifelt um die psychologisch wichtige 35-Euro-Marke. Ein echter Dämpfer für alle, die auf eine schnelle Erholung gesetzt hatten. Die Probleme kamen diesmal nicht aus der eigenen Küche, sondern von außen. Der dänische Windkraftriese Ørsted meldete erneute Schwierigkeiten bei seinem US-Projekt Revolution Wind. Trumps politischer Willkür ist dies geschuldet. Was zunächst wie ein fremdes Problem aussah, traf die gesamte Branche wie ein Blitzschlag.
Analystenstreichung verstärkt den Abwärtsdruck
Als wäre die Hiobsbotschaft aus Dänemark nicht genug gewesen, legte Analyst Ingo Becker von Kepler Cheuvreux noch einen drauf. Er strich kurzerhand die Kaufempfehlung für RWE und senkte das Kursziel auf 38 Euro. Seine Begründung war nicht gerade schmeichelhaft. Das Unternehmen zeige keine Anzeichen eines nachlassenden Expansionsdrangs, was die Kostenseite belasten könnte. Becker riet Anlegern sogar dazu, die mühsam erkämpften Kursgewinne der letzten Wochen mitzunehmen. Eine deutliche Kampfansage an alle, die noch auf das große Comeback warten. Die Reaktion des Marktes ließ nicht lange auf sich warten. RWE rutschte weiter ab und kämpfte und kämpft auch heute noch um jeden Cent oberhalb der 35-Euro-Schwelle. Die jüngsten Quartalszahlen wirkten offenbar noch nach. Das bereinigte EBITDA im ersten Halbjahr 2025 blieb deutlich unter dem Vorjahreswert. Dem Energieriesen fehlte es schlicht an Momentum, obwohl die Energiewende-Story grundsätzlich intakt bleibt. Trump gilt als Gegner der Windkraft, und dass amerikanische Behörden ein weit fortgeschrittenes Projekt stoppen, sendet klar negative Signale.
Charttechnik
Aus technischer Sicht bietet sich derzeit ein ernüchterndes, neutrales Bild. Ende 2024 bis Anfang 2025 bildete die RWE-Aktie im Bereich von 27 bis 28 Euro einen soliden Boden. Die zuvor heftige Korrektur lief aus und legte das Fundament für eine Aufwärtsbewegung. Diese führte schließlich im Juli bis nahe der 38-Euro-Marke (37,85 Euro im Hoch), wo die Luft jedoch zu dünn wurde. Gewinnmitnahmen setzten ein und drückten die Aktie wieder auf knapp unter 34 Euro zurück. Nach diesem Test drehte sie wieder nach oben ab. Aktuell kämpft die Aktie, wie schon oben erwähnt mit der 35 Euro-Marke. Ein erfolgreicher Ausbruch über 36,50 Euro würde die Tür zum Juli-Hoch wieder weit öffnen. Auf der Unterseite hat die 34 Euro nun zentrale Bedeutung als Unterstützung. Fällt diese Marke, könnte es schnell in Richtung der 28-Euro-Zone gehen. Die Aktie befindet sich also in einer entscheidenden Phase zwischen Hoffen und Bangen. Der RSI liegt bei absolut neutralen 50 Punkten. Auch die beiden SMAs sind unentschlossen. Während der 200er nach oben zeigt, ist der 50er eher gewillt nach unten zu tendieren.
Was tun?
Trotz der aktuellen Schwäche sollten Anleger RWE nicht in Gänze abschreiben. Die Analystenmehrheit bleibt verhalten optimistisch und sieht Kursziele sogar teilweise über 40 Euro als gerechtfertigt an. Goldman Sachs bestätigte sogar erst kürzlich das "Buy"-Rating und hob das Kursziel von 41 auf 44,50 Euro an. Diese Diskrepanz zwischen Bewertung und aktuellem Kursniveau könnte mittelfristig für positive Überraschungen sorgen. Die Energiewende bleibt ein Megatrend, von dem RWE langfristig profitieren sollte. Kurzfristig droht jedoch weiterer Gegenwind, besonders aus den USA. Neueinsteiger können daher noch abwarten und Abstauberlimite setzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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