
Der einstige Handy-Pionier Blackberry musste sich neu erfinden. Die Kanadier entschieden sich dafür, auf intelligente Software und Dienstleistungen umzusteigen. Ein Weg, der sich auszahlt. Jetzt hat Nvidia angebissen.
BlackBerry war einst ein Synonym für Smartphones, heute hat sich der kanadische Konzern neu erfunden. Unter der Marke QNX liefert das Unternehmen Softwarelösungen für die Automobilindustrie - insbesondere Betriebssysteme, die in Millionen Fahrzeugen weltweit laufen. Mehr als 255 Millionen Autos sind bereits mit QNX-Software ausgestattet, darunter Modelle von BMW, Honda, Mercedes-Benz, Toyota, Volkswagen und Volvo.
Kooperation mit NVIDIA: Strategische Stärkung im Zukunftsmarkt
Am Mittwoch gab BlackBerry bekannt, dass QNX als zentraler Partner in das neue Entwicklungs-Kit DRIVE AGX Thor von Nvidia eingebunden wird. Die Plattform gilt als Meilenstein für die nächste Generation autonomer Fahrzeuge und kombiniert die Rechenleistung von Nvidia mit dem sicherheitszertifizierten Echtzeitbetriebssystem QNX OS for Safety.
Für die Automobilhersteller bringt das handfeste Vorteile: Entwicklungszeiten verkürzen sich, die Zertifizierung komplexer Systeme wird vereinfacht, und die Integration neuer Funktionen lässt sich schneller realisieren. "Das NVIDIA DRIVE AGX Thor Development Kit, integriert mit unserem neu veröffentlichten QNX OS for Safety 8, bietet eine branchenbewährte, einsatzbereite Plattform, die die Entwicklung vereinfacht und die Zertifizierung beschleunigt", erklärte John Wall, COO von QNX.
Damit positioniert sich BlackBerry noch klarer als unverzichtbarer Zulieferer für die softwaredefinierte Mobilität. Gerade in Zeiten, in denen Automobilkonzerne Milliarden in autonomes Fahren und digitale Cockpits investieren, ist diese Rolle von hoher strategischer Bedeutung.
BlackBerry übertrifft Erwartungen - vorsichtiger Ausblick bleibt
Die Kanadier haben das erste Quartal des Geschäftsjahres besser abgeschlossen als von Analysten erwartet. Angetrieben wurde das Wachstum vor allem durch starke Ergebnisse der Segmente QNX und "sichere Kommunikation". Trotz positiver Zahlen bleibt das Unternehmen angesichts der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten vorsichtig.
Für das Quartal bis zum 31. Mai meldete BlackBerry einen bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) von 0,02 US-Dollar - deutlich über dem Marktkonsens, der ein ausgeglichenes Ergebnis prognostiziert hatte. Der Umsatz sank leicht um 1 Prozent auf 121,7 Millionen US-Dollar, lag damit jedoch über der Analystenschätzung von 114 Millionen US-Dollar.
Laut RBC Capital Markets ist das bessere Abschneiden auf die solide Performance von QNX zurückzuführen, das 58 Millionen US-Dollar Umsatz erzielte, sowie auf das Segment "sichere Kommunikation", das insbesondere von einem frühen Regierungsauftrag aus Deutschland profitierte.
Noch Luft nach oben
Trotz der positiven Entwicklung bleibt BlackBerry bei seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2026 vorsichtig. Die Umsatzspanne wurde nur leicht auf 508 bis 538 Millionen US-Dollar angehoben, während die EPS-Erwartung von 0,08 bis 0,10 US-Dollar bestätigt wurde. RBC führt dies auf anhaltende Gegenwinde in der Automobilbranche und verlängerte Kaufzyklen zurück, insbesondere für QNX.
Das Unternehmen setzt weiterhin Kapital für Aktienrückkäufe ein, meldete jedoch im ersten Quartal einen negativen operativen Cashflow. BlackBerry erwartet, dass der freie Cashflow in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2026 wieder anzieht.
RBC prognostiziert für 2026 nun einen Umsatz von 530,4 Millionen US-Dollar und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 0,10 US-Dollar - nach zuvor erwarteten 519,3 Millionen US-Dollar Umsatz und 0,09 US-Dollar EPS. Für das zweite Quartal rechnet die Bank mit einem Umsatz von 125,1 Millionen US-Dollar und einem EPS von 0,01 US-Dollar.
Das Kursziel für BlackBerry wurde von RBC von 3,75 auf 4 US-Dollar angehoben, die Einstufung "Sector Perform" bleibt bestehen.
Mein Tipp: Ab 4 US-Dollar wird es wieder spannend
Die Aktie von Blackberry hat im ersten Halbjahr schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Nach einem Anstieg auf über 6 US-Dollar halbierte sich der Kurs wieder. Seit Jahresanfang hat die Aktie 1,6 Prozent verloren. Für Anleger, die den ersten Kursanstieg verpasst haben, bietet sich somit eine neue Chance.
Knackt der Kurs die Marke von 4 US-Dollar, dann könnte wieder ordentlich Dampf in die Sache kommen. Die Experten trauen dem Braten zwar noch nicht so recht bei Blackberry, könnten ihre Meinung aber auch schnell ändern, wenn die Kanadier ihre Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Die kommen am 25. September.
Die Kooperation mit NVIDIA sowie die solide Performance von QNX und dem Segment "sichere Kommunikation" stärken die Wachstumsfantasie im Bereich Autonomes Fahren. Kurzfristig bleiben Kursschwankungen möglich, langfristig bietet BlackBerry aber für Anleger, die an die Zukunft softwaredefinierter Fahrzeuge glauben, eine spekulative, aber aussichtsreiche Beimischung im Technologiesektor.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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