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Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach steckt mittendrin in der Krise. Die Zahlen sind dramatisch eingebrochen und ein hoher Verlust von 247 Millionen Euro belastet das Zahlenwerk.
Aber es keimt Hoffnung auf. Denn die Verkaufsgerüchte um die Pinault-Familie führen zu Aufregung unter den Börsenhändlern. Die französischen Großaktionäre prüfen angeblich den Ausstieg aus ihrer 29-Prozent-Beteiligung. Chinesische Konkurrenten wie Anta Sports und Li Ning sollen bereits Interesse signalisiert haben. Doch kann eine mögliche Übernahme dann wirklich die fundamentalen Probleme lösen? Die Aktie schoss zuletzt gewaltig nach oben, korrigierte aber schnell wieder. Anleger stehen vor der schwierigen Frage: Ist das der Wendepunkt oder nur ein spekulativer Ausreißer in einem anhaltenden Abwärtstrend? Wir klären auf!
Von der Gewinnwarnung zur Übernahmefantasie
Die Situation bei Puma könnte dramatischer kaum sein. Erst im Juli musste der Konzern seine Jahresprognose komplett über den Haufen werfen. Statt der ursprünglich erwarteten Gewinne zwischen 445 und 525 Millionen Euro prognostiziert das Management nun operative Verluste. Im zweiten Quartal gab es ein bereinigtes EBIT von -13,2 Millionen Euro. Der Nettoverlust lag bei 247 Millionen Euro. Das ist echt heftig! Einer der Gründe dafür sind die US-Zölle. Diese kosten Puma rund 80 Millionen Euro Bruttogewinn. Gleichzeitig meldet das Unternehmen aus allen wichtigen Regionen Rückgänge. Nordamerika schwächelt, Europa kämpft mit der Konsumflaute und auch der asiatische Markt enttäuscht. Währungsbereinigt erwartet der Konzern sogar einen zweistelligen Umsatzrückgang. Das neue Schuhmodell, auf das große Hoffnungen gesetzt wurden, floppte in vielen Märkten. Seit Juli versucht der neue Vorstandschef einen Neuanfang zu starten. Der ehemalige Adidas-Manager setzt auf ein umfassendes Sparprogramm und die größte Markenkampagne der Unternehmensgeschichte. Ob das alles ausreicht, bleibt fraglich.
Charttechnik
Nach dem jüngsten Kurssprung steht die Puma-Aktie charttechnisch an einem entscheidenden Punkt. Mit dem Sprung über die 50-Tage-Linie bei etwa 20,72 Euro hat das Papier ein erstes wichtiges Kaufsignal generiert. Sollte sich dieser Ausbruch stabilisieren, könnte der Weg frei werden für einen Test der 200-Tage-Linie, die aktuell bei 28,23 Euro verläuft. Ein nachhaltiger Durchbruch über die breite Widerstandszone zwischen 24,60 und 25,40 Euro würde das Bild deutlich aufhellen. Doch die Euphorie könnte schnell verpuffen. Falls die Aktie wieder unter den 50er SMA rutscht, droht ein Rückfall in Richtung 18 Euro oder sogar zum Jahrestief bei 17,04 Euro. Der RSI-Wert von 54 deutet auf eine gewisse Neutralität hin, was weder die Gefahr einer Korrektur erhöht noch schmälert. Viel hängt jetzt davon ab, ob die Übernahmespekulationen Substanz haben oder sich als heiße Luft entpuppen. Ohne fundamentale Verbesserung der Geschäftszahlen bleibt jede Erholung zerbrechlisch. Die hohe Verschuldung und die anhaltenden operativen Verluste machen das Unternehmen verwundbar für weitere Rückschläge.
Was tun?
Puma befindet sich an einem durchaus positiven Punkt. Die Übernahmegerüchte haben kurzfristig für Euphorie gesorgt, doch die fundamentalen Probleme sind damit nicht gelöst. Das muss Anlegern bewusst sein. Das Unternehmen kämpft weiterhin mit strukturellen Herausforderungen in einem hart umkämpften Markt, in dem Nike und Adidas den Ton angeben. Für risikofreudige Anleger könnte die aktuelle Situation aber durchaus eine Chance darstellen, sofern tatsächlich ein Übernahmeangebot kommt oder aber die Gerüchte richtig brodeln und weiter angeheizt werden. Chinesische Konkurrenten verfügen über das nötige Kapital und könnten sicherlich auch Synergien heben. Bei einer Marktkapitalisierung von nur 2,6 Milliarden Euro erscheint Puma durchaus als attraktives Übernahmeziel. Konservative, risikoaverse Investoren sollten jedoch Abstand halten. Die operative Entwicklung bleibt schwach, die Verluste sind beträchtlich und eine nachhaltige Trendwende ist wohl noch nicht in Sicht. Ohne konkrete Übernahmeofferte könnte daher die Aktie wieder unter Druck geraten. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist aktuell eher unausgewogen. Wer dennoch investieren möchte, sollte nur einen kleinen Teil seines Portfolios riskieren.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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