
© Foto: Bild von THAM YUAN YUAN auf Pixabay
Die Mercedes-Benz Aktie steht vor einem Sturm, der das Unternehmen noch viel tiefer ziehen könnte als bisher erwartet. Während der Konzern versucht, mit neuen Elektromodellen und glänzenden Präsentationen auf der IAA zu punkten, verschärft sich die Krise hinter den Kulissen dramatisch.
Der operative Gewinn der weltgrößten Autobauer ist bereits enorm eingebrochen. Gleichzeitig droht Mercedes-Benz ein massiver Arbeitsplatzabbau mit über 2.000 gefährdeten Jobs. Die politischen Unsicherheiten rund um das EU-Verbrenner-Aus verschärfen die Lage zusätzlich. Experten warnen bereits vor einem weiteren Absturz der Aktie unter die psychologisch wichtige 50-Euro-Marke. Ein Rutsch auf 40 oder sogar 30-35 Euro scheint nicht mehr ausgeschlossen.
Operative Krise trifft auf Strukturprobleme
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im ersten Halbjahr 2025 sackte der operative Gewinn der 19 größten Autobauer weltweit von 84,3 auf nur noch 42,8 Milliarden Euro ab. Mercedes-Benz ist da mittendrin. Der Stuttgarter Konzern kämpft mit schwacher Nachfrage nach Elektroautos, einem ruinösen Preiskampf in China und steigenden Transformationskosten. Die Probleme gehen weit über normale Marktschwankungen hinaus. In China wenden sich Kunden verstärkt heimischen Marken zu. Das trifft Mercedes besonders hart, da der chinesische Markt für Premiumhersteller mit entscheidend ist. Die E-Mobilität stockt, obwohl der neue elektrische GLC mit 713 Kilometern Reichweite und 490 PS durchaus beeindruckt. Doch die Kunden bleiben skeptisch. Besonders brisant wird die Lage am Standort Ludwigsfelde. Hier protestieren bereits hunderte Beschäftigte gegen die geplante Verlagerung der Sprinter-Produktion nach Polen. Bis 2029 sollen rund 2.000 Arbeitsplätze wegfallen. Die IG Metall spricht von kaum aushaltbarer Unsicherheit. Die vom Unternehmen versprochenen Ersatzprojekte sichern nur etwa 200 Stellen.
Charttechnik
Das Chartbild der Mercedes-Benz Aktie zeigt ein besorgniserregendes Muster. Der RSI von 47 befindet sich noch gut in der Mittelzone, jedoch lässt dies auch noch genügend Spielraum nach unten zu. Die Aktie kämpft verzweifelt darum, sich über der 50-Euro-Marke zu halten. Die technischen Indikatoren sprechen eine recht deutliche Sprache. Der Kurs notiert unter den wichtigen gleitenden Durchschnitten (200er und 50er SMA). Das Handelsvolumen nimmt bei fallenden Kursen zu. Das ist ein klassisches Zeichen für weiteren Verkaufsdruck. Analysten befürchten bereits einen Rutsch unter 48 Euro, was den Weg für weitere Verluste bis 40 Euro oder sogar 30-35 Euro ebnen könnte. Dies ergäbe sich aus dem übergeordenten Chartmuster. Die bisherige Range zwischen 48 und 55 Euro scheint nicht mehr zu halten. Selbst bullishe Analysten von J.P. Morgan mit ihrem Kursziel von deutlich über 60 Euro können die technische Schwäche nicht übertünchen. Die Realität an der Börse sieht anders aus als die optimistischen Prognosen der Investmentbanken.
Politische Unsicherheit verstärkt den Druck
Das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 setzt die gesamte Branche unter enormen Druck. Die hohen Transformationskosten belasten die Bilanz bereits heute massiv. Mercedes versucht mit dem Verkauf von Unternehmensteilen gegenzusteuern. Die Flottenmanagementtochter Athlon soll für rund eine Milliarde Euro verkauft werden. Auch die deutschen Vertriebsniederlassungen stehen zum Verkauf. Diese Notverkäufe zeigen das Ausmaß der finanziellen Probleme. Die angekündigte Modelloffensive mit 40 geplanten Überarbeitungen bis 2027 wirkt wie ein Verzweiflungsakt. Der neue GLC mit seinem XXL-Hyperscreen und 800-Volt-Technik mag technisch beeindrucken, doch die Marktbedingungen haben sich kaum verbessert.
Was tun?
Die Mercedes-Benz Aktie steht vor einem perfekten Sturm aus operativen Problemen, strukturellen Herausforderungen und technischer Schwäche. Die letzten Quartalszahlen zeigten bereits den dramatischen Gewinneinbruch im Konzern. Fundamental spricht wenig für eine schnelle Erholung. Die Restrukturierung wird wohl Jahre dauern und weitere Belastungen mit sich bringen. Der massive Personalabbau wird die Kosten zwar senken, aber auch das Innovationstempo bremsen. Die Konkurrenz aus China wird stärker, nicht schwächer. Charttechnisch droht der Bruch wichtiger Unterstützungen. Ein Fall unter 50 oder gar 48 Euro würde weitere Verkaufswellen auslösen. Die Zielmarken von 40 Euro oder sogar 30-35 Euro sind keine Fantasie mehr, sondern eine reale Gefahr. Trotz der hohen Dividendenrendite sollten Anleger überlegen, wie sie weiter mit ihrer Position verfahren sollten. Die Kursverluste könnten die Dividendenrendite zu Nichte machen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.