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Der Autozulieferer Continental steht vor einer wegweisenden Transformation. Während die Aktie aktuell bei 72,62 Euro notiert, spalten sich die Analysten-Meinungen deutlich.
UBS sieht Potenzial bis 100 Euro, Bernstein warnt vor Risiken und setzt nur auf 66 Euro. Gleichzeitig bereitet sich das Unternehmen auf die Abspaltung seiner Automotive-Sparte Aumovio vor, die am 18. September an die Börse gehen soll. Die Frage ist: Wird dieser Spin-Off zum Befreiungsschlag oder zur Belastungsprobe? Die charttechnische Marke von 79,50 Euro könnte dabei zur Schicksalsmarke werden. Darüber hinaus wartet der Weg Richtung 100-Euro-Marke, darunter drohen Rücksetzer bis 60 oder sogar 50 Euro.
Aumovio-Spin-Off: Chance oder Risiko?
Continental macht Ernst mit der Neuaufstellung. Am 18. September wird die Automotive-Sparte unter dem Namen Aumovio eigenständig an die Börse gebracht. Für zwei Continental-Aktien erhalten Anleger eine Aumovio-Aktie ins Depot gebucht. Das Besondere dabei ist, dass es keine neuen Investoren gewonnen werden müssen, was die Transaktionssicherheit erhöht. Der DAX wird an diesem Tag sogar mit 41 Titeln berechnet, um die Nachvollziehbarkeit für Indexfonds zu gewährleisten. Continental profitiert dabei von den Erfahrungen der Vitesco-Abspaltung vor vier Jahren. Allerdings endete diese Geschichte wenig märchenhaft. Vitesco wurde bereits nach kurzer Börsenzeit von Schaeffler übernommen. Die neue CFO Jutta Dönges startet bereits im November bei Aumovio, früher als ursprünglich geplant. Das zeigt die Ernsthaftigkeit der Pläne. Philipp von Hirschheydt übernimmt als CEO die Führung des Automotive-Geschäfts. Mit der Abspaltung will Continental klare Strukturen schaffen und beide Unternehmensteile fokussierter entwickeln.
Analysten-Duell
Die Bewertungen der Experten könnten unterschiedlicher kaum sein. UBS-Analyst David Lesne bleibt bei seiner Kaufempfehlung mit Kursziel 100 Euro. Seine Begründung: Die geplante Veräußerung von ContiTech für 2026 sei noch nicht eingepreist. Allerdings sieht auch er kurzfristige Herausforderungen im europäischen Reifengeschäft. Händler füllen wegen drohender EU-Zölle ihre Lager mit chinesischen Importen auf. Bernstein Research schlägt einen deutlich pessimistischeren Ton an. Harry Martin behält seine Underperform-Bewertung mit Kursziel 66 Euro bei. Seiner Ansicht nach verstärkt der Aumovio-Börsenprospekt die strukturellen Probleme der Autozulieferbranche. Zusätzlich schwebt das BMW-Risiko über dem Unternehmen. Im Streit um Rückrufkosten könnte Aumovio höhere Zahlungen leisten müssen als bisher zurückgestellt. Die unterschiedlichen Einschätzungen spiegeln die Unsicherheit am Markt wider. Continental bewegt sich in einem schwierigen Umfeld zwischen Elektromobilität, Lieferkettenproblemen und konjunkturellen Herausforderungen.
Charttechnik
Aus technischer Sicht wird es für Conti jetzt spannend und entscheidend. Die Aktie gewann zuletzt leicht hinzu auf um die 72,60 Euro. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von über 15 Prozent zu Buche. Nicht gut, nicht schlecht, aber ein durchaus respektables Ergebnis in schwierigen Zeiten. Die entscheidende Hürde liegt bei 79,50 Euro. Gelingt der Sprung darüber, öffnet sich der Weg Richtung 100-Euro-Marke, wie sie UBS als Kursziel sieht. Das entspräche einem deutlichen Aufwärtspotenzial vom aktuellen Niveau. Scheitert die Aktie jedoch erneut an dieser Widerstandszone, drohen deutliche Rücksetzer. Das erste Kursziel läge dann bei 60 Euro, was einem Minus von etwa 18 Prozent entspräche. Im schlimmsten Fall könnte sogar die 50-Euro-Marke angelaufen werden. Der Kurs liegt aktuell im Niemandsland, zumindest zwischen beiden wichtigen SMAs (50er und 200er).
Was tun?
Continental befindet sich in einer spannenden Phase. Der Aumovio-Spin-Off kann neue Werte schaffen und beiden Unternehmensteilen mehr Fokus verleihen. Die operative Entwicklung des ersten Halbjahres war solide, auch wenn das Marktumfeld herausfordernd bleibt. Charttechnisch steht die Aktie vor einer Richtungsentscheidung. Der Sprung über 79,50 Euro wäre ein starkes Kaufsignal mit Zielen bis 100 Euro. Fundamental spricht die geplante ContiTech-Veräußerung für zusätzliche Wertfreisetzung. Allerdings bleiben Risiken wie der BMW-Rechtsstreit und die schwierige Branchenlage bestehen. Für risikofreudige Anleger bietet Continental eine interessante Chance. Ein Einstieg oberhalb von 79,50 Euro mit Stopp-Loss bei 70 Euro könnte sinnvoll sein. Defensive Investoren sollten aber erwägen, die Entwicklung nach dem Aumovio-Spin-Off abzuwarten, bevor sie sich positionieren.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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