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Die ThyssenKrupp-Aktie ist im Rallymodus. Knapp 200 Prozent seit Jahresbeginn stehen zu Buche. Jetzt liegt ein Übernahmeangebot des indischen Stahlriesen Jindal für die kriselnde Stahlsparte auf dem Tisch. CEO Miguel Lopez treibt seinen Plan voran, den Traditionskonzern in eine reine Finanzholding zu verwandeln. Die Marinesparte TKMS soll an die Börse gebracht werden. Doch trotz dieser spektakulären Neuigkeiten mehren sich die Warnzeichen. Die Charttechnik zeigt negative Divergenzen, Analysten bleiben skeptisch. Der RSI bestätigt die zuletzt erreichten Hochs nicht mehr. Das könnte darauf hindeuten, dass der Aufwärtstrend an Kraft verliert. Wer jetzt noch einsteigt, könnte sich die Finger verbrennen. Ein Einstieg erscheint eventuell erst bei deutlich tieferen Kursen sinnvoll.
Jindal-Angebot
Der indische Stahlkonzern Jindal hat offiziell ein Übernahmeangebot für die Stahlsparte vorgelegt. Lopez steht damit vor einer weitreichenden strategischen Entscheidung. Gleichzeitig laufen bereits Gespräche über ein Joint Venture mit der EP Corporate Group von Milliardär Daniel Kretinsky. Zwei ernsthafte Interessenten für das Problemkind Stahl geben dem ThyssenKrupp-Chef mehr Verhandlungsmacht. Das klingt zunächst positiv. Doch die Realität sieht anders aus. Die operative Lage bleibt angespannt. Im letzten Quartal verbuchte der Konzern einen Nettoverlust von 278 Millionen Euro. Der Umsatz ging fast zweistellig zurück. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde deutlich nach unten korrigiert. Handelskonflikte unter der Trump-Administration belasten das Geschäft massiv. Die Transformation vom Industriekonglomerat zur Finanzholding ist komplex und mit hohen Risiken verbunden. Jefferies hat die Aktie mit Hold und einem Kursziel von 11,50 Euro aufgenommen. Das liegt unter dem aktuellen Kursniveau von rund 11,70 Euro. Die Analysten sehen das Aufwärtspotenzial weitgehend ausgeschöpft. Die hohen Investitionsbedarfe im Stahlgeschäft bleiben eine Belastung. Der konjunkturelle Druck aus der Automobilindustrie verschärft die Lage zusätzlich.
Charttechnik
Die Charttechnik liefert keine Entwarnung. Die ThyssenKrupp-Aktie hat zwar mit 11,945 Euro ein neues Haushoch erreicht. Doch die Dynamik fehlt. Knapp unterhalb der 12-Euro-Marke hat sich in den vergangenen Tagen Widerstand gebildet. Der RSI zeigt negative Divergenzen. Das bedeutet, die zuletzt gebildeten Hochs werden nicht mehr bestätigt. Das ist ein klassisches Warnzeichen für eine bevorstehende Korrektur. Kurzfristig wirkt die Aktie überkauft. Die erste klare Unterstützung liegt bei ca. 11 Euro, das ist in etwa auf dem Niveau des früheren Tops. Sollte diese Marke durchbrochen werden, rückt die steil steigende 50-Tage-Linie in den Fokus. Diese verläuft derzeit bei 10,08 Euro. Unterhalb dieser Marken könnte es schnell Richtung 200-Tage-Linie bei rund 8,30 Euro gehen. In diesem Bereich warten starke charttechnische Unterstützungen. Ein Einstieg bei 8,50 Euro wäre deutlich attraktiver als auf dem aktuellen Niveau. Die Aktie braucht eine gesunde Konsolidierung nach der extremen Rally.

Was tun?
Die strategische Neuausrichtung bei TKA ist richtig und notwendig. Der Börsengang der Marinesparte TKMS und die mögliche Veräußerung der Stahlsparte könnten den Konzern entlasten. Doch die operative Lage bleibt schwierig. Die Quartalszahlen zeigen Verluste. Die Prognosen wurden gesenkt. Das Marktumfeld ist herausfordernd. Charttechnisch zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen. Der RSI bestätigt die Hochs nicht mehr. Negative Divergenzen deuten auf eine bevorstehende Korrektur hin. Jefferies sieht das Aufwärtspotenzial ausgeschöpft. Das Kursziel von 11,50 Euro liegt unter dem aktuellen Kurs. Anleger sollten vorsichtig sein. Ein Einstieg auf dem aktuellen Niveau von knapp 12 Euro erscheint riskant. Die Aktie braucht eine Konsolidierung. Erst bei Kursen um 8,50 Euro ergibt sich ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Dort liegen starke charttechnische Unterstützungen. Die fundamentale Bewertung wäre dann wieder interessant. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Transformation gelingt oder ob weitere Rückschläge drohen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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