
Monatelang hat Thyssenkrupp mit dem tschechischen Milliadär Daniel Kretinsky über einen Einstieg verhandelt. Zusammen sollte die Stahlsparte saniert und auf Vordermann gebracht werden. Jetzt wurden die Gespräche beendet!
Normalerweise hätte die Nachricht vom Scheitern monatelanger Verhandlungen über eine so strategisch wichtige Partnerschaft die Aktie von Thyssenkrupp stark fallen lassen. Diesmal ist es jedoch anders, denn der Konzern hat bereits ein noch besseres Angebot in der Hinterhand. Der Abschied von Kretinskys EP Group ebnet den Weg für intensive Gespräche mit Indiens Jindal Steel International.
Die Erleichterung über den Wegfall der langwierigen, ergebnislosen Verhandlungen und die neue klare Perspektive ließ die Thyssenkrupp-Aktie zwischenzeitlich sogar um bis zu 3 Prozent steigen.
Es deutete sich schon an
Thyssenkrupp-Vorständin Ilse Henne verwies bereits vor dem endgültigen Ende der Verhandlungen mit Kretinsky auf gute Gespräche mit Jindal Steel. Sie betonte, das indikative Angebot des indischen Stahlherstellers, der die gesamte Stahlsparte übernehmen will, werde sehr ernst genommen. Henne hob hervor, dass es nun auf sehr viele Elemente ankomme: Neben dem Preis seien die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation und die Beschäftigung an den Standorten entscheidend - Stichwort Best-/Fair-Owner-Prinzip.
Entscheidung wohl gefallen
Kretinsky machte mit dem Verkauf seines 20-prozentigen Anteils an der Stahlsparte und der Aufgabe der Joint-Venture-Pläne den Weg für Jindal Steel endgültig frei. Die EP Group respektiere die Präferenz der Thyssenkrupp AG, sich auf die Jindal-Gespräche zu konzentrieren, und bekommt dafür den Kaufpreis für den 20-Prozent-Anteil (der auf rund 140 Millionen Euro geschätzt wird) zurückerstattet. Auch die IG Metall begrüßt die neue Klarheit: Jürgen Kerner, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, erklärte, der Vorstand könne und müsse sich jetzt voll auf Jindal konzentrieren.
Mein Tipp: Thyssenkrupp steht noch besser da
Unterm Strich hat sich die Lage für Thyssenkrupp bei der Stahlsparte verbessert, da man nun statt einer zähen Teilpartnerschaft eine klare Verkaufsoption für die gesamte, volatile Sparte hat. Die Aussicht, sich von diesem Geschäft trennen zu können, sorgt für Aufwind.
Zusätzlich könnte das Umfeld für die europäische Stahlindustrie noch besser werden. Berichten zufolge will die Europäische Union Zölle von 50 Prozent auf Stahlimporte vorschlagen, um die heimische Industrie vor billigen Importen aus China zu schützen. Sollte dieses Szenario eintreten, würde es die Gewinne der angeschlagenen europäischen Stahlproduzenten strukturell anheben, so die Analysten von Morgan Stanley.
Die Kombination aus klarem Ausweg aus der Stahlsparte und möglichen Schutzzöllen lässt die Aktie von Thyssenkrupp derzeit als eine sehr, sehr gute Halteposition erscheinen.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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