(neu: Kurs aktualisiert)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chip-Zulieferer Siltronic sieht sich in einem weiterhin schwierigen Umfeld auf Kurs zu seinen Jahreszielen. "Im dritten Quartal machten sich wie erwartet deutliche Verschiebungen von Liefermengen in das vierte Quartal und negative Währungseffekte bemerkbar, wodurch sich Umsatz und Profitabilität temporär abgeschwächt haben", sagte Siltronic-Chef Michael Heckmeier bei der Zahlenvorlage am Dienstag. Gleichzeitig lässt der Druck durch den Lagerbestandsabbau auf Kundenseite weiter nach. Ob damit eine dauerhafte, positive Trendwende entsteht, bleibt zunächst aber offen.
Heckmeier erwartet für 2025 weiterhin einen Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich unter dem Vorjahresniveau von 1,4 Milliarden Euro. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen 22 bis 24 Prozent hängen bleiben, nach bisher avisierten 21 bis 25 Prozent.
In den drei Monaten bis Ende September erzielte der Hersteller von Silizium-Wafern einen Umsatz von gut 300 Millionen Euro, was 16 Prozent weniger ist als vor einem Jahr. Neben einem flächenmäßig niedrigeren Waferabsatz - das sind dünne Silizium-Scheiben, aus denen etwa Computer-Prozessoren und Speicherchips hergestellt werden - bekam Siltronic dabei auch den zum US-Dollar stärkeren Euro zu spüren.
Das operative Ergebnis (Ebitda) sank um gut ein Viertel auf 65,7 Millionen Euro. Das ist weniger Gewinn als von Analysten im Mittel erwartet. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen mit einem Minus von knapp 44 Millionen Euro in die Verlustzone, nachdem vor einem Jahr noch ein Überschuss von knapp 19 Millionen Euro erzielt worden war.
Dabei spielten auch planmäßig höhere Abschreibungen auf ein neues Werk in Singapur eine Rolle. Hinzu kommen Hochlaufkosten für die Fabrik. In diesem Umfeld steuert die Beteiligung von Wacker Chemie weiterhin mit Einsparungen gegen.
Zudem lässt der Gegenwind durch teils immer noch hohe Lagerbestände der Kunden nach. So hatten sich Hersteller von Computer- und Elektronikchips sowie deren Kunden aus allen möglichen Branchen während der Corona-Pandemie die Lager voll gemacht, mussten also lange Zeit nur bedingt nachordern. Gleichzeitig treiben der KI-Boom sowie eine Erholung der PC-Nachfrage den weltweiten Verbrauch an Wafer-Fläche weiter an.
Für den Branchenexperten Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies könnte das dritte Quartal daher den Tiefpunkt im aktuellen Geschäftszyklus für Siltronic markieren. Noch gebe es zwar keine breit angelegte Erholung, doch sei der fortgesetzte Lagerbestandsabbau entlang der Wertschöpfungskette perspektivisch positiv für die Nachfrage nach neuen Silizium-Wafern. Daher stünden nun vor allem die Erwartungen von Siltronic für 2026 im Fokus.
Fest stehe erst einmal, dass das dritte Quartal das schwächste im laufenden Jahr gewesen sei, so Siltronic-Chef Heckmeier auf die Frage nach 2026 in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Die Zuversicht für 2025 wachse angesichts des Starts in das Schlussviertel zudem beständig. Zu den Perspektiven für 2026 wollte er sich aber nicht konkret äußern. Das überrascht allerdings wenig. So gibt das Unternehmen traditionell einen Ausblick erst zu Beginn des jeweiligen Jahres.
Der Kurs der zuletzt stark erholten Aktie schwankte am Dienstag deutlich. Nach einem Sprung auf den höchsten Stand seit einem Jahr im frühen Handel verlor sie am Nachmittag als einer der schwächsten Werte im SDax 3,5 Prozent. Seit Beginn der Erholung Mitte September haben die Papiere aber auch schon um knapp 80 Prozent zugelegt./mis/mne/err/stk/he



