GFT Technologies will bis 2029 ein KI-zentriertes Unternehmen sein. Umsatz und Gewinnmarge sollen deutlich zulegen. Im PLATOW-Interview spricht CFO Jochen Ruetz über Potenziale, nervige Zielanpassungen und Übernahmegerüchte. Herr Ruetz, auf der jüngsten Investorenkonferenz in München wurden vor allem Kostensparmaßnahmen thematisiert. Können Sie das etwas näher ausführen? Sehr gerne, wobei ich es inhaltlich etwas anders zusammenfassen würde. Ein großer Teil der GFT läuft planmäßig und gut, nämlich die Märkte von Nord- bis Südamerika und die Asien-Pazifik-Region. Hier geht es um das Wachstum der nächsten Jahre. In Kontinental-Europa sehen wir ein etwas schwächeres Jahr. Hier gilt es tatsächlich Kosten zu managen, ohne zukünftiges Wachstum abzuwürgen. Mit GFT UK und GFT Software Solutions haben wir zwei große Baustellen, wo derzeit ein ganzer Schwung an Veränderungsmaßnahmen in Umsetzung ist. Beide Segmente sollten ab 2026 deutlich besser dastehen, vor allem die Einheit in UK. Wo liegen dort die Probleme? Während COVID haben wir die lokale Mannschaft in UK auf Bitten der Kunden deutlich auf 200 Mitarbeiter ausgebaut. Das lief in den Jahren 2021 und 2022 sehr gut. 2023 stagnierte die Entwicklung. 2024 funktionierten dann die internationalen Wertschöpfungsketten wieder und viele Kunden setzten wieder stärker auf international Ressourcenverfügbarkeit und Kosteneffizienz. Wir haben die lokale Mannschaft dann wieder von 200 auf jetzt 40 produktive Kräfte reduziert. Das spüren wir aktuell in den Restrukturierungskosten. War das ein Einzelfall? In anderen Ländern gab es diese Kundenwünsche ebenfalls, dort sind wir ihnen aber nicht gefolgt. In UK war es eine Entscheidung des dortigen Managements, die sich anfangs sehr gut gerechnet hat, uns jetzt aber auf die Füße gefallen ist. Ab dem Jahr 2026 wird UK so dastehen wie von uns vorgesehen. Das Ziel ist dort ein Abbild unserer US-Einheit zu schaffen, die momentan sehr gut funktioniert. Dort haben wir auch nur 40 Mitarbeiter vor Ort und 97% der gesamten Aktivitäten werden offshore zugeliefert. Das heißt, viele Leistungen erfolgen nicht vor Ort, sondern zum Beispiel in lateinamerikanischen oder asiatischen Ländern. Dadurch lassen sich Kosten- und Skalenvorteile realisieren. Unsere US-Einheit hat die höchsten Margen im gesamten Konzern. Wie sieht es bei der zweiten großen Baustelle aus? Im Bereich Software-Solutions mussten wir einen kontinuierlichen Rückgang der Rentabilität beobachten. Wir haben daraufhin diverse Maßnahmen getroffen. Wir konzentrieren uns hier unter anderem auf operative Effizienz und wie wir Wachstum und die stetige Modernisierung und Weiterentwicklung unserer Produkte beschleunigen können. Aktuell investieren wir gezielt in die Weiterentwicklung unseres Produktportfolios mit einem klaren Fokus auf Cloud-Technologien. Wir gehen davon aus, dass 2025 und 2026 Übergangsjahre sein werden und sehen ab Mitte 2027 dann auch hier wieder die Chance auf Umsatzwachstum und Gewinnsteigerungen. Sie wollen in Zukunft weltweit eine Führungsrolle in den Bereichen KI, digitale Transformation und Hyperscale-Plattformen einnehmen. Wie groß ist das Interesse und vor allem auch die Bereitschaft der Kunden, im aktuellen Umfeld in KI-Lösungen zu investieren? Das Interesse der Kunden an KI-Lösungen ist natürlich riesig. Wir unterscheiden hier zwei Themen: Zum einen das, was die Kunden selbst an generativen AI-Lösungen in ihrer eigenen IT-Landschaft implementieren können, um ihre Prozesse zu verbessern. Die meisten unserer Kunden haben hochkomplexe, verschachtelte, teils individuell entwickelte Systemlandschaften. Daher sind die Investitionsentscheidungen gerade bei den großen Kunden recht langsam. Wir sehen etwa bei unseren Großbanken keine riesigen Aufträge rund um KI. Die brauchen Zeit. Über welche Zeiträume sprechen wir hier? Wir gehen davon aus, dass eine vollständige Cloud-Transformation etwa zehn Jahre dauern wird. Die meisten Europäer haben 2021/22 angefangen. Wir sind also mittendrin in diesem Zyklus und mittendrin macht niemandem Spaß. Den Firmen entstehen Kosten für den Umstieg auf die Cloud und die noch vorhandenen physischen Datencenter kosten ebenfalls Geld. Manche Kunden verzweifeln ein bisschen an den Kosten, die sich einfach so schnell nicht verbessern. Andere ziehen den Prozess wie geplant durch. Wie sieht es außerhalb der Bankenlandschaft aus? Unsere Industriekunden reagieren deutlich schneller. Gemeinsam mit einem globalen Pionier der kognitiven Robotik haben wir eine Softwareplattform entwickelt, die die nächste Generation physischer KI ermöglicht. Dieser Millionenvertrag ist unser bislang größtes Projekt im Bereich KI und Softwareplattformen. Als strategischer Partner helfen wir unserem Kunden, die Lücke zwischen KI-Erkenntnissen und physischer Umsetzung zu schließen. Sie sprachen von zwei KI-Themen. Richtig. Als zweites Themenfeld definieren wir einen KI-zentrierten Softwareentwicklungsansatz. Wir nutzen KI, um die Effizienz in der Softwareentwicklung zu steigern - mit dem Ziel, Software schneller, hochwertiger und kosteneffizienter ...Den vollständigen Artikel lesen ...
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