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Die Allianz-Aktie zeigt sich derzeit von ihrer besten Seite und klettert nahezu unaufhaltsam nach oben. Doch erfahrene Börsianer wissen: Gerade wenn alles perfekt erscheint, lauert oft die größte Gefahr. Während Ratingagenturen Bestnoten verteilen und institutionelle Investoren aufstocken, mehren sich die Warnsignale. Eine drohende Pleitewelle könnte dem Münchner Versicherungsriesen gehörig zusetzen. Die jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor haben bereits gezeigt, wie schnell es abwärts gehen kann. Anleger sollten sich nicht von der aktuellen Euphorie blenden lassen. Der scheinbar sichere Höhenflug könnte schon bald in eine schmerzhafte Korrektur münden. Wer klug agiert, wartet ab und nutzt mögliche Rücksetzer auf 300 Euro als Einstiegschance.
Pleitewelle als tickende Zeitbombe
Die Tochtergesellschaft Allianz Trade zeichnet ein düsteres Bild für die kommenden Jahre. Bis 2026 sollen die Unternehmensinsolvenzen weltweit um dramatische 24 Prozent über das Vor-Corona-Niveau steigen. Für 2025 rechnet man mit einem Anstieg von sechs Prozent, 2026 folgen weitere fünf Prozent. Erst 2027 könnte sich die Lage leicht entspannen. Besonders brisant: Die USA und China gelten als regionale Brennpunkte dieser Entwicklung. Jede Firmenpleite kann direkt auf die Bilanz des Kreditversicherungsgeschäfts durchschlagen. Das ist keine Kleinigkeit, sondern eine ernsthafte Bedrohung für die Ertragskraft. Die Quartalszahlen am 14. November werden zeigen, wie gut der Konzern bisher mit den Belastungen zurechtkommt. Doch die wirkliche Bewährungsprobe steht erst noch bevor. Wenn die Pleitewelle 2026 ihren Höhepunkt erreicht, könnte es richtig ungemütlich werden. Anleger sollten sich nicht von den aktuell noch stabilen Zahlen täuschen lassen. Der Sturm braut sich gerade erst zusammen.
Charttechnik
Der Chart der Allianz-Aktie sieht auf den ersten Blick makellos aus. Fast wie an der Schnur gezogen zieht der Kurs nach oben. Doch genau diese Perfektion macht misstrauisch. Die Aktie notiert bereits einige Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 380,30 Euro. Der RSI zeigt mit knapp unter 50 Punkten bereits technische Schwäche an. Turbulenzen bei US-Regionalbanken hatten den gesamten Finanzsektor erfasst. Dabei wurden wichtige gleitende Durchschnitte wie Dominosteine durchbrochen. Die 200-Tage-Linie bei aktuell 347,73 Euro wäre die letzte Bastion der Bullen. Fällt auch diese Marke, droht ein Absturz bis zur horizontalen Unterstützung bei 330 - 335 Euro. Die jüngste Seitwärtsbewegung zeigt zudem nachlassendes Momentum. Der Aktienkurs dümpelt bei rund 355 Euro vor sich hin, ohne klare Richtung. Das sind klassische Anzeichen für eine bevorstehende Korrektur. Unverhofft kommt oft, und der nächste externe Schock könnte den Kurs schnell gen Süden drücken.

Was tun?
Trotz aller positiven Meldungen überwiegen derzeit die Risiken. Die Fitch-Bewertung als sehr stark und die erhöhte Beteiligung von Amundi auf über drei Prozent klingen verlockend. Auch die strategische Partnerschaft mit Samsara für digitale Flottenversicherungen zeigt Innovationskraft. Doch die fundamentalen Belastungen durch die kommende Pleitewelle sind nicht von der Hand zu weisen. Die Quartalszahlen mögen noch solide ausfallen, aber der wahre Stresstest kommt erst 2026. Charttechnisch sieht es ebenfalls nicht rosig aus. Die jüngsten Durchbrüche wichtiger Unterstützungen sind Warnschüsse, die ernst genommen werden sollten. Der aktuelle Kurs von rund 355 Euro bietet kein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Eine Korrektur bis in den Bereich von 300 Euro erscheint durchaus möglich. Genau dort würde sich dann eine interessante Einstiegsgelegenheit bieten. Wer bereits investiert ist, sollte einen Stopp z. B. bei 335 Euro oder auch schon darüber setzen, um größere Verluste zu vermeiden. Neueinsteiger sollten Geduld haben und auf günstigere Kurse warten. Die Allianz ist fundamental solide aufgestellt, keine Frage. Doch zum jetzigen Zeitpunkt rechtfertigt die Bewertung angesichts der Risiken keine sofortige Kaufempfehlung.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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