(neu: Aktienkurs aktualisiert, Aussagen aus der Konferenz, mehr Hintergrund)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat dank einer guten Entwicklung bei seiner Arzneimittel- und Medizintechniktochter Kabi im dritten Quartal überraschend viel verdient. Konzernchef Michael Sen peilt nun für das laufende Jahr ein noch höheres operatives Ergebnis an. Zugleich setzt der Manager auf Ausnahmen von US-Pharmazöllen. Die Aktie lag nach frühen Gewinnen am Nachmittag moderat im Minus.
Anleger nahmen Gewinne mit, nachdem die Aktie am Morgen noch zeitweise fast drei Prozent zugelegt hatte. Auch im bisherigen Jahr hat das Papier mit einem Kursplus von mehr als 40 Prozent einen ansehnlichen Lauf. David Adlington von der US-Bank JPMorgan äußerte sich in einer ersten Reaktion lobend zu den Resultaten - Fresenius habe einmal mehr die Erwartungen getoppt und die Latte für das Jahr höher gesetzt. Das dritte Quartal wertete er als Beweis für den fortgesetzten Turnaround bei Fresenius.
"Fresenius treibt seine Entwicklung zielstrebig voran, unsere Transformation zahlt sich aus", sagte Vorstandschef Sen in Bad Homburg. Er will nun das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu konstanten Wechselkursen um vier bis acht Prozent im Vergleich zu 2024 erhöhen. Zuvor standen noch drei bis sieben Prozent Zuwachs im Plan. Das bereits im Sommer angehobene Ziel für den Umsatz bestätigte der Manager, der Erlös soll aus eigener Kraft um fünf bis sieben Prozent wachsen.
Dabei erwartet Fresenius dank Einsparungen im Klinikgeschäft und Produktanläufen bei Kabi ein beschleunigtes Ergebniswachstum im Schlussquartal. Zudem will Sen nach längerem Sparzwang auch wieder Geld ausgeben. "Die gute Entwicklung in den ersten drei Quartalen bietet die Möglichkeit, im vierten Quartal einige gezielte Investitionen zu tätigen, beispielsweise in Forschung und Entwicklung", sagte er.
Zugleich hofft der Manager, dass US-Arzneizölle nicht für Nachahmermedikamente (Generika) gelten, die Fresenius über seine Tochter Kabi herstellt. Verlautbarungen namhafter Vertreter aus dem US-Handelsministerium und dem Weißen Haus deuteten darauf hin, dass Generika und biopharmazeutische Nachahmermedikamente von US-Zöllen ausgeschlossen sein könnten, sagte Sen vor Journalisten.
Noch sei die Untersuchung nach dem US-Gesetz Section 232 nicht abgeschlossen. Damit prüft die US-Regierung, ob bestimmte Importe die nationale Sicherheit gefährden. Für Fresenius ist Nordamerika ein wichtiger Markt: 2024 erzielte der Konzern dort 13 Prozent des Umsatzes.
Unterdessen kann Fresenius auf starke Geschäfte im Sommer zurückblicken. In den drei Monaten bis Ende September verbuchte der Konzern einen Umsatzanstieg von drei Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Euro. Organisch - also ohne Wechselkurseffekte und Portfolioveränderungen - betrug das Plus sechs Prozent.
Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) kletterte um vier Prozent auf 574 Millionen Euro, währungsbereinigt betrug das Plus sechs Prozent. Damit übertraf Fresenius die Erwartungen von Analysten.
Dabei verzeichnete Kabi deutlich mehr operativen Gewinn, vor allem das Geschäft mit biotechnologisch hergestellten Nachahmerprodukten lief stark. Im Klinikgeschäft gab es hingegen trotz anziehender Umsatzbeiträge leichte Verdiensteinbußen im Tagesgeschäft. Der Konzern verwies hier auf den Wegfall der staatlichen Energiehilfen für die Helios-Krankenhäuser in Deutschland, von denen Fresenius ein Jahr zuvor noch profitiert hatte.
Umfangreiche Ergebnisbeiträge durch das Sparprogramm bei Helios Deutschland würden nun für das vierte Quartal erwartet. Einige Einsparungen dürften sich aber in das Jahr 2026 verschieben, hieß es. In den spanischen Kliniken hatten sich unterdessen trotz der saisonal üblichen Schwäche im Sommer die Margen im dritten Quartal verbessert.
Nach Minderheiten erwirtschaftete Fresenius mit seinen beiden Standbeinen einen bereinigten Gewinn von 351 Millionen Euro, nach 312 Millionen Euro vor einem Jahr. Hierzu trugen auch niedrigere Zinsaufwendungen bei.
Der seit Oktober 2022 amtierende Konzernchef Sen hat Fresenius radikal umgebaut. Unter anderem wurden die Kinderwunschkliniken der Eugin Gruppe und größtenteils auch das Geschäft des österreichischen Klinikdienstleisters Vamed verkauft.
Zudem rollte Sen bei Kabi und Helios umfassende Sparprogramme aus. Der Dialysekonzern Fresenius Medical Care wurde nach mehreren Gewinnwarnungen in der Corona-Pandemie aus der Konzernbilanz entflochten und wird nur noch als Finanzbeteiligung geführt. Aktuell liegt der Anteil bei knapp 29 Prozent, nach der Wandlung einer 2028 fälligen Umtauschanleihe soll die Beteiligung auf rund 25 Prozent sinken./tav/als/niw/mis



