
© Foto: Bild von Couleur auf Pixabay
Neues Zahlenwerk, neue Fragen, neue Zweifel. Thyssenkrupp kämpft mit fallenden Umsätzen. Die operative Marge schrumpft stark. Doch im Hintergrund laufen wichtige Umbaupläne. Sondereffekte dämpfen die Sorgen zwar etwas und Effizienzprogramme sollen helfen. Ein Teilbörsengang für Marine Systems steht bevor. Wie belastbar ist das Geschäftsmodell? Wohin steuert der Kurs nach dem jüngsten Rücksetzer? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, ob die Aktie jetzt wieder ein Kauf ist.
Aktuelles Quartal im Überblick
Thyssen hat neue Zahlen vorgelegt. Diese wurden vom Markt eher schlecht aufgenommen. Das Stahlgeschäft ist offenbar recht launisch und unruhig. Demnach schrumpfte der Umsatz im Quartal um 5 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Hauptgründe dafür waren sinkende Preise im Stahlbereich und eine schwächere Nachfrage bei Werkstoffen und Autoteilen.
Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) fiel im Vergleich zum Vorjahr von 184 Millionen auf nur noch 19 Millionen Euro. Das klingt dramatisch, doch hinter der Zahl steckt mehr. Denn Thyssenkrupp verbuchte im gleichen Zeitraum einen Nettoüberschuss von 155 Millionen Euro. Verantwortlich dafür waren vor allem Sondereffekte. Der Verkauf der Sparte Electrical Steel in Indien brachte rund 270 Millionen Euro Gewinn nach Steuern, und eine Neubewertung des einstigen Aufzugsgeschäfts sorgte für weitere 105 Millionen Euro. Allerdings schlugen Werthaltigkeitsprüfungen bei Steel Europe mit knapp 90 Millionen Euro negativ zu Buche. Konzernchef Miguel López betont, dass das Effizienzprogramm Apex bereits erste Effekte zeigt. Trotz des schwächeren Quartals bestätigt das Management die Jahresziele: Ein bereinigtes EBIT zwischen 600 Millionen und 1 Milliarde Euro bleibt in Reichweite.
Charttechnik
Wer einen Blick auf den Chart wirft, erkennt die aktuellen Spannungen deutlich. Nach den Zahlen brach die Thyssenkrupp-Aktie um mehr als 10 Prozent ein. Die wichtige 50-Tage-Linie bei rund 9,39 Euro konnte den Absturz nicht aufhalten. Der Kurs durschlug die Aktie von oben nach unten, als ginge es wie ein heißes Messer durch Butter. Das sorgte kurzfristig für weitere Nervosität. Der 200er SMA als Unterstützung ist noch "meilenweit" entfernt und notiert aktuell bei 5,29 Euro. Nach dem schnellen Absturz gab es zwar knapp unter 8 Euro, bzw. bei 8 Euro einen Halt und eine kleine Erholung in Richtung 8,40 Euro. Dennoch ist der mittelfristige Trend weiter angeschlagen.
Auf der Oberseite dürften neue Käufer wieder vermehrt bei etwa 9,30 - 9,50 Euro auf den Plan treten, nämlich dann, wenn der 50er SMA wieder zurückerobert wird. Auf der Unterseite suchen sie Halt rund um 8 Euro. Dieser Bereich markiert jetzt eine wichtige Support-Zone. Fällt es darunter wäre Platz bis 7 oder gar 6,30 Euro. Dort war der Kurs nach dem "Trump-Zoll-Crash" vor nicht allzu langer Zeit. Solange die Aktie jetzt aber unter der 9,40 Euro verharrt, dürften die Bären weiter das Zepter in der Hand behalten. Die Volatilität ist und bleibt hoch, was typisch für ein Unternehmen ist, das sich in einer tiefgreifenden Transformation befindet.
Was also tun?
Wer jetzt in Thyssenkrupp investieren will, sollte einen kühlen Kopf bewahren und sich des Risikos bewusst sein. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen, dass das Kerngeschäft weiter unter Druck steht. Gleichzeitig schafft das Management mit Portfolioverkäufen und Effizienzmaßnahmen finanzielle Luft. Charttechnisch bleibt die Aktie aber in einem unruhigen Muster gefangen und daher könnten kurzfristig Rücksetzer folgen, wenn das Stahlsegment keine Stabilität signalisiert. Langfristig bietet der Konzern jedoch auch Chancen, denn die geplante Abspaltung der Marine-Tochter und die laufenden Umbauten könnten neue Werte freisetzen.
Insgesamt sehen wir in der Thysssenkrupp unserer Ansicht nach derzeit eher eine "neutrale Aktie". Man kann sie haben, man muss es aber auch nicht. Es gibt derzeit sicherlich Investments, die weniger risikobehaftet sind, als TKA. Über der Marke von 9,40 Euro sieht es jedoch wieder anders aus. Dann könnte man wieder einen bullischeren Blick auf die Aktie werfen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen.
Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.