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Kaum eine Aktie hat in den letzten Monaten so beeindruckend zugelegt wie der Rüstungskonzern Rheinmetall. Von einem Allzeithoch zum nächsten ging es Schlag auf Schlag - ein Plus von fast 200 Prozent seit Jahresbeginn, als die Aktie am 02.01.2025 noch bei 605 Euro stand. Und über 500 Prozent in wenigen Jahren sprechen für sich. Die Gründe liegen auf der Hand: Geopolitische Spannungen treiben die Nachfrage nach Panzern, Munition und Hightech-Systemen in die Höhe. Doch während manche Anleger euphorisch einsteigen, fragen sich andere, ob der Markt nicht schon zu weit gelaufen ist. Haben sich die Kurse schon zu weit von der Realität entfernt und kündigen sich Gewinnmitnahmen schon bald an? Oder bietet die Aktie noch Raum für weitere Kursgewinne? Ein genauer Blick auf die jüngsten Zahlen, die Charttechnik und die kommenden Herausforderungen hilft bei der Antwort.
Starke Zahlen, aber…
Rheinmetall hat bewiesen, dass es in guten Zeiten stark skaliert. Der Auftragseingang lag Ende 2024 bei rund 62,6 Milliarden Euro - Rekordniveau. Analysten erwarten, dass der Umsatz bis 2027 auf über 20 Milliarden Euro klettern könnte. Solche Prognosen klingen verlockend. Doch die Kehrseite ist, dass der Konzern zum Teil noch sehr stark von staatlichen Großaufträgen abhängt. Konjunkturelle Schwankungen oder ein überraschender Kurswechsel in der Ukraine-Politik können das Geschäft empfindlich treffen. Hinzu kommt, dass die Bewertung schon jetzt Höhen erreicht hat, die historisch selten waren. Wer einst 10 000 Euro investierte, hält heute fast 360 000 Euro in der Hand. Ein Traum, der aber auch die Frage aufwirft: Wie viel Mut gehört noch dazu, auf diesem Niveau zu kaufen?
Kooperationen
Rheinmetall möchte, wie in einer Absichtserklärung kürzlich festgelegt, mit dem spanischen Rüstungskonzern Indra gepanzerte Fahrzeuge für die spanischen Streitkräfte entwickeln und bauen. Solche Allianzen untermauern die Marktstellung des Unternehmens in Europa. Weitere Partnerschaften mit NATO-Partnern stehen an. Doch die große Frage lautet: Reicht das, um das Wachstum auf Jahre hinaus zu tragen? Denn Investitionen werden langfristig geplant, Budgets können sich verzögern oder auch gekürzt werden. Positive Nachrichten haben ihren Platz, aber sie können auch das Ganze überzeichnen und blumiger und rosarot werden lassen. Was ist, wenn es anders kommt und zu Technologieverzögerungen oder auch politische Umbrüche stattfinden, die vieles in Schall und Rauch aufgehen lassen.
Charttechnik: Ist der Trend ausgereizt?
Betrachtet man den Kursverlauf, zeigt sich ein klarer Aufwärtstrend, der seit November 2024 nochmals an Fahrt gewonnen hat. Mit einem kürzlich erfolgten Sprung auf 1.804,50 Euro hat die Aktie sogar ein neues Allzeithoch erklommen. Die 200-Tage-Linie liegt über 100 Prozent unter dem aktuellen Niveau bei 834. Dies ist bei Aktien ein eher seltener Vorsprung. Und auch der mittelfristige 50-Tage-Gleitende Durchschnitt (50er SMA) ist inzwischen mit 1.451,50 Euro ebenfalls deutlich unter dem aktuellen Kurs-Niveau der Aktie. Solche großen Abstände deuten, neben einem starken Trendverlauf, aber auch auf Überhitzung hin. Technische Trader achten daher auf mögliche Korrekturen, sobald sich Nachrichtenlagen abschwächen oder Termine ins Haus stehen. Ein Rückfall unter die Schlüsselmarke bei 1.600 Euro würde das Momentum spürbar bremsen und viele Stop-Loss-Orders auslösen. Auch der RSI ist in einer gefährlichen Höhe angelangt. Mit einem Wert von 73 droht er zudem unter die 70er Marke zu fallen, was ein Verkaufssignal auslösen würde.
Was tun? Gewinne sichern
Rheinmetall hat in den letzten Monaten eine atemberaubende Rally hingelegt. Die fundamentalen Aussichten für die Rüstungsbranche bleiben aktuell intakt, doch die Bewertung ist inzwischen aberwitzig hoch, und das Chartbild zeigt Anzeichen einer Überdehnung. Das heißt natürlich nicht, dass es noch weiter in Richtung 2.000 Euro laufen könnte, aber je höher, desto tiefer dürfte der Fall später sein. Für Anleger, die bereits erhebliche Gewinne sichtbar machen konnten, ist es daher ratsam, einen Teil der Position abzubauen und die weiteren Entwicklungen mit ruhigem, aber auch kritischem Blick zu verfolgen. Ebenso könnten Positionen mit verschieden engen Stopps versehen werden. Neueinstiege sollten nur nach deutlichen Kursrücksetzern in Betracht gezogen werden. Bis dahin spricht vieles für eine vorsichtige Haltung und auch gelegentliche Gewinnmitnahmen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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