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Die Mainzer scheinen ein Händchen für das richtige Timing zu haben. Erst der Corona-Impfstoff, jetzt ein Krebsmedikament (BNT327), das Bristol Myers Squibb 11 Milliarden US-Dollar wert ist. Die Börse reagierte prompt mit einem Plus von knapp 20 Prozent in zwei Tagen. Doch steckt diesmal wirklich Substanz hinter dem Hype, wie damals beim Corona-Impfstoff? Ein genauer Blick zeigt, dass das BNT327 tatsächlich der nächste große Wurf werden könnte. Die Technologie ist vielversprechend, über 1.000 Patienten wurden bereits behandelt.
Antikörper mit Doppelfunktion
BNT327 ist alles andere als gewöhnlich. Während herkömmliche Antikörper nur eine Aufgabe erfüllen, verbindet dieser Krebszellen direkt mit körpereigenen Abwehrzellen - molekulares Matchmaking mit tödlichen Folgen für den Tumor. Die "bispezifischen Antikörper" gelten als Gamechanger in der Krebstherapie. Bisher schafften nur wenige solcher Medikamente den Sprung in die Kliniken, meist gegen Blutkrebs. BioNTech zielt höher, denn Lungenkrebs und Brustkrebs stehen im Fokus. Über 1.000 Patienten erhielten BNT327 bereits. Eine große Phase-3-Studie bei Lungenkrebs läuft, eine weitere bei Brustkrebs startet noch 2025. Das Medikament stammt ursprünglich vom chinesischen Unternehmen Biotheus, das BioNTech Ende 2024 für knapp 1 Milliarde US-Dollar komplett übrnommen hat.
11 Milliarden US-Dollar Deal
Bristol Myers Squibb gehört zu den erfahrensten Pharma-Playern weltweit. Wenn die Amerikaner 11 Milliarden US-Dollar hinlegen, sendet das ein klares Signal an die Branche. Die Deal-Struktur ist für BioNTech optimal, denn 1,5 Milliarden US-Dollar fließen bedingungslos, weitere 2 Milliarden folgen bis 2026. Die restlichen 7,6 Milliarden sind an Meilensteine gekoppelt, wie z. B. Studien, Zulassungen, Markteinführungen. Kosten und Gewinne werden fifty-fifty geteilt. BioNTech schätzt, dass 1,4 Millionen Krebspatienten in den USA und Europa jährlich profitieren könnten. Das riecht nach einem Blockbuster mit über 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz.
Charttechnik - Börse und Analysten optimistisch
Die Aktie durchbrach zuletzt spielend die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 107,98 US-Dollar verläfut und schoss um über 20 Prozent nach oben. Auch der 50er SMA wurde zuvor pulverisiert. Dieser liegt bei 98,61 US-Dollar. Berenberg hob das Kursziel auf 150 US-Dollar an, Jefferies auf 151 US-Dollar. Das wäre gegenüber dem aktuellen Kurs von 111 US-Dollar nochmals deutliches Aufwärtspotenzial. Von 18 Analysten raten 14 zum Kauf, niemand zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei ca. 136 US-Dollar. Die Hoffnung ist, dass BioNTech mit der Onkologie das wiederholt, was beim Corona-Impfstoff spektakulär funktionierte. Der RSI notiert um die 59 Punkte und lässt damit auch noch genügend Platz nach oben zu. Generell könnte es jetzt zunächst zu einem Re-Test des 200er SMA um die 108 US-Dollar kommen, bevor die Reise nach oben weitergeht. Charttechnisch müsste die Hürde bei 125 US-Dollar überwunden werden, dann wäre Luft bis 150 US-Dollar
Was tun? Spannend, aber dennoch riskant
Die Zahlen sprechen für sich, denn 3,5 Milliarden US-Dollar sind garantiert, halbiertes Risiko durch die Partnerschaft. Bristol Myers bringt jahrzehntelange Onkologie-Erfahrung mit. Dass sie 11 Milliarden US-Dollar investieren, spricht für BNT327s Qualität. Dennoch bleibt Krebsforschung immer unberechenbar. Vielversprechende Ansätze scheitern regelmäßig in späten Studienphasen. BioNTech steht nach dem Corona-Boom unter Erfolgsdruck. Dennoch könnte für risikobereite Anleger mit langem Atem sich ein interessantes Chance-Risiko-Profil ergeben. Ein Trade wäre z. B. mit einem Einstiegslimit bei 108 US-Dollar interessant. Stoppkurs bei 92 US-Dollar und Kursziel im Erfolgsfall 150 US-Dollar.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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