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Unglaublich wie stark die Siemens Energy Aktie performt. Dennoch, die Energiewende kostet mehr als gedacht. Explodierende Kupferpreise setzen auch Siemens Energy unter massiven Kostendruck. Windkraftanlagen und Stromnetze verschlingen Unmengen des roten Metalls. Doch die Aktie klettert weiter von Rekord zu Rekord. Können die Münchener die steigenden Kosten an ihre Kunden weiterreichen? Die nächsten Quartalszahlen werden zeigen, wie gut das Unternehmen mit der Rohstoffkrise umgeht.
Kupfer ist Gold
Kupfer ist das Gold der Energiewende. Elektroautos brauchen viermal mehr Kupfer als Verbrenner. Jedes E-Auto schluckt 53 Kilogramm des wertvollen Rohstoffs. Offshore-Windparks sind echte Kupferfresser. Pro Megawatt brauchen sie fünfmal mehr des Metalls als fossile Anlagen. Ein einziges Windrad verschlingt 30 Tonnen Kupfer. Der Bedarf explodiert. Experten rechnen damit, dass sich der jährliche Verbrauch bis 2050 verdoppelt. Von heute 25 Millionen Tonnen auf über 50 Millionen Tonnen. Schon bis 2030 droht ein Defizit von mehreren Millionen Tonnen. Neue Minen brauchen 10 bis 20 Jahre von der Entdeckung bis zur ersten Förderung. Die bestehenden Minen haben weitere Probleme. Die Erzgehalte sinken stetig. Viele große Vorkommen liegen in politisch unsicheren Regionen. Paradoxerweise drosseln große Produzenten teilweise ihre Förderung. Das verschärft die Knappheit zusätzlich. Recycling hilft nur begrenzt. Bereits ein Drittel des Verbrauchs stammt aus wiederverwerteten Quellen. Doch selbst mit verstärktem Recycling lässt sich die Bedarfslücke nicht schließen.
Charttechnik
Charttechnisch läuft es absolut rund für Siemens Energy. Die Aktie erreichte neue Höchststände bei fast 98,08 Euro. Seit dem Tief im Oktober 2023 bei 6,40 Euro hat sich der Wert mehr vervielfacht. Die Bullen haben das Ruder fest in der Hand. Das mittelfristige Kursziel einiger Analysten im Bereich um 85 Euro wurde übersprungen. Jetzt steuert die Aktie auf die 100 Euro zu. Sollte diese Hürde fallen, winken weitere Gewinne bis 110 Euro. Solange die Aktie über 90 Euro notiert, bleibt der Aufwärtstrend intakt. Erst darunter wären Rücksetzer bis 75 oder 80 Euro möglich. Die Aktie profitiert von globalen Kapitalzuflüssen nach Europa. 100 Milliarden US-Dollar flossen seit Jahresbeginn in europäische Aktienfonds. Beide wichtigen SMAs (50er und 200er) bestätigen den ungebrochenen gen Norden gerichteten Trend. Der RSI verweilt nun schon seit geraumer Zeit in der Überkauftzone als Trendbestätigung.
Strategische Neuausrichtung
Siemens Energy reagiert geschickt auf die veränderten Bedingungen. Das Unternehmen verlagert Teile seiner Transformatorproduktion nach North Carolina. Ab 2027 sollen dort Großtransformatoren für das nordamerikanische Stromnetz produziert werden. Die USA importieren bislang über 80 Prozent dieser kritischen Komponenten. Das neue Werk positioniert Siemens Energy für den erwarteten Investitionsschub von 2 Billionen US-Dollar bis 2050 für das amerikanische Stromnetz. Bei den Windturbinen verhandelt die Tochter Siemens Gamesa über eine Produktion von Seltenerd-Permanentmagneten in Europa. Das Unternehmen will unabhängiger von chinesischen Lieferungen werden. Die verlustreiche Onshore-Sparte soll bis 2026 wieder profitabel werden. Siemens Energy hat außerdem die Bundesbürgschaft abgelöst und damit neue Handlungsfreiheit gewonnen.
Was tun?
Die Siemens Energy-Aktie zeigt sich in einer Top-Verfassung. Das Unternehmen profitiert vom Megatrend Energiewende und zeigt eine beeindruckende operative Erholung. Die jüngsten Quartalszahlen überzeugten mit einem Umsatzplus. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich deutlich. Charttechnisch befindet sich die Aktie in einem intakten Aufwärtstrend mit Kurszielen bis 110 Euro. Die strategische Neuausrichtung mit lokaler Produktion stärkt die Wettbewerbsposition. Dennoch gibt es auch erhebliche Risiken. Die explodierenden Kupferpreise belasten die Margen in den kupferintensiven Geschäftsbereichen. Es ist noch unklar, ob Siemens Energy die höheren Rohstoffkosten weiterreichen kann. Die Bewertung ist nach der Kursvervierfachung sportlich geworden. Das durchschnittliche Analystenkursziel liegt deutlich unter dem aktuellen Kurs. Für Neueinsteiger empfiehlt sich unserer Ansicht nach etwas Geduld. Ein Rücksetzer auf 70 bis 80 Euro würde ein attraktiveres Einstiegsniveau bieten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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