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Die Allianz-Aktie galt jahrelang als Musterbeispiel für deutschen Versicherungserfolg.
Doch nach dem Höhenflug auf 380,30 Euro im Mai dieses Jahres mehren sich die Warnsignale dramatisch. Charttechnische Indikatoren schlagen Alarm, Analysten sind sich uneinig wie selten zuvor, und das Momentum lässt gefährlich nach. Was als Triumphzug begann, könnte sich als Sturz ins Bodenlose entpuppen. Selbst J.P. Morgan bleibt nur neutral gestimmt, während Barclays sogar einen moderaten Absturz für möglich hält. Die goldenen Zeiten der Allianz scheinen gezählt. Steht dem DAX-Schwergewicht eine böse Überraschung bevor?
Fels in der Brandung?!
Die Allianz-Aktie stand lange Zeit wie ein Fels in der Brandung. Mit gut 100 Prozent Plus über fünf Jahre schien nichts die Erfolgsserie des Münchener Versicherungsriesen stoppen zu können. Doch dieser Eindruck trügt gewaltig. Seit dem Erreichen des Rekordhochs bei 380,30 Euro im Mai bröckelt das Fundament bedrohlich. Was früher als unaufhaltsamer Aufstieg gefeiert wurde, erweist sich heute als fragiles Kartenhaus. Die Dividendenstory verliert an Glanz, das Aktienrückkaufprogramm wirkt wie ein verzweifelter Versuch, den Kurs zu stützen. Selbst die viel gerühmte zweistellige Rendite auf das eingesetzte Kapital kann die wachsenden Zweifel nicht mehr zerstreuen. Besonders bitter ist, dass trotz der vermeintlich starken Performance seit Jahresbeginn die Allianz nur mit dem DAX mithält, aber nicht diesen outperformt. Die Realität holt den ehemaligen Überflieger gnadenlos ein.
Charttechnik und Analysten
Die Unsicherheit in der Analystengemeinde ist enorm. Während Berenberg noch träumerisch ein Kursziel von 431 Euro ausruft, rechnet Barclays mit einem moderaten Absturz auf 329 Euro. J.P. Morgan ist dazwischen und hebt das Ziel minimal auf 360 Euro an - bleibt aber bezeichnenderweise neutral. Diese Uneinigkeit spricht Bände. Niemand weiß mehr so recht, wohin die Reise geht. Die fundamentalen Stärken der Vergangenheit scheinen ihre Strahlkraft verloren zu haben. Der Trend könnte ausgelaufen sein. Selbst das Joint Venture mit dem indischen Milliardär Ambani wirkt wie ein hilfloser Versuch, neue Wachstumsimpulse zu finden. Noch bedrohlicher ist die charttechnische Entwicklung. Ein klassisches Doppel-Top hat sich gebildet. Dies ist ein Warnsignal, das erfahrene Trader das Fürchten lehrt. Die wichtigen Indikatoren RSI und MACD bestätigen das letzte Hoch nicht mehr. Dazu ein Zeichen für nachlassendes Momentum. Besonders kritisch wird es um die 350-Euro-Marke. Hier treffen mehrere Unterstützungslinien aufeinander. Bricht dieser Bereich, droht ein Sturz bis auf 330 Euro oder noch tiefer in Richtung unter 300 Euro. Vielleicht sogar in Richtung 220 bis 250. Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, aber wenn ein Trend erst einmal gebrochen ist, dann wollen viele gleichzeitig raus.
Was tun?
Die Zeichen stehen auf Sturm. Ruhig dürfte eher vorbei sein. Charttechnisch ist die Allianz angeschlagen, fundamental verliert sie an Zugkraft, und die Analystengemeinde ist uneins. Das ist keine solide Basis für weitere Kursgewinne. Zwar stimmen die Unternehmenszahlen noch, und die Dividende bleibt attraktiv. Doch die goldenen Zeiten niedriger Zinsen sind wahrscheinlich erstmal vorbei, die Schadensentwicklung wird schwieriger, und neue Wachstumsmärkte wie Indien sind mit hohen Risiken verbunden. Die jüngsten Nachrichten über das Joint Venture können nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Konzern die Puste ausgeht. Anleger könnten ihre Positionen absichern (z. B. bei 345 Euro) oder die aktuellen Kurse um 350 Euro nutzen, um ihre Positionen zu reduzieren. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Rücksetzer ist ziemlich hoch, das Aufwärtspotenzial dagegen begrenzt. Wer noch investiert ist, könnte zumindest Teilgewinne realisieren. Die Allianz-Hausse-Story ist vorerst fertig erzählt - das nächste Kapitel könnte schmerzhaft werden.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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