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Die Symrise-Aktie befindet sich in einem glasklaren Abwärtstrend und kämpft um jeden Euro. Trotz neuer Anleihen und Expansionspläne in Frankreich scheint nichts den Fall zur Zeit zu stoppen. Analysten sehen die Papiere bei 77 Euro bereits überbewertet. Der Weg nach unten könnte noch längst nicht zu Ende sein. Doch gerade in der größten Schwäche könnte eine Chance lauern. Wenn die 70-Euro-Marke hält, winkt möglicherweise eine spektakuläre Erholung bis 100 Euro. Die Frage ist nur: Haben Anleger die Nerven für dieses Spiel?
Neue Hühnerpulver können Talfahrt nicht stoppen
Die jüngsten Meldungen aus Holzminden klingen zunächst vielversprechend. Symrise investiert kräftig in sein französisches Werk Berric und will ab Mitte 2026 neue Hühnerpulver produzieren. Ein neuer Sprühtrocknungsturm soll die Produktionskapazitäten erweitern und die gestiegene Nachfrage nach Hühnerprodukten bedienen. Symrise passt sich den gewandelten Wünschen der Lebensmittelproduzenten an und möchte dadurch seine Position am Markt festigen. Die zusätzlichen Produktionsmengen sollen Europa versorgen, aber auch neue Absatzmärkte in Afrika und dem Nahen Osten erobern. Parallel dazu baut das Unternehmen sein Angebot an sauberen Etiketten-Produkten und natürlichen Alternativen aus. Die Strategie "Accelerating Advantage" verspricht Kunden messbaren Mehrwert durch innovative Partnerschaften. Doch der Markt honoriert diese Bemühungen bislang nicht. Die Expansion wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Investoren fragen sich, ob die hohen Investitionen in unsicheren Zeiten wirklich der richtige Weg sind. Die Konkurrenz schläft nicht und der Preisdruck in der Branche nimmt stetig zu.
Anleihe-Poker - 800 Millionen Euro Schulden als Warnsignal
Besonders brisant wird es bei der jüngsten Finanzierungsrunde. Symrise hat eine Anleihe über 800 Millionen Euro mit 3,25 Prozent Zinsen begeben. Offiziell dient das Geld der Refinanzierung auslaufender Verbindlichkeiten. Doch die Zinslast steigt deutlich und belastet die ohnehin angespannten Margen. Das Baa1-Rating von Moody's mit stabilem Ausblick klingt solide, täuscht aber nicht über die Realität hinweg. In Zeiten steigender Zinsen wird jede neue Schuld zur Belastung. Finanzvorstand Olaf Klinger lobt zwar die hohe Nachfrage bei Investoren, doch die Freude könnte schnell verfliegen. Die mehrfache Überzeichnung zeigt zwar Vertrauen, aber auch die Abhängigkeit vom Kapitalmarkt. Die Refinanzierung war notwendig, weil im Herbst Fälligkeiten anstehen. Das Timing ist denkbar ungünstig. Die Märkte werden nervöser und die Risikobereitschaft sinkt. Symrise muss nun beweisen, dass die frischen Milliarden gewinnbringend eingesetzt werden können.
Charttechnik
Charttechnisch betrachtet befindet sich Symrise in einem knallharten Abwärtstrend. Der Kurs hat wichtige Unterstützungen gebrochen und kämpft bei 77 Euro regelrecht ums Überleben. Die nächste markante Marke liegt bei 70 Euro. Fällt auch diese Bastion, droht ein Absturz bis in den Bereich von 65 oder gar 60 Euro. Die Indikatoren malen ein düsteres Bild. Das Momentum zeigt nach unten und die Verkäufer haben das Kommando inne. Selbst positive Nachrichten können den Trend derzeit nicht richtig brechen. Das Volumen bei fallenden Kursen ist hoch, während Erholungsversuche auf schwacher Basis stattfinden. Doch gerade in der tiefsten Verzweiflung könnte die Wende kommen. Sollte die 70-Euro-Marke halten, wäre die Aktie technisch deutlich überverkauft. Ein kräftiger Rebound bis 90 oder gar 100 Euro wäre dann durchaus möglich. Die Frage ist nur, ob die Investoren den Mut für den Einstieg aufbringen. Noch jedenfalls liegen beide SMAs (50er und 200er) deutlich über dem aktuellen Kurs.
Was tun?
Die Symrise-Aktie steht vor schweren Zeiten. Der Abwärtstrend ist intakt und weitere Verluste in Richtung 70 Euro wahrscheinlich. Die Expansion in Frankreich und die neue Anleihe können die strukturellen Probleme nicht kaschieren. Der Markt honoriert die Bemühungen des Managements nicht und straft das Unternehmen weiter gnadenlos ab. Dennoch sollten Anleger nicht in Panik verfallen. Die Fundamentaldaten sind nicht katastrophal und die Marktposition bleibt stark. Sollte die 70-Euro-Marke halten, könnte eine spektakuläre Erholung folgen. Bis dahin heißt es aber: Nichts machen und auf bessere Einstiegschancen warten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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