FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ende einer durchwachsenen Woche hat sich der Dax am Freitag wieder etwas berappelt. Aktien aus der zweiten und dritten Reihe tendierten hingegen knapp im Minus. Nach der Bekanntgabe neuer US-Konjunktur- und Inflationsdaten erklomm der deutsche Leitindex ein Tageshoch und notierte zuletzt 0,9 Prozent im Plus bei 23.739 Punkten. Damit läuft der Dax auf einen Wochengewinn von rund 0,4 Prozent zu.
Dagegen gab der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen am Freitagnachmittag um 0,1 Prozent auf 30.017 Zähler nach. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,0 Prozent bergauf.
In den USA stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte im August etwas stärker als erwartet. Auch die privaten Einkommen kletterten deutlicher als prognostiziert. Der PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben, eine Kennzahl zur Preisentwicklung, stieg dagegen erwartungsgemäß, wie die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden. Die Marktteilnehmer seien nicht enttäuscht worden, bemerkte Marktexperte Andreas Lipkow. "Die PCE-Kernrate signalisiert einen gleichbleibenden Preistrend und gibt der US-Notenbank Raum für weitere Zinssenkungen", so Lipkow.
Die Dax-Gewinne fußten am Freitag unter anderem auf einem Kursgewinn des Schwergewichts Siemens von zuletzt 2,9 Prozent. Damit erholten sich die Papiere des Technologiekonzerns von ihrem Tief seit Anfang August. Händler verwiesen auf Aussagen in einem Briefing zu den im November erwarteten Zahlen. Aus diesem sei hervorgegangen, dass das vierte Geschäftsquartal besser ausfallen werde als das vergangene Jahresviertel. Außerdem hieß es, dass der Konzern weiterhin darauf hinarbeite, seine Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers zu veräußern oder abzuspalten.
In anderen Branchen wie etwa bei Lastwagenbauern jedoch zeigten sich neue Zollsorgen, nachdem US-Präsident Donald Trump erhöhte Abgaben ankündigt hatte. Die Anteile von Daimler Truck büßten 2,4 Prozent ein, jene der VW-Tochter Traton verloren 1,9 Prozent. Anders als für europäische Autos, deren Import-Abgaben rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent gesenkt wurden, sollen auf große, schwere Lastwagen ab Oktober US-Zölle in Höhe von 25-Prozent verhängt werden.
Auf Einfuhren von Arzneimitteln in die USA wurden sogar Zölle von 100 Prozent angekündigt. Die Ankündigung steht im Widerspruch zu den bisherigen Handelsabsprachen zwischen den USA und der EU, die eine Zollobergrenze von 15 Prozent vorsieht. "Trump schwingt mal wieder den Zollhammer", schrieb der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Aktien deutscher Pharmakonzerne zeigten sich aber gelassen: Die Titel von Bayer stiegen um 0,2 Prozent im Minus, jene der Merck KGaA legten um 0,1 Prozent zu.
Die Stahlwerte Thyssenkrupp und Salzgitter gewannen 2,1 beziehungsweise 4,7 Prozent. Die Europäische Union scheine neue protektionistische Maßnahmen zu planen, schrieben die Helaba-Experten mit Blick auf einen "Handelsblatt"-Bericht. Darin ist unter Bezugnahme auf Brüsseler Beamte von "weitreichenden Schutzzöllen von über 25 bis 50 Prozent gegen chinesischen Stahl und daraus hergestellte Produkte" die Rede.
Wenn auch zuletzt 0,1 Prozent im Minus bei 1.976 Euro liegend, sorgte noch Rheinmetall mit einem knappen Rekordhoch für eine positive Schlagzeile. Gesprächsstoff lieferte hier die Schweizer Großbank UBS, die mit 2.500 Euro ein Kursziel am oberen Ende der Analystenspanne nannte. Damit honoriert Experte Sven Weier eine bessere Berechenbarkeit für das Geschäft des Rüstungskonzerns nach dem Jahr 2030. Die deutschen Budgetpläne bestätigten wohl bis 2040 steigende Investitionen - im Einklang mit den Nato-Zielen./edh/stk
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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