
Die Regierungskrise in Frankreich belastet die Aktien französischer Banken kräftig. Auch BNP Paribas geriet unter Druck. Doch der Rücksetzer von gut 10 Prozent vom Allzeithoch könnte sich für Anleger als Chance erweisen!
BNP Paribas ist die größte Bank Frankreichs und zählt zu den systemrelevanten Finanzinstituten Europas. Mit einem breiten Geschäftsmodell, das vom Privatkundengeschäft über das Investmentbanking bis zur Vermögensverwaltung reicht, ist das Institut in mehr als 70 Ländern aktiv. Dank seiner stabilen Kapitalbasis und starken Marktposition gilt die BNP Paribas als einer der Kernpfeiler des europäischen Bankensystems.
Im zweiten Quartal 2025 erzielte BNP Paribas einen Nettogewinn von 3,26 Milliarden Euro, nach 3,40 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Damit blieb das Ergebnis leicht unter den Erwartungen, was vor allem auf geringere Erträge im Kapitalmarktgeschäft zurückzuführen war. Für das Gesamtjahr bestätigte das Management dennoch das Gewinnziel von 12,2 Milliarden Euro - nach 11,69 Milliarden im Jahr 2024.
Zukunft bleibt rosig!
Trotz kurzfristiger Belastungen blickt BNP Paribas zuversichtlich nach vorn. Die Bank profitiert vom anhaltend hohen Zinsumfeld, von einer Erholung im Kreditgeschäft sowie von Effizienzgewinnen aus der laufenden Digitalisierung. Für die kommenden Jahre strebt der Konzern weiteres Ertragswachstum an, insbesondere im Firmenkundengeschäft und bei nachhaltigen Finanzierungen.
Erleichterungen möglich!
Im Hintergrund arbeitet Frankreichs Finanzaufsicht gemeinsam mit der Banque de France an einer weitreichenden Reform der europäischen Bankenregulierung. Konkret will Paris die beiden zentralen Kapitalpuffer - TLAC (Total Loss-Absorbing Capacity) und MREL (Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten) - zu einer einheitlichen, risikobasierten Anforderung zusammenführen. Ziel ist es, Doppelstrukturen zu beseitigen und damit die Regulierung zu vereinfachen, ohne das Sicherheitsniveau formal zu senken.
Die französische Regierung argumentiert, dass US-Banken bereits unter einem einfacheren Regelwerk operieren und damit im Wettbewerb Vorteile genießen. Eine Vereinheitlichung der Kapitalanforderungen könnte europäischen Großbanken wie BNP Paribas oder Société Générale mehr Flexibilität bei der Kreditvergabe und Refinanzierung verschaffen - und so letztlich das Wirtschaftswachstum stützen.
Allerdings ist offen, ob die Europäische Zentralbank (EZB) und andere nationale Aufsichtsbehörden den Plan in dieser Form unterstützen werden. Beobachter sehen die französische Initiative als stark interessengeleitet, da sie vor allem dem heimischen Bankensektor zugutekommen würde. Die EZB prüft derzeit die Vorschläge im Rahmen einer Task-Force und will bis Jahresende Empfehlungen an die EU-Kommission vorlegen. In Aufsichtskreisen gilt es jedoch als wahrscheinlich, dass die Notenbank eine allzu weitgehende Lockerung ablehnen wird - zu groß ist die Sorge, die nach der Finanzkrise mühsam aufgebauten Sicherungspuffer könnten wieder geschwächt werden.
Mein Tipp: Abwarten und zuschlagen!
Der politische Schock hat die BNP-Aktie deutlich unter Druck gesetzt. Mit einem Kursrückgang von rund zehn Prozent gegenüber dem Allzeithoch ist die Bewertung nun wieder attraktiver. Fundamental bleibt die Bank solide aufgestellt, und mittel- bis langfristig sprechen steigende Gewinne sowie eine mögliche Deregulierung für Aufwärtspotenzial.
Dennoch sollten Anleger abwarten, ob Präsident Macron eine neue Regierung formieren kann - oder ob Neuwahlen drohen. Hält sich der Kurs während dieser Krise weiterhin oberhalb von 75 Euro, ist die Aktie für langfristig orientierte Anleger eine klare Alternative für das Depot.
In der wallstreetOnline Börsenlounge haben ich fünf Aktien vorgestellt, die nach dem Ende der Staatskrise ein Fall für das Depot sind. Schauen Sie doch mal in die neue Folge rein, ich habe zusätzlich noch auf einen Blick auf AMD und AppLovin geworfen. Beide Aktien haben sich ja kräftig bewegt zu Wochenbeginn.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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