HAMBURG (dpa-AFX) - Der Pharmawirkstoff-Entwickler Evotec kämpft weiterhin mit einer schwachen Nachfrage im Markt für frühe Arzneimittelforschung. Die am Mittwoch in Hamburg vorgelegten Quartalsergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück. Derweil lief es bei der Biotech-Tochter Just-Evotec Biologics (JEB) besser. Deren Standort im französischen Toulouse verkauft Evotec jetzt aber an Sandoz, wie am Dienstagabend mitgeteilt wurde. Das Vorhaben war bereits seit dem Sommer beabsichtigt, und der endgültige Abschluss des Deals sorgte bei den Anlegern im vorbörslichen Handel zunächst für Begeisterung. Im Hauptgeschäft rückte aber die operative Entwicklung in den Fokus, die Aktie geriet unter Druck.
Am Vormittag stand die im SDax notierte Evotec-Aktie rund 12 Prozent im Minus. Sie hat seit dem Jahreswechsel schon einige Aufs und Abs hinter sich. Momentan steht seitdem ein Abschlag von 24 Prozent zu Buche.
Die finanziellen Details des Deals mit Sandoz entsprächen im Wesentlichen seiner Erwartung, schrieb RBC-Analyst Charles Weston. Die Resultate des dritten Quartals hätten den Markt allerdings klar enttäuscht.
In den ersten neun Monaten des Jahres ging der Umsatz von Evotec im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf rund 535 Millionen Euro zurück. Der bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebitda) weitete sich von 6 Millionen auf knapp 17 Millionen Euro aus. Unter dem Strich reduzierte sich der Verlust etwas von gut 155 Millionen auf rund 118 Millionen Euro, unter anderem dank Sparmaßnahmen. Die Ziele für 2025 und 2028 bestätigte der Konzern.
Evotec sprach von einer schwachen Nachfrage im Markt für frühe Arzneimittelforschung (D&PD). Der Umsatz in dem Geschäftsbereich ging deutlich zurück. Dieses Minus konnte das gut gelaufene Geschäft von Just-Evotec Biologics (JEB) nur teilweise ausgleichen. Zudem kämpft Evotec mit Unterauslastung und hohen Fixkosten. Hinzu kommen Kosten im Zusammenhang mit dem Anlaufen der JEB-Anlage im französischen Toulouse. Sie ist Teil des nun beschlossenen Verkaufs an Sandoz.
Dabei kaufen die Schweizer 100 Prozent der Anteile an Just-Evotec Biologics EU in Toulouse. Hinzu kommt eine unbefristete Lizenz für Evotecs entsprechende Technologie zur Herstellung von Biologika. Für das Paket zahlt Sandoz laut den Angaben einen Barbetrag in Höhe von rund 350 Millionen US-Dollar (302 Mio Euro). Die Lizenz umfasst laut Mitteilung eine unbegrenzte Anzahl an Molekülen, von denen bis zu zehn Moleküle gebührenpflichtig seien.
Damit hat Evotec Anspruch auf Lizenzgebühren und Entwicklungsumsätze einschließlich erfolgsabhängiger Meilensteine in den kommenden Jahren von rund 300 Millionen Dollar, so die Mitteilung weiter. Bestehende vertragliche Verpflichtungen würden dadurch ersetzt, hieß es weiter. Die in den USA ansässige JEB bleibt weiter Bestandteil von Evotec.
Das Unternehmen war bereits seit 2023 ein strategischer Partner von Sandoz, wobei sich die Basler Mitte 2024 auch einen Zugang zu der Produktion in Toulouse gesichert hatten. Sandoz will nun mit dem Zukauf die internen Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten im Bereich Biosimilars ausbauen. Die Marktchancen dazu werden laut den Angaben für die kommenden zehn Jahre auf rund 300 Milliarden Dollar geschätzt.
Zugleich stehe der Zukauf im Einklang mit den bestehenden Investitionsverpflichtungen von Sandoz und er habe keine Auswirkungen auf die Gesamtjahresprognose, hatte der Schweizer Generikakonzern am Vorabend mitgeteilt. Sandoz rechnet 2025 mit einer Ebitda-Marge im Bereich von 21 bis 22 Prozent, während der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen soll./lew/mne/mis/tav/mis



