MONTABAUR (dpa-AFX) - United Internet will ihr Telekommunikationsgeschäft künftig ganz in ihrer Tochter 1&1 bündeln. Dazu übernimmt 1&1 in einem komplexen Deal die Glasfasersparte 1&1 Versatel von United Internet für etwa 1,3 Milliarden Euro, wie die Unternehmen am Freitagabend in Montabaur mitteilten. An der Börse kam dies gut an.
Für die im MDax gelistete Aktie von United Internet ging es am Montag um gut vier Prozent auf 25,10 Euro nach oben. Die im Kleinwerteindex SDax notierte 1&1-Aktie gewann 3,9 Prozent hinzu. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Titel von United Internet rund 60 Prozent an Wert gewonnen, die 1&1-Aktie sogar fast 80 Prozent.
UBS-Analyst Polo Tang sieht durch die Transaktion aus Bewertungssicht kaum Auswirkungen. Der Schritt vereinfache die Konzernstruktur und schränke auch nicht die Möglichkeiten ein, was den Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes und eine mögliche Konsolidierung in der Branche betreffe, so der Branchenexperte.
Für Thomas Wissler von MWB Research setzt der Versatel-Deal ein Ausrufezeichen hinter die Bewertung des Segments, verschlankt die Konzernstruktur und verbessert die Transparenz. Nach der jüngsten Kursschwäche sei dies ein Einstiegssignal, schrieb der Analyst. MWB stufte die Aktie von United Internet von "Hold" auf "Buy" herauf. Das Kursziel blieb bei 28 Euro.
Der Kaufpreis kann sich den weiteren Angaben zufolge in Abhängigkeit von der künftigen Geschäftsentwicklung von 1&1 Versatel in den Jahren 2027, 2028 und 2029 um bis zu 300 Millionen Euro erhöhen oder reduzieren. Ein etwaiger Anpassungsbetrag würde im Jahr 2030 fällig. United Internet hält rund 86 Prozent an 1&1.
1&1 übernehme 1&1 Versatel mit allen Vermögenswerten, vor allem Netzinfrastruktur und Schulden, einschließlich 950 Millionen Euro Darlehensverbindlichkeiten gegenüber United Internet. Dieses Darlehen verbleibe bei 1&1 Versatel und werde im Zuge des Verkaufes durch eine Garantie von der 1&1 AG abgesichert, hieß es.
Der Kaufpreis soll mit Gegenforderungen von 1&1 sowie der Gewährung von Gesellschafterdarlehen an die 1&1 AG aufgerechnet werden. Insofern fließen United Internet aus der Transaktion den Angaben zufolge keine liquiden Mittel zu. Zudem ergeben sich aus der internen Transaktion keine Effekte auf die Jahresprognose 2025 von United Internet oder wesentliche Auswirkungen auf die Kennziffern von 1&1.
Aus dem weiteren Ausbau des Versatel-Glasfasernetzes werde in den Jahren 2026 und 2027 ein negativer Beitrag zum freien Mittelfluss von insgesamt rund 100 Millionen Euro erwartet, teilte 1&1 mit. Anschließend soll Versatel zur Stärkung des freien Mittelflusses beitragen. Mit dem Kauf von Versatel verfüge 1&1 künftig über die im Festnetz- und Mobilfunkgeschäft benötigte Infrastruktur sowie ein leistungsfähiges B2B-Geschäftssegment, teilte das Unternehmen weiter mit. Der Verkauf erfolge mit Wirkung zum Ablauf des 30. November./err/stw/stk



