FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt ist die anfängliche Erleichterung über das Zollabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA verpufft. Der Leitindex Dax und der MDax der mittelgroßen Werte rutschten am Montag leicht ins Minus, denn der Deal wird kritisch hinterfragt.
Der Dax war im frühen Handel noch um fast ein Prozent in die Höhe geklettert und hatte so Kurs auf sein vor fast drei Wochen erreichtes Rekordhoch bei 24.639 Zählern genommen. Zuletzt stand ein Minus von 0,3 Prozent auf 24.148 Punkte zu Buche. Für den MDax ging es um 0,3 Prozent auf 31.447 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann noch 0,3 Prozent.
Die USA und die EU einigten sich auf einen Basiszoll von 15 Prozent auf die meisten europäischen Einfuhren in die USA. Das gilt auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Die Einigung schaffe zudem einen Rahmen für die zukünftige Senkung der Zölle auf weitere Produkte, hieß es.
Unter dem Strich aber fühle sich der Deal wie eine Niederlage an, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets: "Es ist lediglich das Beste, was man haben konnte. Mehr ging nicht", resümierte der CMC-Experte. Von Gemeinschaftlichkeit im transatlantischen Handel keine Spur. Das Zollabkommen trage die Handschrift von Trumps "America First".
Aus Branchensicht fiel die Reaktion auf die Zolleinigung unterschiedlich aus. Bei Anlegern von Automobilaktien etwa verflog die erste Euphorie schnell. BMW, Mercedes-Benz, Porsche AG, Porsche SE und Volkswagen rutschten ins Minus. Am Dax-Ende verloren BMW 2,9 Prozent.
"Die erkaufte Deeskalation im Handelskonflikt zwischen Europa und den USA lastet stark auf den Aktien der deutschen Autowerte", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow. Insbesondere die starke Einseitigkeit des Deals lasse den Charakter der getroffenen Vereinbarungen in einem anderen Licht erscheinen. Schließlich sollen Autos aus den USA als Teil des Abkommens künftig zollfrei in die Europäische Union importiert werden können. Das bestätigte eine EU-Beamtin in Brüssel.
Bei Pharmaaktien hingegen fiel die Reaktion auf den Zolldeal positiver aus. Dieser habe die letzten Sorgen über die Belastungen durch Zölle beseitigt, kommentierte Experte Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan in einer Einschätzung zum deutschen Labor- und Pharmaausrüster Sartorius . Dessen Vorzugsaktien gewannen ein Prozent, wobei sie auch von einem positiven Analystenkommentar von Bernstein Research profitierten. Anleger könnten bei Sartorius auf beschleunigte Investitionsausgaben in der Pharmabranche und Margenwachstum setzen, schrieb Expertin Delphine Le Louet. Die Titel von Merck KGaA legten um 1,2 Prozent zu.
Auch für die Chipbranche zogen Anleger positive Schlüsse. Als Antrieb hinzukam ein mehrere Milliarden US-Dollar schwerer Auftrag des E-Autobauers Tesla an Samsung . So stiegen Infineon an der Dax-Spitze um 1,9 Prozent. Für Aixtron ging es um 2,4 Prozent nach oben, Suss Microtec gewannen 5,9 Prozent.
Die Anteilsscheine von ProSiebenSat.1 zogen an der Spitze des Nebenwerteindex SDax um 11,5 Prozent an. Der italienische Berlusconi-Konzern MediaForEurope erhöht sein Gebot für den deutschen Medienkonzern./la/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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