PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Freitag nachgegeben. Die anhaltenden Unwägbarkeiten der US-Zollpolitik lasteten dabei auf den Märkten. "US-Präsident Trump hat erneut die Finanzmärkte geschockt", merkte Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets an. "Staaten, die sich nicht mit den USA im Handelsstreit geeinigt haben, wurden mit hohen Zöllen belegt."
Der EuroStoxx 50 verlor am späten Vormittag 1,7 Prozent auf 5.228,98 Punkte. Außerhalb des Euroraums gab der britische FTSE 100 um 0,61 Prozent auf 9.076,98 Punkte nach.
In der Schweiz fand wegen eines Feiertags kein Handel statt, doch braut sich Unheil für kommende Woche zusammen, nachdem der Zollhammer aus den USA auf das Land niedergesaust ist. Auf einer neuen US-Liste ist von 39 Prozent Abgaben auf Schweizer Exporte in die USA die Rede. Das übertrifft die schlimmsten Befürchtungen. Im April hatte US-Präsident Trump noch 31 Prozent für die Schweiz vorgesehen. "Damit rangiert die Schweiz unter den Top-Vier-Nationen mit den höchsten Zöllen - nur Laos und Myanmar (je 40 Prozent) sowie Syrien (41 Prozent) sind noch stärker betroffen", stellte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest.
Aber auch die Zolleinigung des Euroraums ist noch nicht richtig verdaut. "Die Börsen auf dem alten Kontinent scheinen die Zölle von 15 Prozent immer noch nicht richtig verarbeitet zu haben", so Henke. Neben dem Thema Zölle lasteten mäßige Vorgaben der Wall Street und Zurückhaltung vor den US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag auf den Aktienmärkten. Zudem ließ der August als statistisch schwächerer Börsenmonat die Marktteilnehmer vorsichtig werden.
Impulse aus den USA lasteten auch auf den Pharmawerten. Nach den Vorstellungen des US-Präsidenten sollen Hersteller wie Eli Lilly, Novartis und Pfizer binnen 60 Tagen sicherstellen, dass Geringverdiener stärker von einer Bestpreisgarantie für Medikamente profitieren und neue Arzneien automatisch zum niedrigsten Preis angeboten werden. Zudem sollen im Ausland erzielte Mehreinnahmen an amerikanische Patienten und Steuerzahler zurückfließen, wie Trumps Sprecherin Karoline Leavitt am Donnerstag vor Journalisten erklärte. In Briefen an 17 große Pharmakonzerne setzte er eine Frist bis zum 29. September.
Zu den größten Verlierern gehörte die ohnehin angeschlagene Aktie von Novo Nordisk, deren Kurs um 4,4 Prozent sank. Astrazeneca gaben um 3,8 Prozent nach und GSK um 1,6 Prozent.
Im Bausektor fielen Saint Gobain nach Zahlen um 4,3 Prozent. Die Analysten von Davy Research sprachen von insgesamt im Rahmen der Erwartungen liegenden Halbjahreszahlen, wobei das operative Ergebnis aber dahinter zurückgeblieben sei. Die Experten des Investmenthauses Jefferies verwiesen auf den zurückgenommenen Ausblick für das Nordamerika-Geschäft als eine der Regionen mit den höchsten Margen. Auch die im zweiten Quartal weiter gesunkenen Absatzmengen seien ein negativer Punkt.
Auf den Versicherungswerten lasteten unterdessen die Verluste von Axa, die um 6,2 Prozent fielen. Der französische Versicherer hatte trotz guter Geschäfte im ersten Halbjahr einen leichten Gewinnrückgang verbucht. Zudem gab Axa den Kauf des italienischen Direktversicherers Prima bekannt, der besonders in der Kfz-Versicherung aktiv ist. Der Konzern übernimmt zunächst gut die Hälfte der Anteile für eine halbe Milliarde Euro und sicherte sich die Möglichkeit, auch den Rest zu kaufen. Mit Prämieneinnahmen von 1,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ist das Unternehmen zwar klein, doch Axa will mit der Übernahme sein Kfz-Geschäft in Italien fast verdoppeln./mf/nas
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