FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine baldige Lösung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat am Freitag den Dax weiter angeschoben. Beginnen sollen die Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska eine halbe Stunde vor dem Handelsschluss an den US-Börsen.
Auch wenn diese "mit viel Symbolik und wenig Ergebnissen" enden dürften, lasse der Optimismus und die Hoffnung auf einen ersten Schritt zu einem Frieden die Anleger wieder von neuen Dax-Rekorden träumen, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Der Dax legte zur Mittagszeit um 0,5 Prozent auf 24.495 Punkte zu, nachdem der deutsche Leitindex tags zuvor bereits um 0,8 Prozent gestiegen war. Die vor rund einem Monat erreichte historische Bestmarke von 24.639 Punkten rückt wieder näher. Allerdings lauern um die 24.500-Punkte-Marke herum technische Widerstände, wie gleich zum Handelsstart spürbar wurde. Die Auftaktgewinne, die den Dax über 24.500 Punkte geschoben hatten, bröckelten rasch ab. Im Wochenverlauf zeichnet sich dennoch ein Plus von fast anderthalb Prozent ab.
Der MDax zeigte sich am Freitagmittag kaum verändert mit minus 0,1 Prozent auf 31.085 Punkte.
Die Hoffnungen an den Finanzmärkten sind groß, auch wenn Trump sich in der Vermittlerrolle sieht und das Treffen als eine Art Vorstufe für ein potenzielles zweites Treffen darstellt. Gleichwohl: Eine einzige beiläufige Bemerkung am Rande der Gespräche und schon könnten deutliche Kursbewegungen an den Börsen folgen, erwartet Analyst Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management.
Robomarkets-Experte Molnar sieht großes Enttäuschungspotenzial, falls sich die Fronten zwischen den beiden mächtigen Männern verhärten oder ihre Positionen die Ukraine und auch die Europäer vor den Kopf stoßen. "Am Montag könnte deshalb sehr viel Ernüchterung am Aktienmarkt eintreten." Sollte es dagegen ernsthafte Fortschritte in Richtung eines Waffenstillstands geben, könnte nicht zuletzt das Thema Wiederaufbau der Ukraine stärker als Anlegerthema in den Fokus rücken.
Vor dem Gipfel gehen die Blicke aber erst einmal in Richtung Unternehmensmeldungen hierzulande und am Nachmittag dann zu zahlreichen US-Konjunkturdaten. Neben Einfuhrpreisen und Einzelhandelsumsätzen stehen die Industrieproduktion sowie das Konsumklima der Universität Michigan auf der Agenda. Vor allem eine erwartete gute Umsatzentwicklung im Einzelhandel dürfte laut den Experten der Helaba "die bereits ambitionierten Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed tendenziell dämpfen".
Nach einer Flut von Quartalsberichten in den vorangegangenen Tagen blieb es unternehmensseitig recht ruhig. Allerdings sackten im Nebenwerte-Index SDax die Aktien der erst kürzlich aufgenommenen Verve Group bei hohen Umsätzen um etwas mehr als 23 Prozent ab. Der schwedische Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung senkte die Zielspannen für den Nettoumsatz 2025 und für das bereinigte operative Ergebnis deutlich. Begründet wurde dies mit technischen Problemen und ungünstigen Wechselkursen.
Am MDax-Ende büßten die Papiere von Thyssenkrupp 5,2 Prozent ein, nachdem sie nach gesenkten Jahreszielen am Vortag bereits 9 Prozent verloren hatten. JPMorgan sieht mittelfristig weitere Kursrisiken und kappte daher das Kursziel für die Aktie des Stahl- und Industrieunternehmens. Selbst die neuen Prognosen seien schwer erreichbar, hieß es.
Im Dax waren Rheinmetall das Schlusslicht mit minus 2,6 Prozent, während BASF an der Index-Spitze um 2,2 Prozent stiegen. Konkrete Nachrichten gab es keine, doch nach den starken Kursgewinnen im Jahresverlauf hatten Anleger beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall zuletzt immer wieder Kasse gemacht. Im Fokus stehen dabei nicht zuletzt vage Hoffnungen auf einen Waffenstillstand oder perspektivisch vielleicht sogar einen Frieden in der Ukraine./ck/stk
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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